Essen. Kurz vor Weihnachten droht die Galeria-Spitze mit der Schließung von bis zu 90 Warenhäusern. Der Kahlschlag könnte in Essen massiv ausfallen.

Wenige Tage vor Heiligabend sind die Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof gut gefüllt. Mitten in das trubelige Weihnachtsgeschäft platzt eine Zahl, die den 17.400 ohnehin verunsicherten Beschäftigten die Vorfreude auf das Fest vollends verderben dürfte. Die im Rahmen des Schutzschirmverfahrens eingesetzten Sanierer planen offenbar, bis zu 90 der 131 Warenhäuser zu schließen, die Unternehmenszentrale in Essen zu halbieren und Tausende Stellen abzubauen.

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Ausgerechnet der Gesamtbetriebsrat verbreitet die Hiobsbotschaften, die er aus Gesprächen mit Sanierern und Geschäftsführung von Galeria mitgenommen hat. In einer Mail an alle Mitarbeitenden schildert der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Jürgen Ettl, dass die Konzern-Verantwortlichen bundesweit gerade einmal rund 40 Warenhäuser für überlebensfähig halten. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hatte zuletzt davon gesprochen, dass „mindestens ein Drittel“ der 131 Standorte geschlossen werden sollen.

Um das Unternehmen im Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung, das voraussichtlich im Februar beginnt, aus der Krise zu führen, soll der Kahlschlag wohl noch heftiger ausfallen. Ob das Drohszenario einen realen Hintergrund hat oder Taktik in den Verhandlungen mit der Gewerkschaft Verdi ist, bleibt zunächst offen. Die Sanierer Frank Kebekus und Arndt Geiwitz sowie die Galeria-Geschäftsführung reagierten nicht auf eine Anfrage unserer Redaktion.

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Der Betriebsrat selbst überschreibt seine Information an die Kolleginnen und Kollegen mit den Worten „Gefährlich ehrlich oder ehrlich gefährlich!“. Denn auf dem Tisch liegen nach seinen Informationen nicht nur die Schließung von bis zu 90 Warenhäusern. Auch in den Filialen, die überleben, soll das Personal um bis zu 30 Prozent reduziert werden. Die Konzernzentrale in Essen, in der zuletzt knapp 1200 Menschen arbeiteten, soll halbiert werden. Für das Gebäudemanagement und die Reisebüros steht eine Ausgliederung zur Debatte.

In der Karstadt-Wiege Essen sind die Sorgen also besonders groß. Neben dem großen Service Center gleich an der Autobahn A 52 betreibt der Konzern im Norden der Stadt ein Zentrallager mit rund 700 Stellen. Und die Filiale im Einkaufszentrum Limbecker Platz konnte im Insolvenzverfahren 2020 nur mit Mühe und Not gerettet werden.

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„Es sind die gleichen Maßnahmen wie immer, nur in einer wesentlich härteren Form“, kritisiert der Betriebsrat. Dabei bekomme Galeria schon „die alltäglichen Probleme nicht in den Griff“. Auch der Online-Shop mit „derzeit knapp über fünf Millionen Besuchern“, spiele am Markt keine Rolle.

Verdi-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger warnte am Dienstag die Verantwortlichen des Unternehmens davor, „die Beschäftigten zu verunsichern und zu glauben, damit verschaffe man sich einen Verhandlungsvorteil“. Stattdessen fordert die Gewerkschafterin, „dass ein Zukunftskonzept für digital-stationäre Warenhäuser vorgelegt wird, das diesen Namen auch verdient“. Dafür läge eine Vielzahl von Vorschlägen aus den Reihen der Beschäftigten vor, die von der Galeria-Geschäftsführung allerdings ignoriert würden. „Verdi und der Gesamtbetriebsrat kämpfen um jeden Arbeitsplatz und jeden Standort. Es wäre angemessen, wenn die Unternehmensleitung das auch täte“, so Nutzenberger.

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Das Schutzschirmverfahren für Galeria läuft Ende Januar 2023 aus. So lange zahlt die Agentur für Arbeit die Gehälter und ist das Unternehmen vor dem Zugriff seiner Gläubiger geschützt. Bis dahin muss Sanierer Geiwitz ein Konzept vorlegen, wie er das Unternehmen aus den roten Zahlen führen und zukunftsfest machen will. Vor einigen Wochen hatte er für Januar eine Liste mit unwirtschaftlichen Filialen angekündigt, die er schließen will.

Zugleich forderte er mehr Tempo bei der Modernisierung der Warenhäuser und will die Verkaufsfläche verkleinern. Nach Angaben von Galeria-Chef Müllenbach laufen die Filialen mit dem neuen Konzept deutlich besser. Bei der Konzernmutter Signa, die dem österreichischen Milliardär René Benko gehört, geht man einem Bericht des Nachrichtenmagazins Focus zufolge davon aus, dass in die Galeria-Häuser je nach Standort zwischen fünf und 20 Millionen Euro investiert werden müssten. Ob Benko dazu bereit ist, gilt als ungewiss.

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>>> Unternehmer an 47 Warenhäusern interessiert

Der Detmolder Unternehmer und Betreiber der Online-Plattform buero.de, Markus Schön, hat sein Interesse konkretisiert, bundesweit 47 Galeria-Filialen zu übernehmen. Im Interview mit dem „Westfälischen Anzeiger“ nannte er auch acht Standorte in NRW, darunter Siegen, die er unter dem Namen „Schön hier“ mit einem Warenhaus-ähnlichen Sortiment weiterführen wolle. Schön nannte einen dreistelligen Millionenbetrag, den er investieren wolle.