Mülheim. Die Täuflinge werden mit Sprudelwasser getauft. Viele der über 1000 Festgäste picknicken nach der Zeremonie im Raffelbergpark. Was sonst geschah.
„Das ist das schönste Erlebnis meines Berufslebens“, sagt Superintendent Gerald Hillebrand. Dass sich 1200 evangelische Gemeindemitglieder zum ersten Tauffest im Raffelbergpark versammelt haben, begeistert den ersten Pfarrer des evangelischen Kirchenkreises An der Ruhr. Natürlich wissen Hillebrand und seine zwölf Kolleginnen und Kollegen, die am Pfingstmontag 80 kleine und schon etwas größere Gemeindemitglieder rund um den Teich im Raffelbergpark taufen, dass sie den Erfolg ihres Pfingstgottesdienstes mit anschließender Taufe und Picknick im Park auch Petrus zu verdanken haben. Die Sonne strahlt mit den Täufern und Täuflingen und ihren Familien um die Wette.
Eine kurzweilige Predigt des Styrumer Pfarrers Michael Manz und fromm-fröhliche Mutmachlieder, der Lukaskirchenband „An deiner Seite“ (O-Ton: „Du bist ideal. So hat sich Gott dich ausgedacht und gemacht. So etwas, wie dich gibt es nicht noch mal“) lassen den Funken überspringen. Michael Manz vergleicht die frohe christliche Botschaft von Liebe, Glaube und Hoffnung mit dem Sprudelwasser, das an diesem Pfingsttag als Taufwasser dient, „weil die Frohe Botschaft wie das sprudelnde und brodelnde Wasser hinaus aus der Flasche muss, um uns zu erfrischen, zu nähren und zu stärken“ und „weil wir Christen wie die Kohlensäure sein müssen, die das lebenswichtige Wasser wieder sprudeln lässt und verhindert, dass es still und abgestanden schmeckt.“
Ein Mülheimer Kind wird sogar mit Wasser aus dem Jordan getauft
In einem Fall wird an diesem Pfingstmontag nicht mit Sprudelwasser, sondern mit Wasser aus dem Jordan getauft. Dort hat Johannes, der Täufer, der biblischen Überlieferung zufolge, Jesus von Nazareth getauft. Das Taufwasser aus dem Jordan hat ein Großvater mitgebracht, dessen Enkel getauft wird.
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Und warum lassen 80 von 1800 kirchlicherseits angeschriebenen Familien ihre Kinder an diesem Pfingstmontag im Raffelbergpark taufen? Wer sich unter Eltern, Großeltern, Taufpaten und jugendlichen Täuflingen umhört, bekommt Antworten wie diese: „In der Kirche taufen kann jeder. Das ist etwas Besonderes und die Atmosphäre ist hier viel lockerer und familienfreundlicher!“ „Das ist wirklich ein schönes Fest, das vielleicht auch ein Anknüpfungspunkt für Menschen sein kann, die keine klassischen Kirchgänger sind.“ „Unser Kind wurde in der Corona-Zeit geboren. Deshalb mussten wir die Taufe verschieben und haben jetzt gerne diese außergewöhnliche Taufgelegenheit wahrgenommen, die wir auch anderen Familien weiterempfehlen können. Außerdem fanden wir es gut, dass wir von unserer Kirchengemeinde persönlich angeschrieben und angesprochen worden sind.“
Mülheimerin: „Das war für mich echtes Gänsehautgefühl“
Pfarrer Manz und seine Kollegin Gundula Zühlke zeigen sich positiv überrascht, „dass alle locker und fröhlich sind und niemand ungeduldig wird, weil er mit seinem Täufling noch warten muss“. Aber sprengt eine öffentliche Freilufttaufe mit mehr als 1000 Gästen nicht die Intimität eines Familienfestes? „Nein. Die Taufe ist für uns doch keine Geheimsache, sondern ein Fest der Freude, die wir gerne mit anderen Menschen teilen“, sind sich ein glücklicher Vater und ein nicht minder glücklicher Großvater einig. Tatsächlich bilden sich an jeder der sechs Taufstellen große Halbkreise. Die meisten Menschen warten dort, bis alle Täuflinge getauft sind, um dann gemeinsam das Vaterunser zu beten und den Schlusssegen zu empfangen. „Das war für mich ein echtes Gänsehautgefühl“, sagt eine Frau im Gehen.
Nach dem Segen trennen sich die Wege der Täuflingsfamilien. Manche lassen sich mit einer Decke und reichlich Kaffee und Kuchen zum Picknick im Park nieder. Andere ziehen das Kaffeetrinken oder das Festessen daheim oder in einem Restaurant vor. Diejenigen, die sich für die Picknick-Variante entscheiden, bekommen auf einer Festwiese von ihrer Kirche nicht nur Kaffee und Kuchen zu familienfreundlichen Preisen ausgeschenkt und serviert. Dort warten auch Spiel- und Mitmachangebote sowie familiendienliche Informationen der Diakonie, der Ev. Lebensberatungsstelle und der Ev. Familienbildungsstätte.
Kollekte geht an Mülheimer Projekte „Wellcome“ und „Lila Feen“
Denn die zwischen Kaffee und Kuchen Auskunft gebenden Mitarbeitenden der kirchlichen Dienste wissen aus ihrer Beratungspraxis, dass das Elternwerden nicht schwer ist, das Elternsein dagegen manchmal sehr. Denn Kinder machen nicht nur Freude, sondern auch Arbeit – und kosten Zeit und Geld. Dazu passt auch, dass die Kollekte des Tauffestes im Raffelbergpark den elternunterstützenden Kinderbetreuungsangeboten „Wellcome“ und „Lila Feen“ zufließen wird.