Mülheim. Viele Schauspieler des Mülheimer Backsteintheaters waren einst auf der Otto-Pankok-Schule. Nun kehrten sie mit „Cash“ zurück und wurden gefeiert.
18 Monate nach der Aufführung im Kasino des Evangelischen Krankenhauses meldete sich das Mülheimer Backsteintheater jetzt aus der Corona-Zwangspause zurück. Das Ensemble um Regisseur Heribert Lochthove und Hauptdarsteller Jost Schenck gastierte mit Michael Cooneys britischer Sozial- und Verwechslungskomödie „Cash“ im Forum der Otto-Pankok-Schule (OP).
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250 Theaterfreunde fanden am Samstagabend den Weg zum Gymnasium an der Von-Bock-Straße und kamen über 120 Minuten aus dem Lachen nicht mehr heraus. „Die Leute hätten sich aufgrund der Pandemie im kleineren Kasino des Krankenhauses nicht sicher gefühlt. Hier haben sie mehr Platz und Luft“, erklärte der Leiter und Chef-Dramaturg des Backsteintheaters, Michael Bohn, den Wechsel ins OP.
Viele Backstein-Schauspieler haben im OP das Theaterspielen gelernt
„Wir freuen uns, dass wir nach zwei Jahren hier wieder eine Kulturveranstaltung über die Bühne gehen lassen könnte. Denn ohne Kultur ist alles nichts“, freute sich der neue Otto-Pankok-Schulleiter Jens Schuhknecht. Michael Bohn erinnerte daran, dass viele der Backstein-Schauspieler „in der Otto-Pankok-Schule das Theaterspielen gelernt haben“.
So schloss sich der Kreis. Denn der Regisseur der aktuellen Backstein-Premiere, Heribert Lochthove, leitet als OP-Lehrer seit mehr als 30 Jahren einen Literaturkurs, der viele Theaterenthusiasten hervorgebracht hat. Lochthove räumte ein, „dass es angesichts der Online-Proben in Corona-Zeiten gar nicht so leicht war, das Stück am Leben zu halten“.
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Hauptdarsteller leistet scheinbar spielerisch schauspielerische Schwerstarbeit
Doch die Premiere war extrem lebendig. Die Backstein-Schauspieler zeigten sich mit Temperament und Spielfreude von ihrer besten Seite. Der Funke sprang schnell über. Das Ensemble ließ die mit Wortwitz, Situationskomik und Ironie gespickte Komödie lebendig und temporeich werden. Hauptdarsteller Jost Schenck, der als arbeitsloser Eric Swan versucht, sich aus den Verstrickungen des von ihm selbst angezettelten Sozialhilfebetrugs zu befreien und damit erst richtig in Schwierigkeiten kommt, leistete scheinbar spielerisch leicht auf der Bühne schauspielerische Schwerstarbeit.
Aber er konnte nur glänzen, weil seine Ensemblekollegen sich die Pointen zuspielten und damit zum Lachen komisch gut aussahen. So füllte zum Beispiel Andre Spira als Onkel George seine komplexe und körperlich anstrengende Rolle als schlauer Max, der zum dummen August wird, aufs Komischste aus.
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Auf den hinteren Plätzen war die Akustik nicht perfekt
„Erstaunlich, wie rund diese Komödie läuft, wenn man weiß, dass es sich bei den Schauspielern auf der Bühne um Laiendarsteller handelt“, fand Zuschauer Rene Knes in der Pause. Die Pause nutzten einige Zuschauer, um hintere gegen vordere Plätze einzutauschen, um akustisch auf der Höhe des Spielgeschehens zu sein. Applaus und Lacher zeigten aber, dass das Publikum auf seine Kosten kam und deshalb gerne einige Euros im Schatzkästchen des eintrittsfreien, aber unbezahlbaren Backsteintheaters zurückließ.