Mülheim. Im April 2022 wurde die Mülheimer Harbecke-Sporthalle in eine Flüchtlingsunterkunft verwandelt. Warum die Stadt die Halle nun wieder freigibt.
Fehlende Hallenzeiten sind im Mülheimer Sport eines der allgegenwärtigen Probleme. Umso zähneknirschender mussten Schulen und Vereine im April 2022 die Entscheidung zur Kenntnis nehmen, dass mit der Harbecke-Halle ausgerechnet Mülheims zweitgrößte Sporthalle zur Flüchtlingsunterkunft wird. Doch das soll nach den Sommerferien ein Ende haben.
Das gab die Sozialdezernentin und Leiterin des Ukraine-Krisenstabs, Dr. Daniela Grobe, am Montag überraschend im Sportausschuss bekannt. „Die letzten Male war ich immer die Botin des Unheils“, sagte Grobe, die die Sportpolitikerinnen und Sportpolitiker diesmal aber mit einer frohen Botschaft behelligte.
Rückkehr der Harbecke-Sporthalle erfolgt „früher als gedacht“
Die Entscheidung, die Harbecke-Halle dem Sport zurückzuführen, sei früher gefallen als gedacht. „Aber es sind im Dezember im Rat wegweisende Beschlüsse gefasst worden, was die Unterbringung von Flüchtlingen anbelangt“, sagte Grobe,
Unter anderem sollen Geflüchtete auf dem Gelände der ehemaligen Stadtgärtnerei in Holthausen untergebracht werden. Dass dort Gebäude zunächst für diesen Zweck genutzt, schließlich aber dem sozialen Wohnungsbau zugeführt werden sollen, war bislang in den Förderrichtlinien des Landes nicht vorgesehen. „Das Landesbauministerium hat diese Richtlinien aber angepasst, weil es darin einen derart nachhaltigen und modellhaften Charakter sieht, dass wir als Modell an dieser Stelle fungieren“, so Grobe.
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Darüber hinaus laufe die Bereitstellung von Wohnungen aus dem Bestand des Mülheimer Wohnungsbaus an, was zum Gesamtpaket rund um das Stadtgärtnerei-Projekt zählt. Zudem geht Mitte Juni die zentrale Unterbringungseinrichtung des Landes in Raadt in Betrieb, deren Zahlen zu 50 Prozent, ab dem Herbst sogar komplett auf das städtische Kontingent angerechnet werden.
Auszug der Menschen aus der Harbecke-Halle läuft bereits an
Dies alles brachte die Dezernentin dazu, die Entscheidung zur Wiedereröffnung der Harbecke-Sporthalle in ihrer eigentlichen Funktion zu treffen. Sie sieht damit ein Versprechen eingelöst: „Wir haben immer gesagt: Sobald wir sie zurückgeben können, werden wir es auch tun.“ Zudem war es Daniela Grobe auch noch einmal wichtig zu betonen, dass der Schritt im vergangenen Jahr einer Notsituation geschuldet gewesen sei. „Es war nicht das, was wir als Flüchtlingsunterkunft präferiert haben.“
Das Verfahren zum Freizug der Halle läuft schon. „Den sukzessiven Umzug der Menschen in die Unterkunft an der Mintarder Straße habe ich bereits veranlasst“, so Grobe. Sobald die letzten Menschen ausgezogen sind, muss der Boden, der über dem eigentlichen Turnhallenboden eingesetzt wurde, komplett zurückgebaut werden. Anschließend wird untersucht, welche Schäden – zum Beispiel im Sanitärbereich – behoben werden müssen. „Am Ende müssen auch Abnahmen gemacht werden, damit es wieder als Sportanlage genutzt werden kann“, schilderte die Dezernentin.
Wasserschaden könnte zu Verzögerungen beim Freizug der Halle führen
Auf einen konkreten Termin wollte sich Grobe im Ausschuss freilich nicht einlassen, der Prozess solle aber möglichst innerhalb der Sommerferien abgeschlossen werden. Verzögert werden könnte das Prozedere allerdings durch einen Wasserschaden im Sanitätshaus C der Unterkunft an der Mintarder Straße. Dort seien umfangreiche Instandsetzungsmaßnahmen notwendig.
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In diesem Zeitraum würden die Sanitäranlagen der Halle auch von den im benachbarten Flüchtlingsdorf untergebrachten Männern genutzt.
„Wenn es eine dramatische Verschärfung der Situation gäbe, sehen wir uns hier wieder“, sagte Grobe abschließend in Richtung der Mitglieder des Sportausschusses. Denn von einer kompletten Entspannung der Situation wollte sie trotz der nun gefällten Entscheidung nicht sprechen. Dass die Flüchtlingszahlen aktuell immer noch hoch sind, spüre Mülheim deswegen nicht besonders, „weil wir schon eine hohe Erfüllungsquote haben“, wie die Expertin erklärte.
Sozialdezernentin: „Uns werden auch wieder Menschen zugewiesen“
Das Land habe daher zunächst anders verteilt. „Uns werden aber auch wieder Menschen zugewiesen“, ist sich Grobe sicher. Sie hat aus diesem Grund in der letzten Woche den gesteuerten Zugang wieder eingesetzt. Das bedeutet, dass Menschen, die in Mülheim ankommen, dann aufgenommen werden, wenn sie Verwandtschaft oder ein Arbeitsverhältnis in der Stadt haben oder aus humanitären Gründen eine Weiterreise nicht zumutbar ist.
Künftig werden die Geflüchteten aber in anderen Einrichtungen untergebracht – und nicht mehr in der Harbecke-Sporthalle.