Mülheim. Nach dem anhaltenden Regen der letzten Tage hat der Saarner Ruhrdeich ein Leck. Welche Auswirkungen das hat, wie Experten die Lage einschätzen.
Es klingt dramatischer als es aller Voraussicht nach ist, und doch lässt die Nachricht aufschrecken: Der Ruhrdeich auf der Saarner Seite ist durch den anhaltenden Regen der vergangenen Tage nicht nur aufgeweicht und instabil, sondern hat nun auch noch ein Leck. Wie die Deichgräfen bei einer ihrer regelmäßigen Kontrollen am Donnerstag feststellten, ist der Deich undicht. Er lässt kontinuierlich Wasser, wenn auch nicht in rauen Mengen. Der Grünstreifen auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist – wie auch schon über die Weihnachtstage – unterspült.
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Für den Deichverband Grund genug einzuschreiten: Er informierte die Behörden, Umweltamt und Vertreter der Bezirksregierung rückten am Donnerstagnachmittag zu einer Begehung aus. Tenor: Kein Anlass für großen Alarm, für Vorsicht aber allemal. „Wir haben seitdem auf Geheiß der Bezirksregierung jede Stunde Kontrollgänge gemacht, auch nachts“, berichtet Deichgräf Ralf Neitzel am Freitag. Geschlafen habe er in der Nacht zuvor nicht wirklich.
Durchbruch des Mülheimer Deiches eher unwahrscheinlich
Das schlimmste denkbare Szenario: ein Durchbruch des Deiches. Das aber, so Neitzel, sei aus seiner Sicht zu keinem Zeitpunkt ernsthaft wahrscheinlich gewesen. „Dafür war der Ruhrpegel auch längst nicht hoch genug und das Leck auch nicht groß.“ Selbst bei einem ähnlichen Zustand während des Jahrhunderthochwassers 2021 habe der Deich gehalten, „aber man kann es nie genau wissen“, so Neitzel.
Im Gegensatz zu damals, als die Ruhr eben deutlich höher stand und die dreifache Durchflussgeschwindigkeit im Vergleich zur derzeitigen hatte, sei nun der dauerhafte Regen das Problem. „Eine echte Schwachstelle“, bewertet Volker Neuhaus, ebenfalls Deichgräf, die Situation. „Der Boden ist total aufgeweicht, und das macht die Lage so speziell.“ Mehr als abzuwarten und zu beobachten bliebe ihnen kaum übrig. „Gut, dass es die kommenden Tage nicht mehr regnen soll.“ Andernfalls, so Neuhaus, „könnte es bei gleichen Bedingungen früher oder später zu einem Durchbruch kommen“.
Frost in Mülheim - was bedeutet das für den Deich?
Statt Dauerregen sind aber Temperaturen um den Gefrierpunkt angekündigt. Was bedeutet das für den Deich? Hier scheiden sich die Ansichten. Während die einen meinen, Bodenfrost wäre gut, um das Aufweichen des Deichs zu stoppen, fürchten andere, das sich beim Gefrieren ausdehnende Wasser könnte weitere Schäden im ohnehin schon gebeutelten Schutzwall hinterlassen. „Ich denke, weder das eine noch das andere wird kommen“, sagt Ralf Neitzel. „Laut Wettervorhersage werden die Temperaturen nur knapp unter Null liegen. Das reicht längst nicht, damit der Bodenfrost in den Deich eindringt.“
Das Hochwasser sei schnell gekommen und, so sagt es Neitzel voraus, „wird auch schnell wieder gehen“. Der Ruhrpegel in Hattingen ist über Nacht bereits deutlich gefallen und sinkt infolgedessen auch in Mülheim kontinuierlich. „So wie es aussieht, sind wir nochmal mit einem blauen Auge davongekommen, und bis jetzt hat der Deich doch immer gehalten.“ Eine Straßensperrung, die als mögliche Maßnahme im Raum gestanden hatte, werde es wohl nicht brauchen, und auch der benachbart gelegene Auehof werde voraussichtlich nicht evakuiert werden müssen. „Wir hatten dort aber sicherheitshalber Bescheid gegeben“, erklärt Ralf Neitzel.
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Ähnlich wie die beiden Deichgräfe bewertet auch die Feuerwehr die Lage zwar so, dass eine permanente Überwachung nötig ist, aber längst nicht als alarmierend. „Die Leckage ist glücklicherweise überschaubar und das austretende Wasser nimmt keine Sedimente mit“, sagt Florian Lappe. Er ist als Einsatzleiter mehrmals am Tag vor Ort, um die Entwicklung zu beobachten. „Ich möchte an dieser Stelle nochmal eindringlich warnen. Der Deich sollte unter keinen Umständen betreten werden.“ Durch den aufgeweichten Boden sei keine Stabilität gegeben, es könne durchaus passieren, dass man abrutscht.
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