Mülheim. Die Nationale Kammerphilharmonie Prag begeisterte effektvoll das Publikum in der Stadthalle Mülheim. Ganz besonders die Zugaben wurden gefeiert.

Die Nationale Kammerphilharmonie Prag gestaltete am Sonntag das 3. Sinfoniekonzert in der Mülheimer Stadthalle – und wurde bejubelt. Schon die Programmgestaltung mit zwei selten gespielten Komponisten weckte Erwartungen. Darüber hinaus wurden gleich zwei Solowerke präsentiert, noch dazu vom Dirigenten und Solisten Fedor Rudin in Personalunion.

Es sollte ein aufsehenerregender Konzertabend werden. Bereits der Auftritt des relativ jungen Ensembles sorgte für wohlig-erstauntes Raunen im voll besetzten Theatersaal, schließlich traten gleich mehrere der jungen Musikerinnen in galamäßig buntstrahlenden Gewändern auf.

Fedor Rudin ist gefeierter Solist beim 3. Sinfoniekonzert in Mülheim

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Auch der musikalische Auftakt mit der hierzulande kaum zu hörenden 1. Sinfonie des böhmischen Komponisten Leopold Kozeluh war vielversprechend. Sehr gefällig und eingängig kommt seine Musik im Stil der Wiener Klassik daher, ist abwechslungsreich gestaltet, fordert den Bläsern, insbesondere den etwas überforderten Hörnern, einiges ab, kann mit einem berauschenden Menuetto wundervolle Glanzpunkte setzen. Ein nettes Weihnachtsgeschenk, dem Mozarts 2. Violinkonzert KV 211 folgte.

Der Solist des Abends, Fedor Rudin, verzichtete fast vollständig auf den üblichen Blickkontakt zum Ensemble, dirigierte aber in den Pausen des Soloparts eifrig und effektvoll. Nur dank des extrem einfühlsamen und aufmerksamen Konzertmeisters klapperte kaum ein Übergang, konnte Mozarts Meisterstück überzeugen.

Bravo-Rufe für die Zugabe – ein Stück von Teufelsgeiger Paganini

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Angesichts des begeisterten Auditoriums präsentierte Rudin spontan eine der beliebtesten Zugaben, das Caprice Nr. 24 von Niccolo Paganini, dem Teufelsgeiger. Dabei schlurte sich Rudin gekonnt durch die rasanten Passagen, beeindruckte allerdings bei den feinfühligen Flageolette-Phrasen im mucksmäuschenstillen Saal und ließ sich anschließend bei lauten Bravo-Rufen ausgiebig feiern.

Auch nach der Pause zelebrierte Fedor Rudin sein Können als Solist und Dirigent, und zwar bei einer selten gespielten Polonaise von Franz Schubert, deren leichtfüßig-tänzerischer Impetus die Atmosphäre seines lebenslang so wichtigen Freundeskreises wiedergab. Mit Josef Suks Serenade für Streicher op. 6 endete der Konzertabend wie gehabt ungewohnt und aufsehenerregend, durften doch jetzt die Ensemble-Mitglieder in solistischen Passagen brillieren. Das Werk des damals erst 18-jährigen Suk steckt voller jugendlicher Leidenschaft, kommt mit den typischen Stimmungsumschwüngen, mit viel Elan und zu Herzen gehender Melancholie daher. Ein bezauberndes Schlussstück, dem Rudin leider einen massentauglichen Walzer von Dvorak als überflüssige Zugabe folgen ließ. Die Masse rief „Bravo“ und zeigte sich verzückt.

Das nächste Sinfoniekonzert gestalten die Bergischen Symphoniker am Freitag, 13. Januar 2023, mit Werken von Couperin, Dorman und Rachmaninow.