Essen. Die Essener „Freerunning Schlappen“ zeigen spektakuläre Stunts auf Youtube. Warum sie potenzielle Nachahmer deutlich warnen.

Parkour-Strecken über Mauern und Dächer, Saltos aus gefährlichen Höhen und andere gewagte Stunts: Damit begeistern die „Freerunning Schlappen“ aus Essen ihr Publikum auf Youtube. Jan Lange, Jasper Appel und Etienne Paff teilen ihre Leidenschaft nicht nur untereinander, sondern auch mit Zehntausenden, die ihnen online dabei zuschauen.

Auf ihrem Kanal ist zu sehen, wie sie von Dach zu Dach oder aus Fenstern springen, Saltos aus bis zu elf Metern Höhe machen und in Plastikfässern steinerne Rampen hinunterrutschen. „Wir kombinieren gerne Parkour und Stunts“, sagt Lange. Kennengelernt haben sich die drei beim Parkourtraining im Sportverein MTG Horst, ungefähr sechs Jahre ist das nun her. Seitdem sind sie immer wagemutiger geworden und machen als „Freerunning Schlappen“ ihr eigenes Ding.

Essener absolvieren Stunts nach Vorbild von „Jackass“

„Irgendwann haben wir angefangen, auch Stuntvideos zu drehen“, sagt Lange. Vorbild ist „Jackass“, eine Serie, die Anfang der 2000er auf dem Musiksender MTV zu sehen war und aktuell mit „Jackass forever“ ihre Rückkehr in den Kinos feiert. Mit Anfang 20 sind die drei Essener eigentlich zu jung für die Kultserie, doch sie haben sämtliche Folgen nachgeschaut und so einige auch nachgeahmt.

Dabei gehen sie immer wieder an ihre Grenzen und auch darüber hinaus. „Wir sind immer auf der Suche nach dem Limit“, sagen sie. Einige Knochenbrüche gab es bereits. Die schwerste Verletzung hat sich Lange vor einigen Monaten bei einem Stunt in München zugezogen: „Ich habe mir den Hüftkopf gebrochen.“ Und zwar beim Versuch, mit einer „Dive Roll“, einer Flugrolle, eine lange Treppe zu überqueren. Doch die Landung war hart. „Es war zu hoch und zu weit“, sagt Lange im Nachhinein. „Ich lag auf dem Boden und konnte ein Bein nicht mehr bewegen.“

Es folgte eine Zeit im Krankenhaus und viele Wochen der Erholung, ganz fit ist er noch immer nicht. Erschreckend war der Anblick auch für die anderen, aber die drei Freunde sind längst wieder unterwegs. „So eine Verletzung hält uns nicht davon ab, weiterzumachen“, sagt Lange.

Warnhinweise vor den Stunt-Videos auf Youtube

Die Verantwortung für eventuelle Nachahmer wollen und können sie nicht übernehmen, vor den Videos blenden sie eine Warnung ein, dass es sich um Stunts erfahrener Sportler handelt, die nicht einfach nachgemacht werden sollten. „Man muss sich einschätzen können und nur das machen, was man sich selbst auch zutraut“, sagt Paff.

Grenzen überschreiten die drei nicht nur körperlich, sondern auch juristisch. Oft geraten sie in Konflikt mit Sicherheitspersonal oder der Polizei, wenn sie etwa auf Baustellen unterwegs sind oder wie jüngst die Tower Bridge in London erklimmen, um hinunter ins Wasser zu springen, und anschließend klatschnass vor der Polizei flüchten. Dass sie mit ihrer Gesundheit oder gar ihrem Leben spielen, hält die Essener nicht von solchen Aktionen ab, der Adrenalinkick ist größer.

„Schlappen“ verkaufen Fan-T-Shirts

Das Spiel mit der Gefahr ist es wohl auch, das ein großes Publikum auf Youtube anzieht. „Wir bringen jeden Sonntag um 20 Uhr ein neues Video raus“, sagt Appel. Häufig haben die Videos mehr als 40.000 Aufrufe, einige sogar schon mehr als 100.000 – und die drei entwickeln immer neue Ideen. Mit ihrem Youtube-Kanal verdienen sie mittlerweile nebenberuflich auch Geld. Zusätzlich haben sie Merchandise-Artikel wie Fan-T-Shirts herausgebracht. 450 haben sie bereits verkauft, Nachschub soll bald folgen.

• Jan Lange (24), Jasper Appel (21) und Etienne Paff (23) bilden den Kern der „Freerunning Schlappen“, bei denen auch Dwayne Brinkmann und andere mitwirken.
• Lange ist Auszubildender zum Veranstaltungskaufmann, Appel studiert Mechatronik und Paff ist Feinwerkmechaniker.
• Ihre Freizeit widmen sie ihrem Sport und sind regelmäßig gemeinsam auf Reisen.
• Ihre Videos zeigen sie unter youtube.com/FreerunningSchlappen, zudem betreiben sie einen Shop unter schlappenstore.com