Mülheim. Im Sportausschuss wurde die Entwurfsplanung für das neue Hallenbad in Mülheim-Heißen präsentiert. Was die Kosten in die Höhe treibt.
Als im April im Mülheimer Sportausschuss mit dem 15. September 2025 ein überraschend konkretes Datum für die Eröffnung des neuen Hallenbades in Heißen genannt wurde, rieb sich doch der ein oder andere verwundert die Augen. Nun steht fest: Dieses Datum wird wohl nicht zu halten sein. Und auch die Kosten gehen in die Höhe.
Die am Dienstag im gleichen Ausschuss vorgestellte Entwurfsplanung übersteigt die Kosten, die im Februar 2021 bei der Machbarkeitsstudie aufgestellt wurden, um mehr als fünf Millionen Euro. Vor allem die Kosten für das Bauwerk und die Konstruktion schlagen mit rund 1,5 Millionen Euro mehr zu Buche, die Baunebenkosten liegen eine gute Million über der ersten Summe.
Heißener Bad: Welche Posten bei der Machbarkeitsstudie noch gar nicht auftauchten
Grund dafür sind die Preiserhöhungen auf dem Bausektor. Da insbesondere Stahl, Beton und Holz im Schwimmbadbau deutlich mehr eingesetzt werden, sind die Steigerungen hier noch wesentlich höher. Von bis zu 26 Prozent ist die Rede. Um zusätzliches Volumen und somit noch höhere Kosten zu vermeiden, soll die Deckenhöhe von der Drei-Meter-Plattform bis zum Lehrschwimmbecken absinken, wodurch ein wellenartiges Dach entsteht.
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Dazu kommen mehrere vom Bauherren festgelegte Leistungen, die bei der Machbarkeitsstudie noch gar nicht eingepreist werden konnten – etwa der neue Parkplatz (274.000 Euro), Rigole für die Regenrückhaltung (200.000), die Photovoltaikanlage (230.000) und Tiefengründungen wegen möglicher Bergbauschäden (292.000).
Projektsumme könnte auf bis zu 22 Millionen Euro ansteigen
Damit liegt der Neubau an der Yorckstraße nun bei 19,2 Millionen Euro. „Ob und in welchem Umfang noch Steigerungen bis zum Ausschreibezeitraum im zweiten bis dritten Quartal 2023 dazukommen, ist noch nicht einschätzbar“, heißt es seitens der Planer von „geising + böker“ aus Hamburg. Sie halten aber eine Risikorückstellung von bis zu 15 Prozent (2,8 Millionen Euro) für sinnvoll. Damit läge die Projektsumme bei 22 Millionen Euro.
Zur Erinnerung: 16 Millionen waren 2017 aufgrund einer Einschätzung des Immobilienservice in den Haushalt eingestellt worden. In Frage gestellt werden soll das Vorhaben wegen der gestiegenen Kosten aber in keinem Fall. „Ich finde es gut, dass jetzt nicht gleich die Schere im Kopf losgeht. Es geht nicht nur um einen Neubau, sondern um eine neue Qualität“, betont der sportpolitische Sprecher der SPD, Oliver Willems.
MSS-Chefin kann bei Förderungen wenig Hoffnung machen
Zur Finanzierung könnten Fördertöpfe ein Thema werden. Wirklich Hoffnung machen konnte Martina Ellerwald, Chefin des Mülheimer Sportservice, am Dienstag aber nicht. Geprüft wurde über den Immobilienservice bereits eine Bewerbung für das Bundesprogramm „Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur“. Mit dem Ergebnis, dass eine Antragsstellung nicht erfolgreich wäre, weil Neubauten überhaupt nur sehr nachrangig gefördert werden und die Energieeffizienzklasse so hoch wäre, dass weitere Mehrkosten anstehen würden.
Auch bei Landesmitteln sieht es eher mau aus, da der Investitionspakt zur Förderung von Sportstätten, von dem Mülheim beim Umbau der Leichtathletikanlage am Wenderfeld profitierte, nicht über 2022 hinaus verlängert wird. Sportdezernent David Lüngen und Kämmerer Frank Mendack seien aber in Gesprächen über weitere Möglichkeiten der Finanzierung.
Neues Heißener Hallenbad soll ab Ende 2025 genutzt werden können
Der Baubeschluss ist aktuell für das zweite oder dritte Quartal des kommenden Jahres geplant. Bis Ende 2023 rechnet man mit der Baugenehmigung. Neuer Nutzungsbeginn soll Ende 2025 sein. Durch den langen Vorlauf rechnen „geising + böker“ nicht mit weiteren Verzögerungen aufgrund von Lieferschwierigkeiten.
Die zuletzt diskutierte Sportstättenbedarfsplanung floss in die Entwurfsplanung des neuen Bades kaum ein. In den Augen der Verwaltung sind ausreichend Umkleideschränke – 40 Stück pro Sammelumkleide – vorhanden, um die Zeiten beim Schulschwimmen zu optimieren. Die Sammelumkleiden müssten dann allerdings von zwei Klassen parallel genutzt werden.
Trennwand zwischen zwei Badbereichen bleibt ein Streitpunkt
Ein Streitpunkt bleibt, dass das aus sechs Bahnen bestehende Sportlerbecken und der Lehrschwimmbereich durch eine Glaswand voneinander getrennt werden sollen. Obwohl die Bademeisterloge Einblick in beide Bereiche gewähren soll, findet es die CDU in Person ihres sportpolitischen Sprechers Werner Oesterwind „schwierig, durch die Trennwand den Durchblick über beide Badbereiche zu behalten“.
Ob die Trennwand noch transparenter werden kann, so die Planer, müsse sich in den weiteren Planungen noch zeigen.