Mülheim. Rolli Rocker will den Spielplatz an der Aktienstraße umbauen. Was viele nicht wissen: Tatsächlich gibt in Mülheim bereits inklusive Spielflächen.

Er soll das letzte große Projekt des gesundheitlich angeschlagenen Bernd Nierhaus werden: Ein inklusiver Spielplatz an der Aktienstraße, für Kinder mit und ohne Behinderung, mit speziellen Spielgeräten für Kinder mit geistiger und körperlicher Behinderung oder allgemein besonderen Bedürfnissen. „Und zwar nicht separat von allen anderen Kindern, sondern auf einer großen Spielfläche, auf der jeder so spielen kann, wie er eben kann“, sagt Bernd Nierhaus, der in Mülheim besser als Rolli Rocker bekannt ist.

Unsere Berichterstattung über seine ambitionierten Pläne hat für Aufsehen gesorgt. Unter anderem hat der Fernsehsender SAT1 in seinem NRW-Magazin darüber berichtet. Am 28. Februar wird sich zudem Oberbürgermeister Marc Buchholz mit dem Mülheimer treffen, der vor fünfzehn Jahren den Kinderhilfsverein Rolli Rockers Sprösslinge gegründet hat.

Nur vier Prozent der Spielplätze sind inklusiv - Mülheim ist dabei

Bernd Nierhaus und seine Tochter Janine Willrich, neue Vorsitzende des Vereins Rolie Rockers, auf dem Spielplatz an der Aktienstraße. Der Verein will sich dafür stark machen, dass der Spielplatz behindertengerecht ausgebaut wird.
Bernd Nierhaus und seine Tochter Janine Willrich, neue Vorsitzende des Vereins Rolie Rockers, auf dem Spielplatz an der Aktienstraße. Der Verein will sich dafür stark machen, dass der Spielplatz behindertengerecht ausgebaut wird. © FUNKE Foto Services | Martin Möller

Was viele nicht wissen: Die Stadt Mülheim hat bereits einige Erfahrungen im Bereich der inklusiven Spiel- und Freizeitflächen und dürfte vielen deutschen Städten damit einen Schritt voraus sein. Laut Aktion Mensch sind gerade einmal vier Prozent der Spielplätze in Deutschland inklusiv, also für alle Kinder geeignet. In Mülheim gibt es schon jetzt mehrere Spielplätze mit speziellen Geräten.

Ein weitgehend inklusiver Spielplatz wurde anlässlich der Mülheimer Landesgartenschau in der Ruhranlage gebaut. Viele Spielgeräte können durch stufenlose Verbindungswege barrierefrei erreicht werden. Große Teile der Anlage wurden mit einer synthetischen Fallschutzfläche gestaltet, die auch für Rollstühle geeignet ist. Auch die Spielgeräte selbst sind für das gemeinsame Spiel von behinderten und nichtbehinderten Kindern ausgelegt. Ein Beispiel: Ein Karussell, in dem man durch eine Halbschale gestützt wird und sicher sitzen kann. Auch eine Partnerschaukel für das gemeinsame oder assistierte Schaukeln ist vorhanden.

Hier gibt es in Mülheim barrierefreie Sandkästen

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Daneben flossen laut Stadt auch bei der aktuellen Umgestaltung des Anne-Frank-Platzes inklusive Aspekte in die Planung ein. Die Zugänge und Wegeoberflächen seien bewusst möglichst ebenerdig und schwellenarm geplant worden. Im Spielbereich erlaube zudem ein Liegebrett mit Geländergriffen den Kindern, in liegender Position zu spielen. Auf dem Spielplatz Witthausbusch gibt es eine rollstuhlgerechte Sandbaustelle.

Der nun von Bernd Nierhaus ins Spiel gebrachte Umbau des Lokspielplatzes an der Aktienstraße dürfte seiner Einschätzung nach Kosten in Höhe von 300.000 Euro erzeugen. Er hat sich vorgenommen, diese Summe durch Spenden und Fördermittel vom Land aufzubringen. „Das will ich noch schaffen“, sagt der schwer herzkranke 62-Jährige. Sein Traum für den Anfang: Eine Schaukel, in der man Rollstühle einhängen kann, und ein Klettergerüst mit Bodenpolster.