Mülheim. Was auf dem Adventsmarkt in der Mülheimer Altstadt ab Freitag besonders im Mittelpunkt steht – und was der Glühwein dieses Jahr kosten soll.

Dass die Welt ein kurioses Dorf ist, kann man auch auf Mülheims traditionellem Adventsmarkt in der Altstadt erleben. Dort verkauft „Jürgen“ seine Fischbrötchen von der Insel Norderney, wo der gebürtige Mülheimer seit 20 Jahren lebt und eine Schalke-Kneipe betreibt. Als Adventsmarkt-Erfinder Rolf Schulze vor kurzem dort zufällig hineinstolperte und Jürgen kennenlernte – mit dem er angeblich vor 53 Jahren beim SV Raadt kickte –, war klar: „Der muss mit seinem Fisch zu uns kommen“, erzählt Schulze.

Dass der Adventsmarkt aber nicht nur ein veritabler Ort Mülheimer Mythenbildung sein kann, sondern seinem sozialen Ruf als stimmungsvoller Weihnachtstreff für alle und jeden Mülheimer gerecht wird, hat das Team um Macher Schulze gerade jetzt wieder in den Mittelpunkt gestellt. „Der Glühwein kostet weiterhin 2,50 Euro – alles andere ist doch Abzockerei“ – haut der Chef auch gerne mal einen raus.

Traditionelles Gedenken an Frieden hat diesmal besondere Bedeutung

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Moderate Erhöhungen wird aber auch der Besucher in der Altstadt erwarten müssen. Doch soll ohnehin nicht der Kommerz, sondern die Begegnung und die Stimmung in den Gassen und Innenhöfen zwischen Petrikirche und Muhrenkamp regieren. „Kein Zudröhnen mit Weihnachtsgedudel“, verspricht Schulze, dafür etwas Jazz, Gesang, Kinderkarussell und – wie immer um 19 Uhr – werden gemeinsam Wunderkerzen entzündet, wird innegehalten und an den Frieden gedacht.

Das erscheint in einem Jahr besonders angebracht, in dem der Krieg so nah zu sein scheint, wie selten zuvor. Es werden sich an dem Treiben an den Weihnachtsbuden diesmal gebürtige Ukrainer aus Mülheim beteiligen. Sie haben gebacken, genäht und gewerkelt – und bieten ihre Waren an, um wiederum geflüchtete Landsleute aus der von russischer Aggression bedrohten Heimat zu unterstützen.

Um 19 Uhr entzünden die Besucher des Mülheimer Adventsmarktes zahlreiche Wunderkerzen und denken an den Frieden in der Welt.
Um 19 Uhr entzünden die Besucher des Mülheimer Adventsmarktes zahlreiche Wunderkerzen und denken an den Frieden in der Welt. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ebenso machen neben etlichen sozialen Mülheimer Institutionen von Unicef bis zum Fliedner Werk die Schülerinnen und Schüler von vier Mülheimer Gymnasien sowie die Realschule Broich und 15 Kindergärten mit – „die sollen richtig zeigen, was sie können. Sie sind doch unsere Zukunft“, sagt Schule und gönnt es sich, auch mal sentimental zu werden.

Das Soziale soll im Vordergrund stehen: 4000 Kuscheltiere verschenken Engel und Nikolaus wieder an Kinder in der Stadt.
Das Soziale soll im Vordergrund stehen: 4000 Kuscheltiere verschenken Engel und Nikolaus wieder an Kinder in der Stadt. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

4000 Kuscheltiere für die kleinsten Bürger der Stadt

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Apropos: Wer würde nicht verzückt dahinschmelzen beim Anblick von 4000 Kuscheltieren? Die verteilen der Nikolaus und ein Engel wieder um 17 Uhr an die kleinsten Bürger der Stadt. Dazu schmücken 240 Edeltannen die Altstadtgassen und werden am Ende zum Teil in guter Tradition verkauft. Außerdem kleiden in diesem Jahr natürlich wieder etliche Lichter die Altstadt in weihnachtliche Stimmung, „aber natürlich LED“, merkt Schulze an. Die Energiekrise macht eben auch nicht vor dem Altstadtmarkt halt.

Der Mülheimer Adventsmarkt eröffnet am Freitag um 16 Uhr. Grundsätzlich geht es dienstags bis freitags immer ab 16 Uhr, samstags und sonntags ab 14 Uhr los. Ende ist gegen 20 Uhr. Allerdings nur für wenige Wochen. Am 11. Dezember ist’s schon wieder vorbei, dann kehrt wieder Stille ein in Mülheims Altstadt.