Mülheim. Nach einem Unwetterschaden wurden im Mülheimer Möbelhaus zwei Etagen umgebaut und modernisiert. „Beim Preis immer fragen“, rät die Chefin.
„NEU-Eröffung nach Totalumbau“ - überall im Erdgeschoss von Möbel Bernskötter baumeln rot-weiße Schilder. Auch 130 Jahre nach seiner Gründung will das Mülheimer Familienunternehmen mit der Zeit gehen. Dass der Umbau teilweise erzwungen war, sieht man nicht mehr. Nach einem Wasserschaden im Juli 2023 musste das Untergeschoss komplett saniert werden. Das Erdgeschoss stand sowieso auf der Renovierungsliste. Nun ist alles fertig.
Im Parterre blüht es schon frühlingshaft auf Bettwäsche und Tischdecken, der Weihnachtsmarkt ist spurlos verschwunden, die ersten Gartenmöbel ziehen ein. Hier, in der Fachabteilung, setzt Bernskötter verschiedene Markenshops verstärkt und vergrößert in Szene: Joop, Schlafgut, WMF. Die Zeiten, in denen No-Name-Produkte gleichrangig neben hochwertigen Marken standen, seien vorüber, meint Geschäftsführerin Janine Bernskötter, Vertreterin der fünften Generation. „Der Trend, dass alle nur auf den Preis gucken, ist vorbei.“ Nach ihrer Beobachtung boomen Markenwaren gerade in Krisenzeiten: „Kunden sind bereit, mehr zu investieren, um ein Gefühl von Sicherheit zu bekommen, Versprechen von Garantie und Qualität.“
Mülheimer Möbelhaus-Chefin: Preisoffensive von Ikea kein Problem
Jedenfalls für die Kundschaft von Bernskötter scheint dies zu gelten. Dass beispielsweise Ikea gerade eine Preisoffensive durchzieht, auch eigene Klassiker deutlich günstiger verkauft, sei kein Problem für ihr Haus, erklärt die Chefin. „Ikea-Kunden sind eine spezielle Zielgruppe. Entweder, sie wachsen irgendwann raus, oder sie sind Fans. Deshalb merken wir das gar nicht.“ Anders sieht es mit den Großflächen-Konkurrenten XXXLutz, Ostermann oder Hardeck aus, deren Sortiment dem von Bernskötter ähnlich ist, deren Preisdruck spürbar. „Wir sind nie die Günstigsten gewesen, aber ein Markenhaus mit sehr fairen Preisen.“
Im Untergeschoss laden breite Cordgarnituren zum Probesitzen ein, in Beige, Rosa, Hellblau. Auch Bernskötter folgt dem aktuellen Skandi-Style, dem nordisch-gemütlichen Einrichtungstrend: „Helle Farben, weiche Materialien, alles sehr heimelig“, beschreibt Janine Bernskötter. Die unterste Etage des Möbelhauses heißt seit der Neueröffnung „trendoo“. Früher war sie für „junges Wohnen“ reserviert, nun sollen hier alle Altersgruppen bedient werden, die etwas Modernes zu gemäßigten Preisen suchen, quer durch die Bereiche Schlafen, Essen, Polster, Wohnen, Garderobe.
Umbau im Untergeschoss: Keine Zwangswege für die Kunden mehr
Auch hier habe man die Präsentation dem aktuellen Trand angepasst, erläutert Janine Bernskötter: „Zwangswege wie früher gibt es nicht mehr. Die Kunden möchten sich frei bewegen, überall durchschleichen.“ Alles wirke lockerer, dafür steht im Souterrain auch etwas weniger Ware als vor dem Umbau.
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Alle Spanwände mussten hier entfernt werden, die Vinylböden komplett erneut, alles war durchnässt nach dem Unwetter im vergangenen Juli. 4000 Quadratmeter hätten unter Wasser gestanden, schildert die Geschäftsführerin, so wie neun Jahre zuvor, als „Ela“ durchzog. Und Ähnliches könne immer wieder passieren, obwohl eine große Pumpe auf dem Parkplatz stehe. Denn die Dachentwässerung führe größtenteils durch das Gebäudeinnere, bei Starkregen könnten die Kanäle die Wassermassen nicht fassen, die Rohre im Keller dem Druck nicht standhalten. „Zum Glück haben wir eine sehr gute Versicherung.“
Onlinegeschäft spielt bei Bernskötter noch kaum eine Rolle
Generell blickt die junge Unternehmerin optimistisch in die Zukunft, obwohl der Wettbewerb im Möbelhandel hart sei. Das Onlinegeschäft spiele bei Bernskötter noch keine große Rolle, sie schätzt dessen Anteil auf fünf Prozent. „Ich glaube, Möbel werden immer stationär gekauft. Die Leute wollen sich vorher selber aufs Sofa setzen.“ Und beim Preis sei stets Verhandlungsspielraum: „Man sollte immer einfach fragen. Warum nicht?“
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