Mülheim. Mehr als 20 Bäume am Mülheimer Staudamm sind radikal runtergeschnitten. Schreck und Misstrauen sind groß. Was sind die Gründe für die Rodung?
Mehr als 20 Bäume sind bis auf die Stümpfe abgeholzt, der Abschnitt auf der Ruhrinsel zwischen Florabrücke und Kahlenbergwehr gleicht einem Kahlschlag. Nicht nur auf den ersten Blick sorgte der radikale Schnitt am Wehr am Mittwochmorgen für einen ziemlichen Schrecken bei Besuchern der Ruhrauen. „Das sieht ja furchtbar aus“, so reagierte ein Hobbyfotograf auf die Szenerie.
Macht das Kahl-enbergwehr nun seinem Namen alle Ehre?, unkt ein anderer. Und manche können es nicht fassen, dass Bäume so schnell fallen angesichts von 9000-Euro-teuren Nachpflanzungen etwa an der Zeppelinstraße. In den sozialen Medien sorgt der Anblick für Kopfschütteln. „Ich werde beantragen, die Ruhrauen zubetonieren zu lassen, damit das Hochwasser besser abfließen kann“, legt Andreas Preker-Frank von der Satire-Partei noch eine Schüppe drauf.
RWW stellt Sanierungsbedarf am Mülheimer Staudamm fest
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Zumindest der Bezug zum Hochwasser ist durchaus ernsthaft zu verstehen, wie eine Anfrage bei der Stadt und der RWW verrät, die für den Bereich zuständig ist. Genauer gesagt für das Wehr. Denn die RWW betreibt die Anlage, zu der ebenso die seitlichen Staudammanlagen gehören, und ist verpflichtet, die Sicherheit regelmäßig zu prüfen. „Im Rahmen einer vertiefenden Sicherheitsprüfung ist ein Sanierungsbedarf an der gesamten technischen Anlage festgestellt worden. Die RWW hat einen Antrag auf Sanierung der Wehranlage Kahlenberg bei der zuständigen Bezirksregierung Düsseldorf gestellt“, teilen Stadt und RWW mit.
„Als erste Maßnahme wurde an dem landseitigen Pfeiler am Kahlenberg ein Probefeld zur Sanierung eröffnet, um festzustellen, wie die Gesamtmaßnahme möglichst komprimiert durchgeführt werden kann“, heißt es weiter. Ursprünglich hatte man gehofft, dass man die Bepflanzung an der Stelle nicht so stark herunterschneiden müsse, bedauert RWW-Sprecher Roman Steggink.
Eine Frage beschäftigt Mülheimer: Wird wieder nachgepflanzt?
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Daher habe man zunächst keine Ersatzpflanzungen geplant. Doch die Sanierung stellte sich nunmehr als so umfassend heraus, dass man tiefer scheiden müsse. Zudem habe man schnell handeln müssen, da ab März die Vogelschutzzeit beginnt, in der keine Baumfällungen möglich wären. Die Untere Naturschutzbehörde Mülheim wurde im Rahmen des Genehmigungsverfahrens beteiligt und erteilte in Abstimmung mit dem Naturschutzbeiratsvorsitzenden dafür eine naturschutzrechtliche Befreiung.
Die Arbeiten werden zudem von einer ökologischen Baubegleitung kontrolliert. Wegen des umfassenden Schnitts aber sind nun doch Nachpflanzungen geplant, wobei die genaue Art und Zahl noch ermittelt werde, so Steggink. Ob diese aber im gleichen Maße an Ort und Stelle möglich sein wird, kann RWW noch nicht sagen. Der Ausgleich könnte auch im nahen Umfeld geschehen, heißt es. Das fordern auch Mülheimer in den sozialen Netzwerken: „Wenn die da mit ihrer Deichprüfung fertig sind, muss das auf jeden Fall renaturiert werden. Mit dem Roden sind sie ja immer zügig, haben wir ja bei dem Container für die Schule gesehen.“