Mülheim. Es weihnachtet in Mülheim: Bis zum 11. Dezember ist der Adventsmarkt in der Altstadt geöffnet. Was macht ihn aus, was bietet er?
Alle Jahre wieder: Die Adventszeit hat begonnen, der Mülheimer Adventsmarkt ist wieder geöffnet. Seit Freitag lassen sämtliche leuchtende Buden, Kerzen und Lichterketten die Mülheimer Altstadt in weihnachtlichen Glanz erstrahlen. Hier gibt es Glühwein, Crêpes und gebrannte Mandeln – wie auf jedem anderen Weihnachtsmarkt. Und trotzdem: Der Mülheimer Adventsmarkt ist etwas ganz Besonderes, finden viele Mülheimer. Doch was macht ihn eigentlich so besonders? Womit punktet der Adventsmarkt wirklich?
Fachwerkhäuser, Hinterhöfe und kaum Musik
„Der Adventsmarkt hat einen total individuellen Charakter und mit den alten Fachwerkhäusern ein wunderschönes Ambiente“, findet Susanne Foitzik. Gemeinsam mit Stefan Rollmann steht sie am Samstagnachmittag in einem der liebevoll dekorierten Hinterhöfe, trinkt Glühwein und genießt die ruhige Atmosphäre. Hier läuft keine kommerzielle Weihnachtsmusik, maximal selbstmusizierte Lieder erklingen in der Altstadt. „Gott sei Dank – nicht noch mehr ‚Last Christmas‘“, lacht Susanne. Sie schätzt das Individuelle und Persönliche hier: Viele Stände werden von Anwohnern der Altstadt, Schulen und gemeinnützigen Organisationen betrieben. Das mag auch Ulrike Bogen, die im Hinterhof des CVJM am Lagerfeuer steht: „Dieses Gemütliche, dieses Familiäre – das ist einfach der schönste Weihnachtsmarkt Mülheims.“
Glückliche Kinder – glückliche Eltern
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Auch den Kindern wird hier einiges geboten: Engel Thomas nimmt Wünsche von Kindern und Eltern entgegen und hängt diese an den Wunschbaum. „Edda wünscht sich einen Hund“ und „Barbara wünscht sich Frieden für die Welt“, steht hier. Engel Thomas mag seinen Job: „Es entstehen schöne Unterhaltungen, die Leute kommen im nächsten Jahr zu mir und sagen: Der Wunsch ist in Erfüllung gegangen – oder auch nicht.“ Für Kinder gibt es außerdem ein Karussell – nicht modern, blinkend und laut wie auf anderen Weihnachtsmärkten: Es ist alt, aus Holz und punktet so mit einem ganz besonderen Charme. Ein richtiges Highlight für die jungen Besucher: Nikolaus und Engel verteilen kostenlos Kuscheltiere und bringen so Kinderaugen zum Strahlen.
Was ist der ausgefallenste Weihnachtsmarkt-Schmaus?
+++Über den Adventsmarkt 2021 lesen Sie hier+++
Wie überall, gibt es natürlich auch hier Crêpes, Reibekuchen und Bratwürste – doch zwei Stände fallen besonders auf: Jürgen Hildebrand ist von der Nordseeküste runter in Mülheims Altstadt gekommen und verkauft mit seinen Schwestern Fischbrötchen – nicht gerade das typische Weihnachtsmarkt-Essen. Aber den Leuten schmeckt es: „Das schmeckt nach Urlaub“, freut sich Astrid. „Matjesbrötchen gehen zu jeder Jahreszeit – also auch zu Weihnachten!“ Eine weitere Essensbesonderheit: Nahe der Petrikirche gibt es zusammengerolltes Fladenbrot gefüllt mit Schafskäse und Gemüse. Die Schlange vor dem Stand ist lang – jedoch nicht so lang wie beim Klassiker: dem Reibekuchen.
Glühwein gibt es schon ab 2 Euro
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Auch mit besonderen Getränken punktet der Adventsmarkt in der Altstadt: Neben Glühwein findet man hier auch heiße Cocktails. Die Geschwister Colm und Sean Redmond verkaufen „Caipirinha – wie immer, nur in heiß“, „Hot Mojito“ und selbstentwickelte Kreationen wie die „Winterelfe“ und „Santas Star“. Die Preise für Essen und Trinken sind auf dem Mülheimer Adventsmarkt sehr human, und das trotz Inflation: Glühwein kostet nur 2 bis 2,50 Euro, Currywurst 3 Euro und ein Crêpe 3,50 Euro – am Stand der Gustav-Heinemann-Schule sogar einen Euro weniger. „Es geht hier nicht um Gewinnerzielung, sondern um schöne Begegnungen und Gespräche“, so Annika Lante vom Kirchenkreis An der Ruhr.
Selbstgemachtes Kunsthandwerk
Sämtliche Stände bieten Weihnachtsdeko an, vieles davon ist selbst gemacht und einzigartig. Es gibt handgemachte Holzfiguren, gemalte Weihnachtskarten und gestrickte Stirnbänder. Auch Laura aus dem Siepen von der Kreativagentur „Farbtier“ verkauft hier ihre eigenen Werke: Bilder, Postkarten und Holzplatten sind liebevoll bemalt mit sich umarmenden Strichmännchen. „Punkt, Punkt, Komma, Liebe“ heißt die neue Serie von ihr. „Das ist ein Herzensprojekt, in jedem Bild steckt echte Liebe drin“, so Laura. An einem weiteren Stand verkaufen Ukrainerinnen selbstgebastelten Weihnachtsschmuck. Der gesamte Erlös geht an bedürftige Menschen in die Ukraine. Die Schlange am Glücksrad des Standes ist lang, hier lassen viele Menschen besonders gerne ihr Geld.
Ein Zeichen des Friedens
Gerade in diesem Jahr scheint das Fest der Liebe besonders wichtig zu sein. Deshalb entsteht auch eine ganz besondere Atmosphäre, als um 19 Uhr plötzlich sämtliche Wunderkerzen brennen. Die Kerzen dienen als Zeichen für den Frieden – und das schon seit 20 Jahren, denn das tägliche Anzünden der Wunderkerzen ist eine Tradition des Adventsmarktes. Anne Mengede findet: „Diese Tradition ist eine total schöne Geste – und in diesem Jahr natürlich aktueller denn je.“