Mülheim. Wer gerne ausländische Gerichte kocht, braucht oft ganz ungewöhnliche Zutaten. In Mülheim gibt es mehrere internationale Lebensmittelgeschäfte.
Pelemeni aus der Kühltruhe gehören zu den Bestsellern im kleinen Lebensmittelmarkt von Nadezhda Ganopolskaya an der Eppinghofer Straße 123. „Das sind mit Fleisch gefüllte Teigtaschen, mit einem Beutel für sieben Euro kriegt man eine ganze Familie satt“, sagt sie lachend. Die leckere und gehaltvolle Nudelspeise stammen aus Russland, aber längst nicht alle Waren im kunterbunten Laden sind aus russischer Herstellung. Er heißt zwar „Russische Spezialitäten“, es gibt aber auch viele Produkte aus der Ukraine, aus Tschetschenien, Armenien, Moldawien, Kasachstan oder auch Polen.
Nadezhda Ganopolskaya führt ihr Geschäft seit zwölf Jahren (davor hieß es „Arthur“, nach dem vorherigen Inhaber). Die 63-jährige Kauffrau bezieht ihre Ware aus einem Speziallager. „Ich schaue beim Einkauf auf Qualität und Geschmack“, erklärt sie. Ihr Sortiment ist groß, umfasst sogar Kosmetikartikel und Dekoration – etwa Puppen, Teller und Tassen oder Standuhren. Auch Mützen liegen im Schaufenster, das gerade renoviert werden muss. Ganz vorne in der Mitte steht sogar ein hübscher Samowar.
Mülheimer Händlerin: „Unser Speck ist der beste der Welt“
Die Lebensmittel sind aber das das Herzstück des Minimarktes. Gurken und Gemüse im Glas zählen ebenso dazu wie Tees, Gewürze, Haferflocken und Sonnenblumenkerne, tiefgefrorene Torten und russisches Eis. In einer Vitrine entdeckt man geräucherte Fische - Selen, Lachs, Lesch oder Okun (Barsch) sind dabei. „Geräucherte Makrelen werden aber am häufigsten gekauft“, berichtet die Ladeninhaberin. Gut gehen bei ihr auch gesalzene Heringe und vor Feier- und Festtagen natürlich der Kaviar – echter oder auch falscher.
Ihr eingeschweißter Speck sei eine Delikatesse („der beste der Welt“), erklärt Nadezhda Ganopolskaya. Sie selbst isst auch unheimlich gerne die scharf eingelegten Tomaten kaukasischer Art aus dem Glas. Kinder und Erwachsene mögen die vielen Süßigkeiten. Darunter sind auch lose Bonbons in allen möglichen Farben, die abgewogen werden. Sekt und verschiedene Sorten von Wodka gibt es bei der Einzelhändlerin aus Eppinghofen natürlich auch. Der ukrainische Kartoffelbrand werde am meisten verlangt, sie führe aber auch tschetschenischen oder armenischen Wodka. Ein ganz besonderes Produkt aus ihrem Gewürzregal zeigt sie auch: Chmeli-Suneli ist eine kaukasische Gewürzmischung. „Man kann sie für fast alles verwenden, für Fleisch, Fisch, Gemüse. Sie duftet unheimlich gut, und wenn man damit kocht, riecht die ganze Straße danach und alle kriegen Hunger“, sagt Nadezhda Ganopolskaya. Ein echter Geheimtipp also.
Asia-Laden in Mülheimer City verkauft „gesunde Bittermelonen“
Insiderwissen bekommt man auch bei „Village Foods - Taste of Tradition“ vermittelt, einem hübsch eingerichteten kleinen Markt für asiatische Lebensmittel an der Leineweber Straße 31. Seit 2017 verkaufen die Brüder Shangevan (28) und Sugevan (34) Pathmanathan dort verschiedenste Zutaten für die asiatische Küche. „Zunächst waren es hauptsächlich indisch-tamilische Waren, dann haben wir auch thailändische, chinesische, japanische und südkoreanische Artikel mit ins Sortiment genommen“, erzählt Shangevan Pathmanathan.
Fast 1000 Produkte habe man im Angebot, 70 Prozent der Artikel gebe es im üblichen Supermarkt nicht – oder nicht in derselben Vielfalt. In der Kühlvitrine fürs frische Gemüse liegen Kasava (Maniok), violette Auberginen, Kurkuma-Wurzeln, Moringa-Stangen oder auch Karelas (Bittermelonen). „Bittermelonen sind sehr gesund und senken den Blutzuckerspiegel“, weiß der Ladeninhaber zu berichten. Die Süßspeise Jalabi in knalligem Orange (Hefegebäck mit Zuckersirup) oder Küchlein in anderen Farben und Formen, die direkt neben dem Gemüse liegen, gehören eher in die Kategorie „Sünde“. „Das sind indische Desserts, die sehr sehr süß sind“, weiß Shangevan Pathmanathan.
