Mülheim. Einfacher das eigene Rad nutzen: Mit abschließbaren und überdachten Fahrradhäusern soll das gelingen. Welche Standorte es in Mülheim geben wird.

  • Die Stadt plant ab 2024, erste Fahrradboxen in Mülheim als Pilotprojekt aufzustellen.
  • Fachleute und Bürger haben die jeweiligen Standorte ausgewählt.
  • Die Kosten in Höhe von 350.000 Euro trägt die Stadt Mülheim zu 15 Prozent.

Was bremst derzeit den Umstieg aufs Fahrrad in der Ruhrstadt? Schlechte oder fehlende Radwege sicher einerseits. Doch manchem ist andererseits schon das Herauszerren des eigenen Drahtesels aus dem Keller zu mühselig, wenn doch das Auto schnell zugänglich vor der Haustür steht. Künftig könnte das Aufsatteln allerdings spürbar einfacher werden, wenn das Fahrrad ebenso auf der Straße bereitsteht in einem geschützten Radhaus. Ab 2024 starten solche Pilotprojekte in der Stadt.

Und so ist es gedacht: Das Fahrrad ist in einem abschließbaren und überdachten Fahrradhaus untergebracht, das auf einem Platz in Wohnungsnähe steht. Mit einer Karte oder einem Code erhält man den Zugang, öffnet das Radschloss. Und dann kann es auch schon losgehen – fast wie mit dem Auto.

Wo Mülheim Bedarf sieht: Drei Quartiere machen den Auftakt

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Beispiele dafür kann man sich in Mülheim bereits am Hauptbahnhof und am Styrumer Bahnhof anschauen. Das künftige Quartierssystem soll sich an dem Vorbild des VRR-Projekts „Dein Radschloss“ anlehnen, auch preislich: 10 Euro im Monat oder 70 für das ganze Jahr könnte es kosten. Schwere E-Bikes soll das Fahrradhaus tragen können, Lademöglichkeiten für die elektrischen Räder sind dagegen im Mülheimer Konzept nicht vorgesehen.

Dafür sollen sie gut erreichbar sein: Vorerst in drei von zwölf Quartieren in den Stadtteilen „Rechtsruhr-Süd“ (Bezirksvertretung 1) – also Altstadt I, Heißen und Menden-Holthausen – macht das Pilotprojekt, das Politik und Stadt selbstbewusst „Radabstelloffensive“ getauft haben, einen Vorstoß.

In Oberhausen ist die erste Fahrradbox mit Gründach und Sitzmöglichkeit an die Brücktorstraße ins Bismarckviertel gezogen. Mülheim startet mit der „Radabstelloffensive“ im nächsten Jahr.
In Oberhausen ist die erste Fahrradbox mit Gründach und Sitzmöglichkeit an die Brücktorstraße ins Bismarckviertel gezogen. Mülheim startet mit der „Radabstelloffensive“ im nächsten Jahr. © FUNKE / Foto Services | Gerd Wallhorn

Zwei Fahrradhäuser oder -boxen sind pro Quartier geplant, dazu mehr Ständer

Jeweils zwei Fahrradhäuser mit zwölf Abstellplätzen soll es im Dichterviertel und im Südostviertel geben. Pro Viertel also 24 abschließbare und geschützte Plätze. Zwei Fahrradboxen hingegen sind auf der anderen Ruhrseite in Broich verortet. Pro Box sind fünf Fahrräder möglich – also zehn im gesamten Bereich. Nicht viel angesichts der vielen Haushalte? Aber immerhin ein Anfang. Und: Zusätzlich will die Stadt in den Stadtteilen „Rechtsruhr-Süd“ rund 772 einfache Stellplätze für Räder unterbringen.

Ausgewählt wurden die Quartiere und die jeweiligen Standorte von Fachleuten und durch Bürgerbeteiligung. Zudem zeigte die vergangene Mobilitätsbefragung (2022), dass den Haushalten in diesen Stadtteilen häufiger kein Pkw zur Verfügung steht.

