Mülheim. Die Kinder der Singschule proben mit Schauspiel-Profis für die Premiere von „Kalif Storch“. Warum es gar nicht einfach ist, ein Storch zu sein.

Lachen ist nicht immer gesund. Zumindest sieht es Wilhelm Hauff so, der in seinem Märchen „Kalif Storch“ ein äußerst spannendes Szenario entwickelt hat, bei dem man sich das Lachen unbedingt verkneifen sollte. Denn der Kalif und der Großwesir von Bagdad fallen auf einen Trick des bösen Zauberers Kaschnur herein, der ihnen ein Pulver verkauft, mit dessen Hilfe sie sich in Tiere verwandeln und deren Sprache verstehen können. Einzige Bedingung: Sie dürfen in der Verwandlung nicht lachen. Doch genau das tun die beiden und prompt vergessen sie das erlösende Zauberwort und müssen Störche bleiben.

Vertont vom deutschen Kirchenmusiker Klaus Uwe Ludwig liefert diese hinreißende Kinderoper den Mitgliedern der Singschule in der Petrikirche die Chance, ihr Können zu beweisen. Den jährlich stattfindenden Märchenopern fiebern die Kinder das ganze Jahr entgegen. Damit möglichst viele der 29 Kinder im Alter von neun bis zwölf Jahren einen Solopart singen können, sind die Hauptrollen doppelt besetzt. Das schützt gleichzeitig auch vor drohenden Corona-Ausfällen, wenn die Kinderoper am kommenden Wochenende Premiere feiert.

Singschule Mülheim: Sieben Tage haben die Schauspiel-Stars Zeit

Dieses Jahr sind alle acht Solistinnen und Solisten Debütanten. Mina Zimmermann singt die wichtige Rolle des Großwesirs, und sie gibt mit erkennbarem Stolz zu, sie sei aufgeregt: „Man spielt ja nicht alle Tage eine Hauptrolle in der Oper!“ Am meisten aber freue sie sich, dass sie mit so vielen gemeinsam auftreten kann. Gijs Burger, Kirchenmusikdirektor der Petrikirche und musikalischer Leiter der Kinderoper, ist längst versiert im Umgang mit den singbegeisterten Kindern und verspricht: „Alle Kinder kommen einmal nach ganz vorne!“

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Die Gesangsbeiträge sitzen inzwischen. Doch erst seit fünf Tagen laufen die Schauspielproben mit dem Profi-Regieteam, bestehend aus Schauspielerin Katja Heinrich („Tatort“) und Dramaturgin Carola Bühn. Für Katja Heinrich besteht die größte Herausforderung im Zeitpensum. „Beim Theater probe ich sechs Wochen, hier habe ich für 30 Kinder nur sieben Tage“, sagt sie und fügt besorgt an: „in Doppelbesetzung!“

Schauspielerin Katja Heinrich („Tatort“) und Dramaturgin Carola Bühn bereiten die Kinder in der Singschule auf ihren Auftritt vor.
Schauspielerin Katja Heinrich („Tatort“) und Dramaturgin Carola Bühn bereiten die Kinder in der Singschule auf ihren Auftritt vor. © FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Kinderoper in Mülheim: Gesang trifft auf Tanz

Bereits bei der ersten Durchlaufprobe mit Kostümen am Mittwoch faszinieren die simplen, aber effektvoll reizenden Kostüme für die Storchenszene. Carola Bühn steht im Kirchraum und macht vor, welche Choreographie das Storchenleben erfordert. Da werden die Arme zusammen ganz lang als Schnabel nach vorne ausgestreckt, dann nur mit den Händen, später mit dem ganzen Arm geklappert. Gar nicht so einfach, wenn man dabei noch auf nur einem Bein stehen und sich mal nach rechts und mal nach links wenden sowie immer klappernd und textsicher sowie ausdrucksstark singen soll.

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Carola Bühn ist begeistert, wie beweglich die Kinder sind, aber dennoch wird der anfänglich so kräftige Gesang merklich leiser, konzentrieren sich viele hauptsächlich auf die Bewegungen. Erst als Gijs Burger vom begleitenden Kofferharmonium aus ’zu leise‘ signalisiert, findet der Chor wieder vollstimmig in sein beschwingtes Klapperlied. Lustig und tänzerisch kommt es daher, so lustig, dass eben dabei die beiden verzauberten Störche Kalif und Großwesir zu lachen beginnen – wodurch sie sich nicht mehr ans Zauberwort erinnern können. Was zudem eine Eule und eine wunderschöne Prinzessin in diesem Märchen zu suchen haben, soll hier nicht verraten werden. Nur soviel sei gesagt: Es geht aufregend und sehr amüsant zu bei Kalif Storch in der Petrikirche.

Die Kinderoper „Kalif Storch“ wird am Samstag, 5. November, und Sonntag, 6. November, jeweils um 17 Uhr in der Petrikirche (Pastor-Barnstein-Platz) aufgeführt. Am Montag, 7. November, finden um 9.30 Uhr und 11.30 Uhr zwei weitere Aufführungen für Schulklassen statt, die bereits ausverkauft sind. Der Eintritt beträgt zwölf Euro, für Kinder vier Euro. Die Kirche öffnet jeweils 30 Minuten vorher. Restkarten gibt es an der Abendkasse. Es gilt Maskenpflicht am Sitzplatz.