Mülheim. Mit der nachhaltigen „Leihbrary“ will ein Mülheimer Verein Ressourcen schonen. Wie das Konzept funktioniert und was man tun muss, um teilzuhaben.

Eine Idee so simpel wie sinnstiftend: Eine Online-Plattform bündelt Gegenstände, die Mülheimerinnen und Mülheimer ohnehin ungenutzt zu Hause liegen haben, von denen andere wiederum wunderbar profitieren können. Da ist etwa die Isomatte, die Heckenschere, der Spargeltopf oder das Puzzle – und die „Leihbrary“ wächst stetig.

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Nach einer Fusion aus dem deutschen Wort „leihen“ und dem englischen Wort „library“ (Bibliothek, Sammlung) benannt, ist die Plattform „Leihbrary“ ein Leihladenkonzept, das vom gemeinnützigen Verein Mollys sustainable life e.V. erdacht worden ist. Mülheimerinnen und Mülheimer sollen so gleichzeitig ökologisch nachhaltig handeln und dabei noch Geld sparen können. Unter www.leihbrary.org finden sich alle Gegenstände, die derzeit im virtuellen Leihladen angeboten werden. Noch allerdings steckt das Konzept in den Kinderschuhen, wie Vorstandsvorsitzende und Mitbegründerin Nina Friese (51) erklärt: „Aktuell passiert sehr viel und wir haben auch schon viel geschafft. Aber einige Herausforderungen stehen noch an.“

Mülheimer Verein sucht nach einem Geschäftsraum

Eine davon ist die Suche nach einem Ladenlokal. Denn was bislang ein digitalbasiertes Unterfangen ist, soll alsbald auch durch eine physische Präsenz vervollständigt werden. „Die Mülheimer Innenstadt ist zwar geprägt von Leerständen, dennoch ist es bisher nicht möglich gewesen, ein passendes Ladenlokal zu bekommen“, so Friese. „Der Leihladen soll zugleich ein Ort des Austausches und des produktiven Miteinanders werden. Hier sollen Bildungsangebote, wie Workshops, Vorträge und andere gemeinsame Aktivitäten stattfinden.“

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Denn abgesehen von dem Konzept der „Leihbrary“ will der Verein Mollys sustainable life (Englisch für Mollys nachhaltiges Leben; Namensgeberin war Nina Frieses Katze Molly) mit Bildungsangeboten und anderen Aktivitäten seine Ziele fördern: Nachhaltiger Umgang mit Ressourcen, Umwelt- und Klimaschutz, das Leihen von Gegenständen als Normalität in der menschlichen Handlungsweise etablieren. Als Basis dieser Zielsetzung dienen die 17 globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung, die die UN entwickelt hat. „Wir fokussieren uns auf vier Ziele besonders“, erklärt Nina Friese. „Weniger Ungleichheiten, nachhaltige Städte und Gemeinden, nachhaltiger Konsum und Maßnahmen zum Klimaschutz“.

Kooperation für Lieferdienst in Mülheim ist denkbar

Den Namen „Leihbrary“ hat sich der Verein übrigens schützen lassen.
Den Namen „Leihbrary“ hat sich der Verein übrigens schützen lassen. © Mollys sustainable life e.V | Leihbrary

Die 14 Mitglieder des Vereins werden in ihrer Arbeit von Ehrenamtlichen unterstützt, weitere Freiwillige sind willkommen. Zu den Aufgaben gehört neben der Organisation und Durchführung der Bildungsangebote, Aktivitäten und Workshops auch die Pflege der digitalen „Leihbrary“. Rund 80 Artikel sind aktuell in dem Verzeichnis gelistet. „Langfristig“, so Friese, „möchten wir auch einen Lieferdienst etablieren.“ Denkbar sei etwa ein Bringdienst mit dem Lastenrad, der von Vereinsmitgliedern und Ehrenamtlern gestemmt wird oder das Nutzen bereits bestehender Routen von Dienstleistenden. „Pflegedienste sind beispielsweise viel unterwegs, die könnte man auch gut einbinden.“

Das aber, ist noch Zukunftsmusik. Noch ist und bleibt die größte Herausforderung die Suche nach einer Immobilie – „ein Teil der Gegenstände lagert aktuell noch hier bei mir zu Hause in einem Raum. Wir erhalten auch einige Schenkungen, wie zuletzt einen Fahrradträger fürs Auto“, verrät Nina Friese, die an der Hochschule Ruhr-West als Didaktikerin tätig ist. Dort lernte sie ein weiteres Gründungsmitglied, David Krause, übrigens kennen. Sie und der damalige Wissenschaftliche Mitarbeiter überlegten gemeinsam, wie man in der Stadt mehr Ressourcen schonen könnte und kamen bald auf das Konzept des Bochumer Leihladens. „Die Idee hat uns sehr gut gefallen. Wir haben uns Tipps von den Bochumerinnen und Bochumern geholt und sind dann selbst gestartet“, so die 51-Jährige.

>>> „Leihbrary“ – so läuft das Ganze ab

  • Wer sich bei www.leihbrary.org einen Gegenstand leihen möchte, kann diesen anklicken. Anschließend öffnet sich ein Reservierungsformular. „Wir erhalten eine Nachricht, dass der Gegenstand angefragt wurde“, erklärt Nina Friese. Das Team stellt den Kontakt zwischen den beiden Parteien her. In der Regel beträgt die Leihdauer eine Woche. „Einen achtsamen Umgang mit dem Leihgegenstand setzen wir voraus.“
  • In der Regel wird ein Pfand hinterlegt. Die Höhe des Pfands richtet sich nach dem Wert des Gegenstands und ist bei der Buchung ersichtlich. Kommt es beim Gebrauch eines Gegenstandes zu einem Schaden oder Verlust, muss der Ausleihende einen gebrauchsähnlichen Gegenstand in die „Leihbrary“ zurückzubringen.
  • Es gibt keine Leihgebühren. Die „Leihbrary“ wird durch Spenden finanziert. Wenn der Gegenstand ohne Absprache nicht rechtzeitig zurückgebracht wird, wird allerdings eine eine Mahngebühr fällig. Die Mahngebühr beträgt pro Woche der Fristüberschreitung 5 Euro beziehungsweise 20 Euro, wenn der Gegenstand bereits von einer anderen Person reserviert wurde.