Mülheim. Der Streik am Montag legt den gesamten Nahverkehr in Mülheim lahm. Die Meinungen zum Streik sind gemischt. Wir haben uns auf der Straße umgehört.
Beim Durchqueren der Innenstadt fällt direkt auf: Es herrscht gähnende Leere an den Haltestellen, die Straßen wirken weniger befahren als sonst und auch am Hauptbahnhof trifft man nur vereinzelt auf Menschen. Der Großstreik, zu dem Verdi und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) aufgerufen hatten, hat viele Menschen eingeschränkt. Wir haben die Mülheimer gefragt: Wie beeinflusst Sie der Streik?
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Ein 66-jähriger Taxifahrer, der lieber anonym bleiben möchte, erzählt von seiner Wahrnehmung des Streiks: „Ich merke keinen großen Unterschied, ich brauche keinen Bus und keine Bahn“, erzählt er, während er zwischen Bahnhofs- und Postgebäude auf Kundschaft wartet. Mehr Kundschaft habe der Taxifahrer durch die Ausfälle im öffentlichen Nahverkehr nicht. Mit den Streikenden solidarisiert er sich. „Die Arbeitgeber sollen ihre Brieftaschen nicht voller machen, die Arbeitnehmer brauchen mehr Geld, es ist ja auch alles teurer geworden“, erläutert der 66-Jährige.
Mülheimer zeigen Verständnis, sind aber auch genervt
Anders sieht es ein 68-jähriger Befragter, der auf der Schloßstraße unterwegs ist: „Der Streik ist zwar berechtigt, aber überzogen.“ Ihn selbst schränke der Streik zwar nicht ein, da er mit dem Auto unterwegs sei, aber ihm sei durchaus bewusst, wie sehr andere Menschen auf den Nahverkehr angewiesen seien.
Ein 47-jähriger Vater wiederum zeigt Verständnis für die Streikenden. „Es gibt eine starke Diskrepanz zwischen den Preisen und dem, was die Arbeitnehmer bekommen.“ Nun müsse er seinen Sohn ab und zu häufiger fahren, ansonsten sei er durch den Streik wenig eingeschränkt. „Ich kann das aushalten.“
Ukrainerin berichtet: „Ich habe so etwas noch nie in meinem Land gesehen“
Die Ukrainerin Daria Hladskykh’ lebt seit einem Jahr in Mülheim. Die 32-Jährige besucht Integrationskurse, zu denen sie nun 30 Minuten laufen muss. Das mache ihr aber nichts aus, sie findet den Streik der Gewerkschaften nachvollziehbar: „Ich denke, dass sie es tun müssen.“ Sie ist begeistert, dass sich die Menschen zusammentun und sich für ihre Anliegen einsetzen. „Es ist großartig, ich habe so etwas noch nie in meinem Land gesehen.“
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Jutta Breitzmann hingegen findet den Streik überzogen: „Ich finde es übertrieben, dass sie alles lahm legen. Es sind nicht alle mobil.“ Die 85-Jährige habe ein eigenes Auto und sei nicht mehr berufstätig, daher merke sie die Auswirkungen des Streiks kaum. Besonders das geringe Verkehrsaufkommen verwundere sie.
Die 51-jährige Nicole ist durch den Streik eingeschränkt, da sie keinen Führerschein hat. Sie arbeitet in der Pflege und wird, wenn es denn klappt, von ihrem Mann zur Arbeit gefahren – möglich ist das aus zeitlichen Gründen aber nicht immer. Im Notfall müsse sie dann aufs Taxi ausweichen. „Ich finde den Streik überzogen, aber berechtigt“, so die 51-Jährige.