Mülheim. Mülheims Hochschule Ruhr West ist bei der Gründungsförderung in NRW weit vorne. Welche Mülheimer Unternehmen davon profitieren können.
An Hochschulen und Universitäten gibt es zahlreiche kluge Köpfe, neue wissenschaftliche Erkenntnisse und innovative Ideen, mit denen sich Menschen selbstständig machen wollen. Doch oftmals stehen Gründer vor großen Herausforderungen. Wie mache ich mich selbstständig, wo knüpfe ich Kontakte und wie finanziere ich mich? Um solche Ideen und Vorhaben zu unterstützen, bieten viele Hochschulen und Universitäten Gründungsförderungen an, darunter auch die Hochschule Ruhr West (HRW).
Das Gründungsradar des Stifterverbands vergleicht Hochschulen und Universitäten in ganz Deutschland hinsichtlich ihrer jeweiligen Gründungsförderung. Dort erzielte Mülheims Hochschule 2022 den dritten Platz von acht Hochschulen und Universitäten aus dem Ruhrgebiet. Auch landesweit konnte sich die HRW behaupten und erreichte Platz 3 von 13. Die gute Platzierung scheint vielversprechend zu sein. Das findet auch die HRW – ihre Vision ist es, eine „Entrepreneurial University“, also eine Gründerhochschule, zu sein.
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Mülheims Hochschule konnte einen der größten Punktzuwächse aufweisen
Die HRW scheint dabei auf einem guten Weg zu sein, so konnte sie beim Gründungsradar im Vergleich zum vergangenen Jahr einen der größten Punktzuwächse aller Hochschulen und Universitäten aufweisen. Die Hochschule machte einen Sprung von 22,6 auf 43 Punkte, das sei unter anderem durch das Projekt „HRW Start Ups“, ein Programm für Gründungsideen, möglich gewesen. Dort werden verschiedene Projekte betreut und ermöglicht. So unterstützt die HRW etwa Studenten bei der Umsetzung eines Exoskeletts und förderte einen Kräutergarten, der orts- und zeitunabhängig geerntet werden kann.
Zudem kann die HRW mehrere Unternehmen aufweisen, die für die erfolgreiche Gründungsförderung stehen. Darunter ein in Mülheim gegründeter Laden namens „Leihbrary“, der verschiedenste Gegenstände zum Ausleihen anbietet, mit dem Ziel, die Umwelt nachhaltiger zu gestalten. Für jede Lebenssituation ist etwas dabei: Koffer, Werkzeuge, Bücher, aber auch Spiele und Kuchenformen werden angeboten. Auf der Website können die Gegenstände dann für eine bestimmte Zeit, meistens eine Woche, ausgeliehen werden. Zum jetzigen Zeitpunkt gibt es den Laden nur in digitaler Form.
- Hier geht es zum Hintergrundbericht: So will „Leihbrary“ den Konsum in Mülheim nachhaltig ändern
Mülheimer Gründerin möchte die Gastronomiewelt verbessern
Ein weiteres in Mülheim gegründetes Unternehmen ist „Seelengoldt“, es bietet sogenannte „Raw Cakes“ an, Rohkostkuchen, die ausschließlich aus pflanzlichen Produkten bestehen. Das süße Gebäck kommt ohne Butter, Milch, Eier und Industriezucker aus, auch auf Getreide und Hitze wird verzichtet. Der Kuchen ist somit vegan, glutenfrei und ohne jegliche Zusatzstoffe. Um die Kuchen dennoch in Form zu bringen und zu halten, werden sie gekühlt. Die Seelengoldt-Gründerin und ehemalige Studentin der HRW Sabine Feldmann (34) ist selbst große Kuchen-Liebhaberin und habe bereits im Alter von 13 Jahren mit dem Backen begonnen. Ihre Unverträglichkeiten (Glukose und Laktose) machten ihr dabei oft einen Strich durch die Rechnung. Um ihrer Leidenschaft nachzugehen und Kuchen dennoch genießen zu können, mussten Alternativen her.
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2018 aß die damalige Studentin in Budapest zum ersten Mal einen Raw Cake. „Es war eine großartige Erfahrung“, erzählt Feldmann begeistert. Zu Hause angekommen, habe sie sich sofort an eigenen Törtchen versucht. Drei Jahre lang habe sie getüftelt, um ihre Raw Cakes zu perfektionieren: „Ich habe alles ausprobiert.“ Eine Ausbildung als Konditorin habe Feldmann nicht. Am Geschmack würde das aber nichts ändern: „Es steckt in meiner DNA.“ Es gehe der studierten Handelsmanagerin dabei nicht nur ums bloße Kuchenbacken und -verkaufen, mit ihren Ideen wolle sie die „Gastronomiewelt verbessern“. Anfang 2021, nach Jahren des Ausprobierens, hat sie schlussendlich ihre Marke „Seelengoldt“ ins Leben gerufen. Mittlerweile beliefert sie Geschäfte in Mülheim, Essen und Oberhausen.
Mülheimer Gründerin: „In Mülheim gibt es keine Gründerszene“
Die 34-Jährige wohnt gerne in Mülheim, ihre Produktionsstätte betreibt sie jedoch in Düsseldorf. „In Mülheim gibt es keine Gründerszene“, so Sabine Feldmann. Die Mülheimer Immobilien haben ihr nicht zugesagt und es mangele aus ihrer Sicht an Möglichkeiten, sich mit Gastronomien zu vernetzen, aber auch an Nachfrage.
Unterstützung erhielt Sabine Feldmann in der Entstehungsphase von „HRW Start Ups“, dafür habe sie sich an den Gründungsbereich der HRW gewandt und einen Scout an die Seite gestellt bekommen, der sie bis heute unterstützt. „Es ist gut, jemanden im Hintergrund zu haben“, sagt Feldmann. Durch die Gründungsförderung der HRW profitiert sie: Die Hochschule helfe beim Netzwerken, liefere Knowhow, kümmere sich um Events. Finanzielle Unterstützung erhalte „Seelengoldt“ von der Hochschule allerdings nicht, „das unterscheidet sich aber von Unternehmen zu Unternehmen.“