Mülheim. Eine Mülheimerin fällt auf eine gefälschte SMS ihrer Bank herein. Sie sagt: „Eigentlich kennt man solche Maschen.“ Jetzt ermittelt die Polizei.
Eine SMS kam auf dem Handy an. Ingrid Jestrich las die angebliche Nachricht ihrer Bank, der Deutschen Bank, mit der Bitte, in Sachen Onlinebanking aktiv zu werden: „Ihre Registrierung für die PhotoTAN App läuft am 27.10.2023 ab. Jetzt erneuern:… “ Es folgte ein Link. „Eigentlich kennt man solche Maschen“, sagt die Mülheimerin. „Ich hatte auch ein blödes Bauchgefühl, aber ich war mit meinen Gedanken woanders.“
Die 66-Jährige folgte dem Link und gab ihre Daten ein: Filialnummer, Kontonummer, PIN. Gescheitert sei sie dann, als es abschließend darum ging, den QR-Code zu scannen, den sie von der Deutschen Bank als Schlüssel zum Onlinebanking per Post erhalten und abgeheftet hatte. „Das habe ich irgendwie nicht hingekriegt.“ Letztlich zu ihrem Glück. Unterschwellig habe sie sich zwar die ganze Zeit gefragt: „Was machst du da eigentlich?“ Doch gestoppt habe das ungute Gefühl sie nicht, gibt Ingrid Jestrich zu.
Mülheimerin bekommt Phishing-SMS und fällt darauf rein
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Die Website, auf der sie landete, erschien ihr „komplett professionell gemacht“. Übersehen hat sie wohl die fehlerhafte Anrede: „Lieber Deutschebank Kunde“. Die Deutsche Bank spreche sie in jeglicher Korrespondenz stets korrekt und persönlich mit Namen an, sagt sie im Nachgang. Die Bank fordere sensible Daten auch stets postalisch an. Alles spricht dafür, dass Ingrid Jestrich eine Fake-SMS bekommen hat, mit der Unbekannte Viren auf ihrem Handy installieren oder ihr Onlinebanking-Konto knacken wollten. „Smishing“ wird diese aktuelle Betrugsmasche genannt - ein zusammengesetzter Begriff aus SMS und Phishing (Abfischen von Daten).
Ingrid Jestrich hat sich bei der Deutschen Bank gemeldet, ihr Konto überprüfen und vorübergehend sperren lassen, eine neue Online-PIN erhalten. Und sie hat am selben Tag Strafanzeige erstattet, was die Polizei auf Anfrage bestätigt. „Es kommt täglich bundesweit zu Phishing-Versuchen im digitalen Raum“, ergänzt eine Polizeisprecherin. Für den Bereich Essen und Mülheim sei derzeit allerdings keine besondere Häufung solcher Fälle festzustellen.
Schon das Versenden fingierter Mails oder SMS ist strafbar
Strafrechtlich gibt es hier mehrere Ansatzpunkte. So ist laut polizeilicher Auskunft schon das Versenden fingierter Mails/SMS-Nachrichten oder das Erstellen gefälschter Websites ein Tatbestand gemäß § 269 StGB (Fälschung beweiserheblicher Daten). Falls der Phishing-Angriff Erfolg hat (was bei Ingrid Jestrich nicht der Fall war), können die Täter wegen des Ausspähens von Daten oder wegen Computerbetrugs belangt werden.
In der polizeilichen Kriminalstatistik werden „Angriffe auf das Online-Banking“ seit einigen Jahren als spezielles „Phänomen“ dokumentiert. Im Vorjahr, 2022, wurden in Essen und Mülheim insgesamt 26 solcher Fälle erfasst, drei sind offenbar aus dem Ausland heraus begangen worden.
Verbraucherzentrale rät: Betrügerische Mails vor dem Löschen weiterleiten
Fake-SMS sind, ebenso wie Phishing-Mails, eine verbreitete Betrugsmasche, vor der Polizei und Verbraucherschützer dringend warnen. Das Landeskriminalamt hat auf seiner Homepage (lka.polizei.nrw) ausführliche Präventionshinweise veröffentlicht sowie ein Info-Video. Auch auf der Website der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen findet man umfangreiche Informationen zu gefährlichen SMS sowie die wichtigsten Regeln zum Umgang mit ihnen: Keinesfalls Zugangsdaten über den angetippten Link eingeben! Niemals die Installation einer neuen App erlauben! Nicht auf die SMS antworten!
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Betrügerisch wirkende SMS können auch an den Phishing-Radar der Verbraucherzentrale weitergeleitet werden (phishing@verbraucherzentrale.nrw). Sie werden gesammelt, ausgewertet und exemplarisch veröffentlicht, um vor den neuesten Varianten zu warnen. Aktuell betroffen sind keineswegs nur Kundinnen und Kunden der Deutschen Bank. Die Verbraucherschützer dokumentieren auch dubiose SMS, die angeblich von der Commerzbank, Sparkasse, Volksbank, DKB oder vom Finanzamt stammen.
Mülheimerin möchte andere warnen
Ingrid Jestrich zieht ihre persönliche Lehre aus dem Vorfall. Die Mülheimerin sagt: „Ich hätte sofort auf mein Bauchgefühl hören sollen. Gott sei Dank hat es keinen Schaden gegeben.“ Doch sie möchte andere warnen. Sie sei offenbar kein Einzelfall. Auch bei ihrem Partner haben es die mutmaßlichen Betrüger versucht.
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