Räucherstäbchen gehören auch zum Sortiment
Auf Gewürze, Saucen und Pasten, auf asiatische Nudeln und Suppen sowie auf tiefgefrorene Meeresfrüchte sei das Geschäft besonders spezialisiert. Es gibt aber auch Reis, Bohnen, Linsen, Nudeln jeder Art, Knabbersachen oder verschiedene Mehle. Bekanntes aus dem Eisfach wie Gyoza-Taschen, Mochi-Eis oder Naan-Brote kann man ebenso erstehen wie unbekanntere Tiefkühlwaren wie Knoblauchpüree, Haifischfleisch oder Pandan-Blätter (gelten als Superfood und schmecken vanillig). So manches andere Lebensmittel ist mit der Aufschrift „hot“ oder „spicy“ gekennzeichnet. Die asiatische Küche setzt eben oft auf Schärfe.
Die Kundschaft stamme, so Shangevan Pathmanathan, zu 50 Prozent aus asiatischen Familien, aber auch viele Hobbyköche und -köchinnen mit deutschen Wurzeln sind dabei. An der Kasse finden die Besucherinnen und Besucher auch einige Süßigkeiten und außerdem nicht Essbares vor, etwa Räucherstäbchen, mit denen sich zusätzlich zu den asiatischen Speisen auch eine fernöstliche Atmosphäre ins Esszimmer zaubern lässt.
Afrikanischer Händler in Mülheim: „Alle wollen Yam“
Versteckt in Hinterhof liegt der „Kumasi Market“, ein afrikanischer Lebensmittelmarkt an der Eppinghofer Straße 142. Seit rund zehn Jahren ist Kwabena Ahenkan (63) hier mit seinem Team am Start, vor allem Ghanaer, aber auch Menschen, die aus anderen westafrikanischen Ländern stammen, und einige gebürtige Deutsche kaufen bei ihm ein. Die Lagerhalle ist einfach eingerichtet, die Ware hängt an der Wand, liegt in Regalen oder lagert in großen Kisten oder im Gefrierfach. Sein erfolgreichster Artikel: Yam (oder Yams), ein Wurzelgemüse, das er aus Ghana bezieht und das in Afrika wie Kartoffeln verzehrt wird (ungekocht sollte es nicht gegessen werden). Eine Yam ist allerdings um einiges größer und schwerer als eine europäische Kartoffel.
Neben den dicken Knollen entdeckt man weitere frische Waren: Maniok, Ingwer, Okraschoten, kleine Auberginen und auch Platains (Kochbananen) und die „sehr gesunden“ Hahan-Blätter. Manches Gut kommt direkt aus Ghana, andere Waren kaufe er in Holland oder Belgien auf dem Großmarkt ein, erzählt der Geschäftsmann. Zum Beispiel Stockfisch, der aus Südeuropa stammt. Aufgestapelt sind im Eingangsbereich kleine Säcke mit granuliertem Maniok oder mit Fufu, dem Mehl aus den Plantain-Bananen. „Daraus macht man einen Püree“, erklärt Kwabena Ahenkan. Auch große Beutel mit Platain-Chips gibt es zu kaufen – und einige Lebenmittel in der Dose wie beispielsweise Makrelen in Tomatensauce. Britische Shortbreads und afrikanischer Haarschmuck mischen sich auch ins Sortiment.
Reis für die ganze Familie: Da braucht man 20-Kilo-Säcke
In einer Tiefkühltruhe findet man Hähnchen, aber auch Rinderpfoten und Schweinefüßchen sowie tiefgefrorenes Gemüse. Zum Beispiel Ndolé aus Bitterspinatblättern. Das Gemüse aus Kamerun ähnelt im gefrorenen Zustand dem deutschen gehackten Spinat. Im hinteren Berreich des Ladens lagern auch 18- oder 20-Kilo-Säcke mit Reis. „Für die ganze Familie, da braucht man viel“, sagt Kwabena Ahenkan und er verrät, dass er selbst sieben Kinder hat. „Deswegen verkaufen wir auch Essen, weil wir selbst viel essen“, scherzt er. Am Ausgang steht ein alter Kaugummiautomat über den sich vor allem die Kinder freuen.
In Mülheim gibt es noch mehr Supermärkte mit internationalem Sortiment, zum Beispiel einige große oder kleinere türkische Märkte wie Sila, Denge oder Elif an der Eppinghofer Straße, Inci an der Friedrich-EbertStraße oder Bagdad an der Leineweber Straße. In Styrum findet man Karadeniz und Grüner Tal an der Oberhausener Straße, in Dümpten Denge an der Schaaphausstraße, in Speldorf Mali an der Duisburger Straße. Afrikanische Waren gibt es auch im Noussy Afro Shop oder bei Lakshmi Best Food (auch Asiatisches) an der Eppinghofer Straße. Schlesische Lebensmittel verkauft ein Laden in der Wallstraße. Alle Angaben sind unter Vorbehalt, denn immer wieder machen Geschäfte zu oder auf. Geschlossen wurden beispielsweise der African Market in der Charlottenstraße oder der polnische Euromarket an der Saarner Straße. Sollten Sie einen weiteren internationalen Laden kennen, schreiben Sie uns unter redaktion.muelheim@waz.de.
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