Mülheim. Weite Hosen, Glitzer-Anzüge, Energie pur: Am Samstag fand in Mülheim die DTHO Hip-Hop-Meisterschaft statt. Dabei ging’s um mehr als nur um Tanz.
Mülheim tauchte am Samstag ein weiteres Mal ein in die atemberaubende Welt des Hip-Hops: Bei der Deutschen DTHO Hip-Hop Teams Meisterschaft traten 150 Teams mit insgesamt 2042 Tänzern und Tänzerinnen in der Westenergie Sporthalle gegeneinander an: von 8 Uhr in der Früh bis 23 Uhr am späten Abend. Und gleich drei Meistertitel gingen nach Mülheim.
Beim Betreten der Halle schallt einem der Bass direkt entgegen. Hier herrscht Energie pur, erzeugt durch die Musik, die Zuschauer und vor allem durch die hoch motivierten Tänzerinnen und Tänzer. Jedes Team hat seine eigene Kleidung: weite Hosen, Bomberjacken, Glitzer-Anzüge, Mützen. Bei den Klamotten gibt’s kaum Grenzen. Auf zwei Bühnen tanzen sich die Gruppen nacheinander durchs Turnier. Während die einen noch im Rampenlicht stehen, machen sich die anderen im abgedimmten Teil der Halle schon bereit, damit keine langen Wartezeiten entstehen.
Für echte Gänsehautmomente sorgen die Tänzer und Tänzerinnen in der Mülheimer Halle
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Am Rand der Bühne sitzen viele andere Teams, singen und tanzen mit, jubeln und klatschen. Der Eindruck: Es herrscht kaum Konkurrenz, sondern vor allem Freude an Musik, Tanz und an dieser besonderen Kultur. Die simple Ausgestaltung der Halle tut der Veranstaltung gut, kein Schnick-Schnack, hier konzentriert sich alles aufs Wesentliche: Energetisch mit kraftvollen Bewegungen und Emotionen tragen die Tänzer und Tänzerinnen ihre Choreographie vor und sorgen für Gänsehautmomente. Jeder Auftritt wirkt professionell, bis aufs kleinste Detail einstudiert.
Immer wieder stehen die Teilnehmer der Meisterschaft vor den Listen und überprüfen, wann ihr großer Auftritt bevorsteht. Während die einen diesen schon hinter sich haben, fiebern die anderen ihm noch entgegen. Draußen vor der Halle wärmen sie sich auf, dehnen sich, singen und schreien Schlachtrufe.
Trainer: „Bei uns kommen Leute zusammen, die sonst nie zusammenkommen würden“
Auch die Tanzgruppe „Quasimodo“ wartet gespannt, bis sie endlich auf die Bühne kann. Marvin Schröder (38) und Simon Peeters (24) sind die Trainer. Dem Duo geht geht es nicht nur ums Tanzen: „Hip-Hop spielt auch privat eine große Rolle, ich mag Hip-Hop als Kultur“, erzählt Marvin Schröder, der Gründer der Tanzgruppe. Er ist begeistert von der „Community“, liebt es „den anderen Teams zusehen“, sich gegenseitig „zu pushen“ und dieses Zusammengehörigkeitsgefühl. „Bei uns kommen auch Leute zusammen, die sonst niemals zusammenkommen würden.“
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Apropos Leute, die sonst nicht zusammenkommen würden: „Eigentlich habe ich mit Hip-Hop nichts zu tun, aber meine Tochter tanzt hier“, erzählt Besucher Michael Großmann. „Ich finde es faszinierend und würde nicht sagen, dass ich kein Fan bin. Aber ich bin halt 61 Jahre alt. . . Deshalb komme ich ausschließlich durch meine Tochter damit in Berührung.“
Auch Anne Schumann hat eher weniger mit Hip-Hop am Hut: „Ich komme auch ausschließlich durch meine Tochter dazu. Es ist aber spannend, die verschiedenen Choreos zu sehen“, so die 41-Jährige. Sie war schon in mehreren Städten auf Hip-Hop-Events, und auch in Mülheim ist sie nicht zum ersten Mal. Doch die Stadt kann gleich durch zwei Aspekte punkten: „Es ist hier größer als in anderen Städten. Und was man sagen muss: Das Catering ist mega. Das hat sich auf jeden Fall verbessert.“
„Wir machen das als Hobby, aber wir haben schon einen Anspruch“
Die Gruppe „Xact“ schnappt draußen noch mal Luft, bevor es auf die Bühne. Sie kann schon auf Erfolge zurückblicken: vierter bei der deutschen UDO Meisterschaft und dieses Jahr sogar Süddeutscher Meister. Das alles wurde unter anderem durch Trainerin Lara Raschdorf ermöglicht; im Gespräch mit ihr wird sofort die Leidenschaft für Hip-Hop deutlich: „Dieser ganze Vibe und der Hip-Hop-Style beeindrucken mich.“ Neben dem Tanzen gebe es noch Freizeit, Beruf und Schule: „Wir machen das als Hobby, aber wir haben schon einen Anspruch“, erzählt die Trainerin.
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Beim Beobachten der kunterbunten Teams und ihrer konzentrierten Aufritte fällt an allen Ecken und Enden auf: Hip-Hop ist längst nicht nur Tanz. Es sind Musik, Kleidung und die unterstützende Gemeinschaft, die diese Kultur ausmachen.
Die Teams „Beat Shakers“, „b2b“ und „Majestics“ dürfen sich Deutsche Meister nennen
Organisiert hat das Vergnügen erneut die TSR Dance Academy in Kooperation mit den Ritter Danceevents. Die Mülheimer wurden wieder reich belohnt: Denn neben viel Applaus ergatterten sie auch gleich drei deutsche Meistertitel. Die 12- bis 14-jährigen „Beat Shakers“ durften sich in der Kategorie Kids L-Teams darüber freuen, die 16-Jährigen der Gruppe „b2b“ (Juniors 2 S-Team) konnten jubeln und – last but not least – auch die „Majestics“, ein Team von 18- bis 21-Jährigen (Adults S-Teams).
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