Mülheim. Der VRR hat seinen Stationsbericht veröffentlicht. Mülheimer Bahnhöfe schneiden unterschiedlich ab, ein Standort gibt ein erschreckendes Bild ab.

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) hat nun zum sechzehnten Mal seinen Stationsbericht herausgegeben. Der Bericht gibt einen Überblick über den Zustand der 295 Bahnhöfe und Haltepunkte im Verkehrsgebiet des VRR. Der Bericht, der auf Daten basiert, die im vergangenen Jahr erhoben wurden, bezeichnet 163 Stationen als „ordentlich“ oder sogar „ausgezeichnet“. 132 Stationen werden als „entwicklungsbedürftig“ oder „nicht tolerierbar“ bezeichnet. Mit dem Haupt- und dem West- sowie dem Styrumer Bahnhof liegen drei der Stationen in Mülheim. Wir haben sie uns angesehen und mit den im Bericht ausgewiesenen Ergebnissen verglichen.

Mülheimer Hauptbahnhof erhält eine gute Bewertung

Wenig überraschend kommt der Hauptbahnhof im Bericht gut weg. Nach sehr, sehr langwierigen und umfangreichen sowie teuren Modernisierungsmaßnahmen war nichts Anderes zu erwarten. Die Bahnsteige und Bereiche hinter und neben dem Bahnhof machen optisch und auch funktional einen zufriedenstellenden Eindruck. Außerhalb des Gebäudes wurde modernisiert und es wurden zahlreiche Sitzgelegenheiten geschaffen, so dass das die eigentlichen Bahnsteige sowie das sie umgebende, zum Bahnhof gehörende Gelände nun deutlich weniger abschreckend wirken, als noch vor einigen Jahren.

Der Mülheimer Hauptbahnhof hat sich zum Positiven gewandelt, wenngleich noch einige Defizite bleiben.
Der Mülheimer Hauptbahnhof hat sich zum Positiven gewandelt, wenngleich noch einige Defizite bleiben. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Ungeachtet dessen sind die Zugänge zu den Bahnsteigen noch immer zu dunkel, als dass man sich nicht unwohl fühlte. Zudem trüben Graffiti den optischen Gesamteindruck in allen Bereichen dann doch ein wenig. Darüber hinaus prägen zahlreiche Tauben und ihre Hinterlassenschaften das Bild des Bahnhofs. Die Treppen zu den Gleisen sind je nach Tageszeit häufig von Kot übersät. Im Bericht des VRR erhält der Mülheimer Hauptbahnhof mit „ausgezeichnet“ die höchstmögliche der vier Wertungskategorien – angesichts der genannten Beobachtungen eine allzu positive Wertung.

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Bahnhof in Mülheim-Styrum in „gutem Zustand“

Der Styrumer Bahnhof macht ebenfalls keinen schlechten Eindruck. Dabei hat er nicht nur den Vorteil seines ansehnlichen, historischen Eingangsgebäudes und der darin beheimateten Gaststätte, die ein großes Plus für die Örtlichkeit ist. Die Bahnsteige wirken zudem aufgeräumt und aufgrund der Begrünung nicht unfreundlich. Zwar verschandeln auch hier schlechte Graffiti ein wenig die Optik, insgesamt finden die Kundinnen und Kunden aber einen Bahnhof vor, der seinen Zweck erfüllt. Die zu dunkel geratenen Zugänge zu den Bahnsteigen scheinen auch hier nicht zu vermeiden zu sein. Im Stationsbericht des VRR erhält der Styrumer Bahnhof das Prädikat „ordentlich“ – und somit die zweithöchste der vier möglichen Wertungskategorien.

Punktabzug für die dunklen Gänge im Styrumer Bahnhof, die Bahnsteige hingegen wirken aufgeräumt.
Punktabzug für die dunklen Gänge im Styrumer Bahnhof, die Bahnsteige hingegen wirken aufgeräumt. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Bahnhof Mülheim-West wirft ein Rätsel auf

Ein Geheimnis des Berichts wird wohl bleiben, warum der West-Bahnhof nur als „entwicklungsbedürftig“ eingestuft und nicht in die direkt darunterliegende vierte und schlechteste Kategorie „nicht tolerierbar“ eingeordnet wird. Er gibt nicht nur optisch ein Bild ab, für das „jämmerlich“ noch ein Euphemismus wäre. Verlassene, am Boden liegende Zweiräder, umgestürzte Bau-Absperrungen, zahllose Schmierereien an den Wänden, vergammelte Bausubstanz und Schmutzablagerungen am Boden durch herabtropfendes Regenwasser die so groß sind, dass man darüber stolpern kann, geben ein furchteinflößendes und ekliges Gesamtbild ab.

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Die Unterführung am Bahnhof West gibt ein schauriges Bild ab.
Die Unterführung am Bahnhof West gibt ein schauriges Bild ab. © WAZ | Alexander Waldhelm

In Ergänzung dazu sind die Stufen zum Bahnsteig so stark verwittert, dass nur eine kleine Unachtsamkeit genügt, um zu stürzen. Die Wände im Gang zum Bahnsteig machen den Eindruck eines verrotteten Rohbaus. Der Bericht hat nüchtern betrachtet Recht, wenn er den West-Bahnhof als „entwicklungsbedürftig“ bezeichnet. Tatsächlich jedoch ist er „nicht tolerierbar“ und schlicht eine Zumutung und Gefahr für alle, die ihn benutzen wollen oder müssen.

VRR sieht seinen Bericht als objektiv an

Der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr als Urheber des Stationsberichts weist den Vorwurf, den Zustand speziell des Bahnhofs Mülheim-West zu beschönigen, zurück. Die Beurteilung sei keineswegs beschönigt. „Die Ergebnisse zeigen eine negative Wahrnehmung sowohl bei der Aufenthaltsqualität und der Barrierefreiheit als auch in der gemittelten Gesamtbewertung (gelb = entwicklungsbedürftig)“, antwortet der VRR auf unsere diesbezügliche Anfrage.

Zudem könne er keine Antwort auf die Frage geben, wann sich an den Missständen im Bahnhof etwas ändere, da „Mülheim-West derzeit in keinem Förder-/Ausbauprogramm der DB aufgeführt ist.“ Sinn und Zweck des Stationsberichtes sei lediglich „die qualitative Bewertung der Zustände an den Verkehrsstationen des VRR, die durch den Schienenpersonennahverkehr angefahren und bedient werden.“