Mülheim. Beim Besuch von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil in Mülheim gab es eine bewegende Begegnung mit geflüchteten Menschen.

Wie werden Menschen, die sich aufgrund ihrer Lebenssituation schwertun, an den ersten Arbeitsmarkt herangeführt? Begleitet vom Mülheimer SPD-Bundestagsabgeordneten Sebastian Fiedler und dem SPD-Landtagskandidaten Rodion Bakum, machte sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil am Montag in der bbwe-Werkstatt an der Saalestraße im Speldorfer Hafen ein eigenes Bild.

Bevor sich Heil vom Prokuristen der gemeinnützigen Gesellschaft für Beratung, Begleitung und Weiterbildung (bbwe), Stefan Trost, durch die Werk- und Schulungsräume führen ließ, vergaß er, 13 Tage vor der Landtagswahl, nicht den Werbeblock für seinen 31 Jahre jungen Parteifreund. „Ich möchte, dass Rodion Bakum in den Landtag kommt, weil er mit seiner eigenen Biografie zeigt, was sozialer Aufstieg durch Bildung im besten sozialdemokratischen Sinn bedeutet. Aber weil ich ihn selbst nicht wählen kann, müssen das andere tun.“

Arbeitsminister informiert sich in Mülheimer bbwe-Werkstatt

So viel Parteipolitik musste in Wahlkampfzeiten sein, ehe sich der Minister beim Rundgang durch die Holz- und Malerwerkstatt, den Computer- und Druckerraum, den Logistikbereich und den Sprachkursraum den dort arbeitenden Menschen und den Detailfragen der beruflichen Qualifizierungsförderung zuwenden konnte.

Im Gespräch mit dem Minister berichtete Stefan Trost von den grundsätzlichen Problemen bei der Anerkennung ausländischer Bildungs- und Berufsabschlüsse und über die aktuell nur schwer zu meisternde Herausforderung, angesichts der ukrainischen Flüchtlinge, Ukrainisch sprechende Lehrkräfte zu gewinnen. „In Deutschland sind insgesamt 1400 amtliche Stellen für die Anerkennung ausländischer Abschlüsse zuständig. Da müssen wir schnell besser werden. Denn es kann nicht sein, dass qualifizierte Fachkräfte als unterbezahlte Helfer arbeiten müssen, weil ihre im Heimatland erworbene Berufsqualifikation bei uns nicht anerkannt wird“, gab sich der Arbeitsminister einsichtig und lernbereit.

Geflüchtetes Ehepaar aus Syrien dankt für die Aufnahme in Deutschland

Bewegend wurde es, als Heil in einem Werkraum mit einem aus Syrien geflohenen Ehepaar sprach, sie gelernte Kosmetikerin und er studierter Bauingenieur. „Sie wissen ja, was in unserem Land passiert ist. Wir möchten uns herzlich dafür bedanken, dass uns Deutschland aufgenommen und unterstützt hat. Und wir wollen allen Deutschen für ihre Großherzigkeit danken.“ Der sichtlich gerührte Minister bedankte sich für das unerwartete Lob: „Danke, dass Sie das so sagen. Ich werde es dem Bundeskanzler gerne ausrichten. Und ich hoffe, dass die Menschen in Deutschland weiter so großherzig bleiben.“

Auf Heils Frage: „Was wollen Sie dem Bundesarbeitsminister, dem Mülheimer Bundestagsabgeordneten und dem künftigen Landtagsabgeordneten ins politische Stammbuch schreiben?“ antwortete bbwe-Prokurist Trost: „Bitte vergessen Sie die außerbetriebliche Ausbildung nicht. Denn wir sind kein Sozialverband, sondern ein freier regionaler Träger ohne politische Lobby, der eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe erfüllt, indem er Menschen in sozial sehr schwierigen Lebensverhältnissen für den Arbeitsmarkt aktiviert.“