Mülheim. Die Nachricht kam überraschend: Der Ringlokschuppen trennt sich von seiner Leiterin Dr. Dr. Daniele Daude. Warum? Und wie geht es nun weiter?
Sie hatte offiziell erst im Juni angefangen, nun verlässt Dr. Dr. Daniele Daude den Ringlokschuppen schon wieder. Auf Betreiben ihres Arbeitgebers, des Vereins Kultur im Ringlokschuppen (KiR e.V.). Die Aufgaben der Geschäftsführerin übernimmt nun die kaufmännische Leiterin Leonie Arnold. Wer die künstlerische Leitung des Kulturzentrums künftig übernehmen soll, ist offen. Dazu sei man untereinander im Gespräch, erklären alle Befragten. Ansonsten halten sie sich aber recht bedeckt.
Welche Gründe zur Trennung von Daniele Daude geführt haben, will KiR, der Trägerverein und Verwalter des Ringlokschuppens, nicht öffentlich kundtun: „Verstehen Sie bitte, dass wir uns zu Personal- und Vertragsangelegenheiten nicht äußern können. Das würde dem Ringlokschuppen nicht zu Gesicht stehen und wäre in unseren Augen unlauter“, erklärt der KiR-Vorstand – also Christine Brinkmann, Christine Klingbeil und Harald Schulte – auf Anfrage.
Verein will Fragen mit Stadt Mülheim und Ministerium klären
Man stehe aber hinter dem Zitat der ersten Pressemitteilung: „Wir bedanken uns bei Daniele Daude für die bisher geleistete Arbeit und das hohe persönliche Engagement“. Mit der Arbeit von Leonie Arnold, die zeitgleich mit Daniele Daude im Ringlokschuppen antrat, sei man sehr zufrieden. Daher wolle man ihr die Geschäftsführung übertragen.
„Die Frage nach der künstlerischen Leitung werden wir mit dem Kulturderzernat der Stadt, dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft sowie mit der Dramaturgie im Ringlokschuppen und Leonie Arnold besprechen“, heißt es seitens des Vorstandes. Mit einer Findungskommission, die sich im letzten Jahr für Daude und Arnold ausgesprochen habe, habe man gute Erfahrungen gemacht. „Es hat dem Ringlokschuppen aufgezeigt, wie wichtig ein Austausch und ein differenzierter Blick auf die Arbeit eines Kulturortes ist. Hier kann ein ehrenamtlicher Verein und Vorstand nur von der Expertise von Fachkräften profitieren.“
„Verein hat sich nicht von dem Menschen und der Künstlerin getrennt“
Die Vorsitzende des Beirates des Ringlokschuppens, Angelina Spiegel (CDU), will sich zu den Ereignissen nicht äußern. Kulturdezernentin Dr. Daniela Grobe erläutert, eine Kündigung sei Sache des Vereins, denn der KiR sei ja der Arbeitgeber. Zu den Hintergründen erklärt sie: Man habe sich wohl nicht von dem Menschen und der Künstlerin getrennt, sondern von der Geschäftsführerin. Es hat dem Vernehmen nach wohl unter anderem in Fragen der Verlässlichkeit hinsichtlich von Absprachen und Terminen sowie in der Kommunikation im Team Unstimmigkeiten gegeben.
„Wichtig ist es den Finanziers, also der Stadt und auch dem Land, dass der Ringlokschuppen als Institution so wenig Schaden wie möglich nimmt. Er ist eine bedeutende Einrichtung in NRW und kulturpolitisch wichtig“, macht die Kulturdezernentin deutlich, und sie findet: „Es ist ja gut, dass der Vereinsvorstand sich schnell gekümmert hat. Alle Gremien sind informiert. Ministerium und Stadt werden den weiteren Prozess jetzt eng begleiten.“
Programm im Mülheimer Ringlokschuppen läuft normal weiter
Der Betrieb im Ringlokschuppen werde, so Grobe, ganz normal weiterlaufen, das Dramaturgie-Team habe sich in den letzten Wochen dafür sehr eingesetzt und werde das auch weiter tun. Intern und im Verbund aller Beteiligten werde man überlegen, wie eine künstlerische Leitung wieder installiert werden könne.
Dr. Dr. Daniele Daude selbst erklärte auf Anfrage, sie wolle sich gerne zu den Ereignissen äußern, aber nicht telefonisch. Sie erwäge wegen mehrerer Presseanfragen eine Pressekonferenz zu geben. Einen Termin dafür gibt es aber noch nicht.
Mülheimer Kulturpolitiker überrascht und teils verärgert
Der Kulturausschuss war erst kürzlich in nicht-öffentlicher Sitzung über die Freistellung von Daniele Daude informiert worden. „Wir waren alle ziemich überrascht über diese Entwicklung und haben uns auch etwas darüber geärgert, dass vorher mit der Politik in keinster Weise über das Thema geredet wurde“, berichtet Hansgeorg Schiemer, Kulturpolitiker der CDU. Der Ringlokschuppen erhalte eine nicht unwesentliche finanzielle Unterstützung seitens der Stadt. „Da sollte man relevante Angelegenheiten mit den politischen Entscheidungsträgern besprechen. Wir wünschen uns da einen partnerschaftlicheren Umgang mit dem Trägerverein.“
Die personelle Veränderung an der Spitze des Ringlokschuppens ist nur eine von mehreren, die es im letzten Jahr im Ringlokschuppen gegeben hat. Nach dem Ausscheiden von Matthias Frense (Geschäftsführer und künstlerischer Leiter) und Andrea Friedrich (kaufmännische Leitung), die Jüngeren Platz machen und sich beruflich anders orientieren wollten, sind auch weitere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf eigenen Wunsch fortgegangen. Aktuell ist die Stelle des technischen Leiters und der Kuratorin für Popkultur unbesetzt. Zwei Mitarbeiterinnen befinden sich zudem in Elternzeit, berichtet Pressesprecher Leonard Tieben (ebenfalls recht neu am Haus). Eine weitere Produktionsleiterin sei aber kürzlich eingestellt worden.
Verein KiR sieht gute Perspektive für das Mülheimer Kulturzentrum
„Dass es eine ganze Reihe an personellen Änderungen gegeben hat, ist uns aufgefallen“ kommentiert dazu Kulturdezernentin Daniela Grobe. „Es war aber auch so eingestielt worden, dass man das Team verjüngen wollte.“ KiR äußert sich zum Stab der Mitarbeitenden folgendermaßen: „Das Team des Ringlokschuppens ist ein diverses Team, welches zum Teil frische Impulse bringt, welches auch eine feste Konstante im Haus bildet. Es hat sich in den letzten Jahren gefunden und ist stark und eng zusammengerückt.“ Das zeige, dass es eine sehr gute Perspektive für das Haus gebe – und eine Idee davon, welche aktuellen Fragestellungen und Themen mit Künstlerinnen und Künstlern in Projekten und Produktionen (in einem kuratierten Programm) behandelt werden sollten.