Mülheim. Zwei Brüder haben Mülheims Kultlokal übernommen. Außer der Theke ist kaum etwas geblieben. Vladimir und Bobi Veselinov erfüllen sich einen Traum.

Vladimir und Bobi Veselinov haben jahrelang vom eigenen Lokal geträumt. Vor gut zwei Jahren haben sich die Brüder dann auf die Suche gemacht, in Düsseldorf und im westlichen Ruhrgebiet. Fündig wurden sie via eBay-Kleinanzeige in Mülheim-Broich. Die Räumlichkeiten der früheren Mülheimer Kultkneipe Crêpe & Baguette „passten perfekt zum Konzept“. Kürzlich haben die Veselinovs dort das „Spices 1822“ eröffnet.

„Schon vom Auto aus haben wir das Restaurant an der Ecke entdeckt und waren begeistert“, erinnert sich Vladimir Veselinov bei einem Cappuccino. Dort, wo mehrere Straßen aufeinandertreffen – hier Duisburger Straße, Haagerfeld und Schloßberg –, sei immer ein toller Ort für ein Lokal, findet der 33-Jährige. Das schöne, alte Gebäude gefiel den Brüdern, und das Restaurant im Erdgeschoss mit den sechs riesigen Fenstern erst recht.

Das Crêpe & Baguette kannten viele Mülheimer schon seit ihrer Jugend

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Bis Ende November 2022 befand sich hinter diesen Scheiben eine Institution: Das Crêpe & Baguette kannten viele Mülheimer schon seit ihrer Jugend. Immer waren die Fenster bunt – nun wurden sie durch klassisches Glas ersetzt. Auch die kalkweißen Wände machen die vier Meter hohen Räume heller als früher. Im Inneren erinnert nicht mehr viel an vergangene Tage. Einzig die alte Theke steht noch. Der Fußboden ist geblieben sowie die Holzverkleidung an der Wand im hinteren der zwei Zimmer.

Mehrere schwarze Tische für bis zu vier Leute stehen nun auf den 120 Quadratmetern; weiße und blaue Stühle bieten bis zu 50 Gästen Platz. Hinter der Theke, die zur Bar umfunktioniert wurde, hängen große, ovale Spiegel. „Innerhalb einer Stunde“ hätten sie gewusst, wie ihr Traumort aussehen wird, so Vladimir. Er spricht von „Vintage Style“ und „Modern Style“. Und von passender Musik: „Swing, Jazz und Soul der 1940er bis -70er Jahre.“

„Fusionsküche“ ist eine der Besonderheiten des neuen Mülheimer Restaurants

Das Hängeschild an der Hausfassade weist auf die neue Restaurant-Bar Spices 1822 unweit der Hochschule Ruhr West in Mülheim hin.
Das Hängeschild an der Hausfassade weist auf die neue Restaurant-Bar Spices 1822 unweit der Hochschule Ruhr West in Mülheim hin. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Auf der Speisekarte finden sich Gerichte zwischen 10 und 25 Euro. Los geht’s mit Frühstück ab 9 Uhr in der Früh. Zugesperrt wird gegen Mitternacht. „Fusionsküche“ ist eine der Besonderheiten des Lokals, das dienstags bis sonntags geöffnet ist, sagt Bobi Veselinov. „Wir mischen verschiedene Kochstile.“ Bei „Burrata mit Soja-Eigelb und Aubergine-Miso“ etwa treffen italienische, französische und asiatische Elemente aufeinander. „Alle zwei, drei Monate“ ändere man die Karte, „damit es nicht langweilig wird und wir saisonale Produkte verwenden können“, so der 30-Jährige.

Man setze auf guten Kaffee, arbeite eng mit einer Rösterei zusammen. An der Bar kredenzt Vladimir für 9 bis 12 Euro Cocktails: „Klassiker, aber auch Kreationen, die man garantiert nicht bei Google findet.“ Er habe „viel Erfahrung als Barkeeper“. Die Familie stammt aus Bulgarien, lebte aber viele Jahre auf Kreta. Auf der Ferieninsel haben die Brüder in verschiedenen Bereichen der Gastronomie gearbeitet. Gelernt habe er da auch dieses, sagt Vladimir: „Man kann Cocktails nicht einfach mixen, man muss sie verstehen. Das ist eine Wissenschaft für sich.“

„Wir hätten gern eine Terrasse, müssen aber noch mit der Stadt sprechen“

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Bobi lebt seit sechs Jahren in Deutschland, Vladimir seit vier. Noch sind sie in Hamm zu Hause, wollen aber gern in die Nähe des Restaurants ziehen. Das Duo hat viele Pläne: „Wir hätten gern eine Terrasse, müssen aber noch mit der Stadt sprechen.“ Außerdem sind monatliche Liveacts angedacht, mit DJs und Bands. Und ganz bald die Eröffnungsparty. Warum das Restaurant so heißt, wie es heißt, erklären die Brüder am Ende des Cappuccinos auch noch: „Spices heißt Gewürze. Und die mögen wir. Sie stecken überall drin und machen Dinge erst besonders. Und die 1822 ist eine Kombination unserer Glückszahlen. . .“