Mülheim. Die Ungewissheit um Karstadt im Rhein-Ruhr-Zentrum belastet derzeit viele. Der Betriebsrat erwartet eine Entscheidung in der dritten Januarwoche.

In den Karstadt-Arkaden steigt die Spannung - leider im unguten Sinne. Seit 31. Oktober befindet sich der Warenhauskonzern Galeria im Schutzschildverfahren, zunächst bis einschließlich Januar erhalten die Beschäftigten Insolvenzgeld. Die Gewerkschaft Verdi hatte zuletzt noch erstritten, dass dieses auf Basis der regionalen Tarifverträge gezahlt wird - obwohl das Unternehmen den Tarif gekündigt hatte. Nun steht die Entscheidung, welche Filialen geschlossen werden, wohl unmittelbar bevor.

Andrea Grisail, Betriebsratsvorsitzende der Karstadt-Arkaden im Rhein-Ruhr-Zentrum, rechnet damit, dass in der dritten Januarwoche ein Insolvenzplan vorgelegt wird, der auch über das Schicksal des Mülheimer Hauses entscheidet. „Dann werden wir wohl erfahren, welche massiven Schließungen beschlossen wurden“, meint die erfahrene und gute vernetzte Gewerkschafterin, die auch dem Gesamtbetriebsrat von Galeria Karstadt Kaufhof angehört sowie der Bundestarifkommission von Verdi.

Mülheimer Karstadt-Belegschaft zunehmend psychisch belastet

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Die Mülheimer Karstadt-Belegschaft ist seit Jahren krisenerprobt, durchaus selbstbewusst und kämpferisch. Doch momentan steige der Stress, beobachtet die Betriebsratschefin. Sehr belastend sei eine Betriebsversammlung am 20. Dezember gewesen, im Finale des eigentlich guten Weihnachtsgeschäftes, in dem die ersten Eckpunkte verkündet wurden, die der Insolvenzverwalter festgelegt hat. Seitdem steht zu befürchten, dass nicht nur - wie anfangs angedeutet - ein Drittel, sondern eventuell 90 der insgesamt 131 Filialen dicht gemacht werden.

„Dort haben wir erfahren, dass noch schwerwiegendere Einschnitte drohen“, sagt Andrea Grisail. Diese Unsicherheit, sei „nicht schön“ und manchen Kolleginnen und Kollegen inzwischen zu viel geworden: „Einige halten den Druck nicht mehr aus und kündigen. Einige sind auch krank geworden, weil sie die psychische Belastung nicht mehr ertragen können. Je näher die Termine rücken, desto angespannter wird man, und wartet wie ein Lamm darauf, ob sie dir das Fell abziehen - oder dich schlachten.“

„Wir sehen keinen Plan, immer nur Schließungen“

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Ihre grundlegende Kritik an der Konzernführung sieht die Betriebsratschefin bestätigt: Die Fusion der beiden Konzerne sei erfolgt, um das Warenhaus der Zukunft zu bauen, „aber wir sehen keinen Plan, kein Konzept, sondern immer nur Häuserschließungen und Reduzierung von Verkaufsfläche“. Ihr sei immer noch nicht klar, was die Konzernführung vorhabe.

Und selbst wenn nächste Woche die betroffenen Standorte benannt würden, so Andrea Grisail, müsse auch das nicht zwingend das letzte Wort bleiben: „Beim letzten Mal wurde die Liste auch noch mal korrigiert.“ Das Bangen und Hoffen geht im Rhein-Ruhr-Zentrum weiter.