Dichterviertel: Radfahren soll Emissionen senken

Für das Dichterviertel sprach außerdem, dass ein Masterplan hier bereits emissionsreduzierende Maßnahmen vorgesehen hatte. Die Förderung des Radverkehrs ist eine davon. Ein Fahrradhaus mit zwölf Plätzen soll am Goetheplatz Richtung Lessingstraße aufgestellt werden, ein weiteres ist Richtung Eppinghofen Höhe Heißener Straße 11 geplant, wo derzeit noch ein Parkplatz liegt. Fünf Meter Radius haben die Rondelle – es bleiben dort also noch rund zwei Meter Platz für den Gehweg, oft sogar mehr.

Neben den abschließbaren Fahrradhäusern werden zwischen Bruch- und Heißener Straße, Eppinghofer und Scheffelstraße rund 78 Fahrradständer aufgestellt.

Südostviertel und Broich: Mehr Rad ins Gründerviertel

Zwei Fahrradrondelle wird auch das Südostviertel bekommen, plus rund 90 zusätzliche Fahrradständer im Quartier zwischen Kaiserstraße und Von-Bock-, Paul-Essers-Straße und Dickswall sowie Hingbergstraße. Das erste Häuschen soll den nördlichen Bereich abdecken und auf der Ecke Leibnitz- und Kämpchenstraße aufgestellt werden. Das zweite liegt im südlichen Teil an der Ecke Paul-Essers-/Kaiserstraße.

Den schwerpunktmäßigen Auftakt der Radabstelloffensive macht zwar die rechte Ruhrseite, links der Ruhr aber bekommt als erster Stadtteil Broich die Verbesserungen zu spüren. Als Gründerviertel soll Broich im Norden an der Ecke Kurfürstenstraße und Frankenallee ein etwa zwei Meter breites und 2,5 Meter langes Fahrradhaus bekommen. Es soll fünf Plätze zur Verfügung stellen. Im Südwesten wird ein weiteres an der Cheruskerstraße entstehen.

Für mehr Fahrräder müssen Autos Platz machen

Nicht ganz einfach war es, im stark verdichteten Straßenbereich ausreichend große Aufstellmöglichkeiten zu finden. Insgesamt entfallen durch die Radabstelloffensive aber nur wenige Autoparkplätze. Einige Poller, die bislang verhindert haben, dass Autos auf Gehwegen parken, müssen ebenfalls den Fahrradständern weichen. Im Mobilitätsausschuss dankte der verkehrspolitische Sprecher Siegfried Rauhut (CDU) den Planern „für eine deutliche Verbesserung in diesen Bereichen“.

Andre Kasberger (SPD) merkte indes an, dass man bei den „voluminösen“ Abstellanlagen auch „Angsträume“ berücksichtigen müsse. Verkehrsplaner Roland Jansen sagte zu, das zu prüfen. Dafür ist auch Zeit, denn die Maßnahme ist ohnehin erst für 2024 vorgesehen und soll dann in sechs Monaten umgesetzt werden.

Ausbau für das Rad kostet 350.000 Euro – den Großteil gibt das Land

Was aber kostet es, dem Umsteigen aufs Fahrrad mehr Rückenwind zu geben? Auch diese Zahlen legte die Stadt offen: Sie rechnet mit rund 137.644 Euro für die vier Fahrradhäuser sowie gut 13.000 für die zwei kleineren Sammelboxen. Die massive Steigerung von Fahrradständern auch in der Mülheimer Altstadt, in Heißen und der Innenstadt schlägt mit 200.000 Euro zu Buche.

Was in Summe rund 350.000 Euro ausmacht, trägt die Stadt nur zum geringen Anteil von 15 Prozent oder konkret 52.641,49 Euro. Der Rest wird durch Landesfördermittel für Nahmobilität (Föri-Nah) getragen.

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