Mülheim. Eins sein mit dem Meer: Der Mülheimer Torben Kuhlmann fährt ein Kanu polynesischen Ursprungs – jetzt trat der 25-Jährige bei der WM auf Samoa an.

Im aufgepeitschten Ozean vor Samoa hat der Mülheimer Torben Kuhlmann kürzlich um den Weltmeistertitel in einer ganz besonderen Sportart gekämpft. Der 25-Jährige fährt Va’a, ein Auslegerkanu polynesischen Ursprungs. Der Dümptener spürt einen ganz besonderen Zauber, wenn er mit dem Boot auf den Wellen unterwegs ist.

Freiheit fühle er, wenn er in seinem Kanu übers Wasser fliegt, sagt Torben Kuhlmann. Die Verbindung mit der Natur, mit dem Ozean sei dann für ihn greifbar. Das mache für ihn die Faszination bei dem Sport aus, der in Deutschland noch ziemlich unbekannt ist. „Drachenboot ist hier viel populärer, inzwischen wechseln aber einige von dort zum Va’a“, schildert Kuhlmann.

Mülheimer Va’a-Sportler liebt Zusammenspiel mit den Naturgewalten

Vor rund vier Jahren hat ihn das Va’a-Fieber gepackt, vorher hat der sportambitionierte Mülheimer Basketball gespielt, ist geschwommen. Bei der polynesischen Kanu-Variante ist es nicht nur das Zusammenspiel mit den Naturgewalten, was den 25-Jährigen fasziniert, sondern auch die Gemeinschaft innerhalb der Sportart: „Es ist wie eine große Familie, so herzlich wird man dort von allen aufgenommen.“ Über die Familie, durch den Vater seiner Freundin, die ebenso Va’a-begeistert ist wie er, ist er auf die Bootsklasse aufmerksam geworden.

Auch Jamie Lee Schaare, die Freundin von Torben Kuhlmann, war auf Samoa dabei und ist in einem deutschen Frauenboot bei der WM angetreten.
Auch Jamie Lee Schaare, die Freundin von Torben Kuhlmann, war auf Samoa dabei und ist in einem deutschen Frauenboot bei der WM angetreten. © Kuhlmann

Die besondere Gemeinschaft und das Zusammenspiel der speziellen Auslegerkanus mit den Wellen nun in der Heimat der Boote erleben zu können, sei eine unbeschreibliche Erfahrung gewesen – trotz der herausfordernden Gegebenheiten im entlegenen Polynesien.

Deutsche Va’a-Mannschaft trainiert in Duisburg-Wedau

Denn es waren ausgesprochen herausfordernde Bedienungen, mit denen sich das deutsche Va’a-Team bei der Weltmeisterschaft auf Samoa konfrontiert sah: tropische Hitze mit hoher Luftfeuchtigkeit, dazu ruppiger Wind und hohe Wellen. Alles andere als einfach – noch dazu, weil das Nationalkader bislang nicht sonderlich viel Erfahrung auf dem offenen Meer sammeln konnte. Eigentlich trainieren sie auf der Regattastrecke in Duisburg-Wedau – nicht unbedingt vergleich mit dem Pazifik. „Künftig wollen wir öfter auf der Ostsee trainieren“, blickt Torben Kuhlmann in die Zukunft.

Im Pazifik vor Samoa hat der Mülheimer Torben Kuhlmann im Va’a-Kanu um den Weltmeistertitel gekämpft.
Im Pazifik vor Samoa hat der Mülheimer Torben Kuhlmann im Va’a-Kanu um den Weltmeistertitel gekämpft. © Kuhlmann

Der Ozean vor Samoa aber war eine ganz andere Hausnummer. Hier hat der Dümptener, der bei der Medl beschäftigt ist, im Einer und im Sechser um den Weltmeistertitel in der sogenannten Langstreckendistanz gekämpft. Mehr als zufrieden ist Kuhlmann mit seinem Abschneiden im Einer über die Langdistanz von 16 Kilometern: „Da bin ich 16. von insgesamt 24 geworden – viel besser als erhofft, vor allem, weil auch viele Profisportler dabei waren.“

Im Sechser über 24 Kilometer lief es für die Deutschen nicht so gut, wegen Krankheitsausfällen war die Mannschaft neu zusammengewürfelt und nicht aufeinander eingespielt, sagt Kuhlmann im Rückblick. Die Variationen an Distanzen in den Wettbewerben gehe zurück auf den Ursprung der Bootsklasse: „In Polynesien sind die Einheimischen mit den Booten zu den Inseln gefahren, die unterschiedlich weit von einander entfernt liegen.“

Mülheimer hat nächste Va’a-Weltmeisterschaft schon im Visier

Torben Kuhlmann aus Mülheim.
Torben Kuhlmann aus Mülheim. © Kuhlmann

Dabei war der Wettbewerb im stillen Ozean bereits die zweite Weltmeisterschaft, an der Torben Kuhlmann und das deutsche Team teilgenommen haben. Im vergangenen Jahr trat das Nationalkader bei der Sprint-WM in London an.

„Für die WM-Tage stellt mein Arbeitgeber mich frei, die Medl sponsort mich auch ein bisschen – da habe ich großes Glück.“ Ansonsten müssten die deutschen Va’a-Sportler alle Kosten selbst tragen, sagt der Mülheimer. Im Falle von Samoa seien das rund 3000 Euro pro Person gewesen. Das schrecke gerade junge Leute ab, sich wettkampfmäßig auf Va’a einzulassen.

Doch Torben Kuhlmann brennt so sehr für seinen Sport, dass er alles möglich macht – die Freizeit ist daran ausgerichtet, der Urlaub darauf abgestimmt. Auch wenn die Saison nun nach der WM in Samoa für ihn zu Ende ist, bleibt Torben Kuhlmann im Training: „Vier bis sechs Mal die Woche, in der Wettkampfvorbereitung dann wieder sieben Mal die Woche.“ Denn das nächste Ziel hat der 25-Jährigen schon klar vor Augen: Die Va’a-Sprint-WM auf Hawaii im kommenden Jahr.

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