Mülheim. Weil die Verwaltung in diesem Jahr keine Beete umsetzen wird, möchten Bürger selbst Hand anlegen. So könnte Mülheims Wasserbahnhof schön werden.

Der Wasserbahnhof auf unbestimmte Zeit ohne Pächter, anstelle der prächtigen Beete nun Rollraseneinerlei – das eher trostlose Bild, das Mülheims prominentestes Ausflugsziel „Schleuseninsel“ derzeit und wohl auch in absehbarer Zukunft abgibt, stößt nicht nur auf Unverständnis im politischen Raum. Jetzt wollen auch Bürgerinnen und Bürger das sich anbahnende Trauerspiel nicht einfach hinnehmen. Das sind die aktuellen Ideen, wie es doch noch schön werden könnte an Mülheims touristischer Visitenkarte.

Eine Idee: selbst Hand anlegen, wenn es die Verwaltung nicht packt. Mit dem Engagement der Mülheimerinnen und Mülheimer will etwa der „Verschönerungs Klub“ die Schleuseninsel aufhübschen. „Wir diskutieren gerade ein ,Blumenfest’, bei dem Bürger die Beete selbst bepflanzen können. Jede bringt etwas mit oder stellt Pflanzen zur Verfügung. Die Leute haben daran Spaß, ihre Stadt mitzugestalten. Dabei können zum Beispiel Kinder an das Pflanzen herangeführt werden und das Jahr über sehen, wie es anwächst“, schlägt Initiator des Klubs, Andreas Preker-Frank, vor.

Mülheimer Verschönerungs Klub will ein „Blumenfest“ organisieren

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Preker-Frank, Mitglied in der Bezirksvertretung 1 (Die Partei), will beim Grünflächenmanagement der Stadt anfragen, unter welchen Bedingungen das ,Pflanz-Happening’ möglich wäre. „Mich wundert, dass die BV1 nicht über die Mittelkürzung informiert wurde. Dann hätte man schon längst so etwas organisieren können.“

Neu ist der Versuch, an der Insel zu sparen, ja nicht. Schon 2017 wollte der damalige Umweltdezernent Peter Vermeulen die Bepflanzung kürzen. Damals aber – so wird berichtet – wehrte sich der Oberbürgermeister Ulrich Scholten empört und kündigte an, einen solchen Beschluss persönlich einzukassieren. „Warum hat Oberbürgermeister Buchholz das jetzt nicht auch in die Hand genommen?“, fragt sich zumindest Preker-Frank.

Auch der heutige Platz der Deutschen Einheit war nicht nur für die Mülheimer um 1955 eine gern besuchte Flaniermeile. Damals standen die Autos übrigens nur auf dem hinteren Parkplatz oder direkt am Gebäude.
Auch der heutige Platz der Deutschen Einheit war nicht nur für die Mülheimer um 1955 eine gern besuchte Flaniermeile. Damals standen die Autos übrigens nur auf dem hinteren Parkplatz oder direkt am Gebäude. © Stadtarchiv Mülheim

Neuer Verschönerungs-Verein will nachhaltig pflanzen und ein Südsee-Feeling mit Palmen schaffen

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Reif für die Insel ist ebenfalls ein zweiter Ansatz. Der SPD-Stadtverordnete Filip Fischer plant noch bis Ende März die Gründung eines gemeinnützigen Verschönerungs-Vereins in der geistigen Nachfolge des 1879 ins Leben gerufenen Vorbilds. Mit im Boot sind der Architekt und eigentliche Initiator Klaus Rupin, aber auch die Ex-OB-Kandidatin Monika Griefahn (SPD) sowie Landschaftsbauer Friedrich Sutthoff, weitere Prominenz und eine möglichst breite Bürgerschaft kündigt Fischer an.

Der Verein will offen sein für alle Mülheimer, plant daher mit geringen Mitgliedsbeiträgen, viel Eigenleistung und dem Lokalpatriotismus Mülheimer Unternehmen. Dennoch hofft der Jungpolitiker, gut 50.000 Euro zusammen zu bekommen, um damit die Insel nicht nur in diesem Jahr, sondern auch in Zukunft eindrucksvoll zu bepflanzen. „Wir wollen mit Spenden zum einen die Beete mit mehrjährigen Stauden und anderen Pflanzen nachhaltig und vogel- und insektenfreundlich herstellen, so dass es das ganze Jahr über an verschiedenen Stellen etwas zu sehen gibt.“ Entsprechend soll der Pflegeaufwand in den Folgejahren gering bleiben.

Fürs Auge verspricht Fischer zum anderen Spektakuläres: Südsee-Feeling auf der Schleuseninsel mit Palmen. Die gab es bereits zu den Hochzeiten des Wasserbahnhofs, wie Postkarten von früher zeigen. Der Glanz aus früheren Zeiten – ist das möglich? Es ginge nicht ohne die Kooperation der Stadtverwaltung. Fischer jedenfalls will damit nicht ein Jahr lang warten und verspricht – „wir schaffen das noch vor 2024“.