Mülheim. Die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum sprach in Mülheim über den Krieg in ihrer Heimat. Dabei wandte sie sich mit einem Appell an die Runde.

Ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges war die ukrainische Generalkonsulin Iryna Shum am Montagabend im ehemaligen Tengelmann-Casino an der Wissollstraße zu Gast.

Eingeladen dazu hatten die beiden Mülheimer SPD-Abgeordneten Rodion Bakum (Landtag) und Sebastian Fiedler (Bundestag). Schnell zeigten sich persönliche Berührungspunkte. Der in der Ukraine geborene Bakum berichtete von seinem Großvater, „der stolz darauf war, in der Roten Armee gegen Hitler-Deutschland gekämpft zu haben. Gut, dass er den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine nicht mehr miterleben musste. Das hätte er nicht ertragen.“

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Fiedler, der in seiner Fraktion die Arbeitsgemeinschaft Kriminalpolitik leitet, beschäftigt sich auch damit, wie Vermögenswerte russischer Unternehmer, die Teil des Systems Putin sind, eingefroren und enteignet werden können. „Wenn der Krieg endet“, so Fiedler, „können diese auch durch korrupte Aktivitäten erwirtschaften Gelder aus Russland nur in eine Richtung fließen, nämlich in die Ukraine.“

Bewegend war es den Bericht von Anastasia Ilchenko zu hören. Die 21-jährige Pädagogin aus der Ukraine, kam als Kriegsflüchtling im März 2022 nach Deutschland und arbeitet seit einigen Monaten für Sebastian Fiedler. „Ich bin Ihnen sehr dankbar, dass ich in ihrem Land einen sicheren Ort und offenherzige Menschen gefunden habe, die mir ohne Gegenleistung geholfen haben. Ich bin der Todeslotterie des Krieges entkommen. Aber die Angst um meine Verwandten in der Ukraine bleibt“, sagte Ilchenko.

Generalkonsulin Iryna Shum richtete schließlich einen Dank, aber auch einen Appell an die Runde: „Die Hilfe, die meine Landsleute in und von Deutschland erhalten, wird in meiner Heimat sehr dankbar registriert. Tun Sie, was Sie tun können. Jede Hilfe ist wichtig.“ Aus Sicht der Diplomatin sind die deutsch-ukrainischen Beziehungen angesichts der humanitären und waffentechnischen Hilfe für ihr Land besser, als sie in den Medien oft dargestellt würden.

Das macht Shum unter anderem an mehr als 100 deutsch-ukrainischen Städtepartnerschaften fest, die seit dem 24. Februar 2022 geschlossen worden sind. Außerdem werde in Kürze ein Partnerschaftsabkommen zwischen dem Land NRW und der zentralukrainischen Region Dnipropetrowsk unterzeichnet. Eine Voraussetzung für Frieden und Versöhnung zwischen Ukrainern und Russen wird es sein, so Shum, „dass die Russen ihre Geschichte so selbstkritisch aufarbeiten, wie es die Deutschen nach 1945 getan haben.“