Mülheim. Die Zahl der gemeldeten wilden Müllkippen in Mülheim hat sich binnen drei Jahren verdoppelt. Doch wie oft werden die Verursacher gestellt?

Steigt die Zahl der wilden Müllkippen in der Stadt oder werden einfach nur mehr gemeldet? So genau kann das keiner sagen. Zumindest aber anhand der Beschwerden kann die Untere Abfallwirtschafts- und Immissionsschutzbehörde (UAIB) im Amt für Umweltschutz nahezu eine Verdoppelung solcher illegalen Ablagerungen seit 2018 feststellen. Auch die 2021 eingerichteten „Mülldetektive“ haben an der Aufklärung einen hohen Anteil.

1096 Meldungen gingen noch 2018 in der Abteilung des Umweltamtes ein, bis 2021 stiegen diese auf 2053. Einen deutlichen Sprung machten die Beschwerden im ersten Corona-Jahr 2020 von vormals 1358 auf 1989. Lag es daran, dass mehr Mülheimer pandemiebedingt isoliert lebten, in die Natur gingen und deshalb häufiger auf wilde Müllkippen trafen?

Bearbeitungsdruck auf Mitarbeitende der Stadt und MEG ist gewachsen

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Die genauen Ursachen bleiben unklar. Dazu beigetragen hat aber vermutlich nicht nur mehr Aufmerksamkeit, eine gestiegene Sensibilität, sondern seit Oktober 2021 auch die Vereinfachung, wilde Müllkippen per App der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft (MEG) melden zu können.

Die wachsende Zahl der Meldungen ließ ebenso den Bearbeitungsdruck in der Verwaltung ansteigen. Zwar seien laut Umweltamt die Meldungen innerhalb von ein bis zwei Tagen an die MEG weitergegeben worden. Hier wiederum sollen die Mitarbeiter in der Regel einen Tag später auch den Müll beseitigt haben. Doch an Wochenenden und in Fällen, wo der Ort der Ablagerung nicht einfach zu finden oder zugänglich war, habe der Abtransport länger gedauert, teilt das Amt mit.

Mülldetektive haben seit 2021 mehr als 2100 Fälle aufgedeckt

Die über erhöhte Müllgebühren von den Mülheimerinnen und Mülheimern finanzierten „Mülldetektive“ können indes Erfolge vorweisen. Gut 726.000 Euro wendet die Stadt jährlich für das Modellprojekt mit sechs Mülldetektiven auf. Seit ihrer Einführung im Februar 2021 hat die bei der MEG angesiedelte „Mobile Sauberkeits- und Beratungsgruppe“ rund 2144 Müllablagerungen an Depot-Standplätzen entdeckt und aufgeklärt, teilt die Stadt mit.

Doch wer nun mit einer Kompensation der Ausgaben etwa durch Bußgelder gerechnet hat, könnte enttäuscht werden: Von den genannten Fällen wurden 638 Vorgänge von Seiten der MEG an das Ordnungsamt zur Einleitung eines Bußgeldverfahrens weitergeleitet – knapp ein Drittel also.

Bei 638 Vorgängen von 2100 Funden wurde Bußgeldverfahren eingeleitet

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Davon seien „in zahlreichen Fällen“ auch bereits entsprechende Bußgeldverfahren eingeleitet, teilt die Stadt mit. Eile aber ist geboten, denn je nach Sachlage betragen die Verjährungsfristen ein bis drei Jahre. „Eine Verfolgungsverjährung ist bisher in keinem Fall eingetreten“, bestätigt die Verwaltung: „Die zwischenzeitlich vakanten Stellen im Bereich der allgemeinen Ordnungswidrigkeiten sind seit Anfang 2023 wieder besetzt, so dass mit einer stetigen Bearbeitung der Fälle gerechnet werden kann und eine Verjährung nicht zu befürchten ist.“

Unklar aber bleibt damit weiterhin, inwiefern die hohen Kosten für die Müll-Spürnasen die Gebührenerhöhung rechtfertigen. Zumal die Kosten für eine Beseitigung aller wilden Müllkippen mit etwa 50.000 Euro nur einen Bruchteil des Personalaufwands betragen sollen. Die Politik hob bislang die möglichen „pädagogischen Effekte“ durch die höhere Kontrolle hervor. Die Verursacher könnten sich fortan nicht sicher sein, unentdeckt und unbelangt zu bleiben. Das werde langfristig zu weniger Müllkippen führen. Der Nachweis für eine pädagogische Wirkung allerdings muss angesichts der aktuellen Zahlen noch erbracht werden.