Mülheim. . Broicher schwärmen von ihrem Ortsteil, der ihnen alles biete – Innenstadtnähe und jede Menge Grün. Andere loben auch die schönen alten Häuser.

Frau Dodd, erklären Sie doch bitte mal einem Menschen etwa in Hamburg, was den Stadtteil Broich ausmacht! Die gebürtige Bremerin und Lokalpolitikerin aus Broich muss da nicht lange überlegen: „Ich würde hier nie wegziehen. Es gibt eine gute soziale Durchmischung, alles ist auf kurzen Wegen erreichbar. Ich wohne nah an der Natur, habe den Radweg quasi vor der Haustür. Es gibt gute Schulen, und vielleicht kann meine Tochter später sogar mal an der jungen Hochschule im Stadtteil studieren. Es ist ein sehr lebendiger Stadtteil geworden, ein Stadtteil am und im Fluss.“

Susanne Dodd denkt nicht alleine so. An der Duisburger Straße treffen wir zum Beispiel auf Markus Sebold. Seine Familie betreibt dort in dritter Generation ein Zweirad-Fachgeschäft. „Broich hat für mich einen alten Charakter bewahrt, ohne alt zu sein.“ Ihm sei es der liebste Stadteil überhaupt, sagt Markus Sebold: zentrale Lage, städtisch und dann auch wieder herrlich grün. Ein Stadtteil, der sich immer mehr auch für Radfahrer eigne, immer besser angebunden sei. Und die Menschen? „Einfach sympathisch.“

In Broich steht das Wahrzeichen Mülheims

Nirgends ist Mülheim älter als in Broich, wo mit dem Schloß das Wahrzeichen Mülheims steht. Es ist der älteste erhaltene frühmittelalterliche Wehrbau der späten Karolingerzeit nördlich der Alpen. 883/884 soll erstmals hier ein befestigtes militärisches Lager errichtet worden sein. Das Schloss hat für die gesamte Stadt und darüber hinaus eine große Bedeutung. Seit ein paar Jahren engagieren sich denn auch Mülheimer Bürger und Unternehmen dafür, dieses Kleinod zu erhalten. Aufwändige Sanierungen sind erforderlich. Das Schloss wird wieder das Prunkstück von Mülheim werden. 2020 könnte es soweit sein.

Überhaupt gebe es viele Einrichtungen in Broich, die eine stadtweite Bedeutung haben, sagt Stadtplaner Dr. Hans-Peter Winkelmann, Broicher Bürger des Jahres 2017 und ein Experte in Sachen Klimaschutz. Er nennt als Beispiel die Müga. Einst war das Areal ein Schandfleck, heute ist es Naherholungsgebiet für alle. „Es ist ein ganz großer Wurf geworden“, sagt Winkelmann. Er würde Broich aber auch die Überschrift „Stadtteil der Bildung“ geben. Broich bietet von der Kita bis zur Hochschule alles, über was das deutsche Bildungssystem verfügt – und Broich ist auch Jahrzehnte Standort der VHS gewesen. Seit gut einem Jahr ist das Gebäude in der Müga wegen Brandschutzmängeln geschlossen.

Hoher Grünanteil, Alleen, viele Altbauten

Für Stadtplaner Winkelmann ist der Stadtteil auch aus soziologischer Sicht sehr interessant. „Wir haben in Broich hervorragende Wohngebiete, aber auch Gebiete mit etwas schwierigen Tendenzen, aber keine Brennpunkte.“ Viele Straßenzüge wiesen zudem einen hohen Grünanteil, Alleencharakter auf“, freut sich der Klimafachmann Winkelmann.

Jene alte Bebauung, die in Teilen gut erhalten worden sei, bezeichnet auch Hans A. Wunder als charakteristisch. Der gebürtige Dortmunder lebt seit 38 Jahren in Broich und hat sich fast ein Vierteljahrhundert stark für den Stadtteil engagiert. Drei Dinge hebt er hervor: „Das Gesicht von Broich wird jünger“, sagt er und meint damit den Zuzug von jungen Leuten. Es gebe zudem kaum Leerstände im Stadtteil wie anderswo. Und als drittes Pfund nennt er: „Sie bekommen in diesem Stadtteil nach wie vor sehr schnell Kontakt.“

„Der Weg in den Uhlenhorst war nah, der zur Ruhr auch“

Einer, der aus dem hohen Norden nach Broich zog und dies spürte, ist der SPD-Politiker Dieter Wiechering: 1970 bekam er bei der KWU einen Arbeitsplatz. Zwei Wohnungen habe man ihm damals angeboten: eine in Fulerum, eine in Broich. Seine Frau und er entschieden sich für Broich. Warum? „Der Weg in den Uhlenhorst war nah, der zur Ruhr auch. Wir waren wieder am Wasser – wie an der Unterweser.“

>> DER NAME BROICH

Broich liegt am historischen Hellweg, der Name soll auf die niederfränkische Bezeichnung für ein Bruch, gemeint Sumpf, zurückgehen. Dies bezog sich damals wohl auf Sumpfgebiete unterhalb des Schlosses.

Überregional bekannt wurde der Stadtteil durch die Mülheimer Gartenschau 1992. Die Müga wird heute noch als Erfolgsgeschichte gesehen. Die Hochschule Ruhr West könnte eine weitere werden, ebenso der Umbau der Alten Dreherei zum Haus der Vereine – ein gelungenes Beispiel für hohen Bürgereinsatz.