Mülheim. Premiere in Mülheims Backsteintheater: „Gretchen 89 ff“ wird ab 10. März gezeigt. Diesmal bewusst in der Alten Villa. Es geht amüsant zu.

Theaterleute sind hochinteressante Menschen, aber nicht immer unkompliziert. „Gretchen 89 ff“, ein Stück des Erfolgsautors Lutz Hübner, rückt ihre Probenarbeit ins Rampenlicht. Was passiert, wenn Regisseur und Schauspielerin oder Dramaturgin und Schauspieler erstmals aufeinandertreffen? Das kann gut gehen – oder auch nicht.

Das Mülheimer Backsteintheater bringt das amüsante Schauspiel über das Leben am Theater jetzt auf die Bühne, die Produktion hat am Freitag, 10. März, um 19.30 Uhr (Einlass: 19 Uhr) Premiere. Die Aufführung findet diesmal bewusst nicht im Casino des Ev. Krankenhauses statt, sondern in der Alten Villa an der Schulstraße 10a. In dem kleinen Theaterraum mit etwa 70 Plätzen seien die Zuschauer einfach dichter dran am Geschehen – denn die Komödie hat den Charakter eines Kammerspiels. In jeder der acht Szenen wirken lediglich zwei von insgesamt sechs Darstellern mit – und liefern sich amüsante Wortgefechte.

Mülheimer Inszenierung entlarvt fiese Regie-Götter

Jedes Zusammentreffen auf der Bühne wirft einen vergnüglichen Blick auf die Inszenierungsarbeit an ein und derselben Szene – der „Kästchen-Szene“ aus Goethes „Faust“. Äußerst unterschiedlich sind dabei die Charaktere, die beim Vorsprechen oder der Probe miteinander kommunizieren. Eine Diva quält einen unerfahrenen Jungregisseur, ein fieser Regie-Gott putzt eine verhuschte frischgebackene Schauspielerin herunter, eine Dramaturgin will einfach mal selbst inszenieren (und nicht nur das Programmheft entwerfen).

Szene aus „Gretchen 89 ff“ von Lutz Hübner, das in Mülheim gezeigt wird.
Szene aus „Gretchen 89 ff“ von Lutz Hübner, das in Mülheim gezeigt wird. © Unbekannt | Backsteintheater

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„Gezeigt werden Stereotypen, das Stück lebt von Übertreibungen, die Darstellung ist überspitzt. In allem steckt aber auch ein Körnchen Wahrheit“, erläutert Backstein-Regisseur Heribert Lochthove. Jede der fiktiven Figuren mache ihrem Gegenüber das Leben zur Hölle, „das geht bis zu Demütigung“. Es gebe viele „Häuptlinge“ auf der Bühne. Das Stück stellt diese Platzhirsche, aber auch die viel zu zahmen Herdentiere bloß – auf karikierende und sehr vergnügliche Weise.

Mülheimer Backstein-Ensemble setzt auf intensives Spiel

Nur zwei Monate lang habe man an der neuen Produktion gearbeitet, berichtet Schauspieler Jost Schenck. Die Inszenierung sei ein Gemeinschaftswerk, jedes Ensemblemitglied habe seine Ideen dazu beigetragen. Das Bühnenbild sei eher schlicht und ändere sich nicht. Der Fokus liegt auf dem Spiel, das Selbstgefälligkeit und Unterwürfigkeit, Angst und Leidenschaft, Ambition und Resignation, Zorn und Verwirrung spürbar machen soll.

Der Eintritt zu „Gretchen 89 ff“ ist frei, Spenden sind willkommen. Spieldauer: rund eine Stunde. Die kostenlosen Eintrittskarten kann man bestellen auf https://karten.backsteintheater.de. Weitere Vorstellungen finden statt am Samstag, 11. März, um 19.30 Uhr und Sonntag, 12. März, um 16 Uhr, ebenfalls in der Alten Villa.