Mülheim. Die Kindertagespflegepersonen in Mülheim fürchten, dass die steigenden Energiekosten auch ihre Existenz gefährden könnten. Das sind die Gründe.

Die steigenden Energiepreise versetzen die Mülheimer Tageseltern in Unruhe. Egal, ob sie die Kinder unter drei Jahren in einem Pflegenest oder bei sich zu Hause betreuen - die Kosten für Energie werden wesentlich höher sein als in den Vorjahren. „Wir bräuchten jetzt finanzielle Unterstützung“, erklärt Nina Richter von der Interessensvertretung „Kinder aus Mülheim“. In anderen Städten fürchten manche Tagespflegepersonen sogar, dass sie ihren Betrieb womöglich einstellen müssen. Denn: Weder an den Heizkosten, noch am Essen oder am heißen Wasser könne man bei den Kleinkindern sparen.

Die Bundesvereinigung der Kindertagespflegepersonen hat sich ebenfalls schon offiziell zu dem Problem geäußert. In den Pflegenestern oder bei den Tagespflegeeltern sei „nichts einsparbar“. Ein Beispiel: Die Raumtemperatur könne man nicht senken. „Kinder unter drei Jahren krabbeln noch viel auf dem Boden herum, sie brauchen eine Raumtemperatur von 21 bis 22 Grad“, erläutert Jaqueline El-Masri, ebenfalls von „Kinder aus Mülheim“. Das ist sogar per Verordnung so festgelegt.

„Viele Mülheimer Tagespflegepersonen klagen, aber noch nicht laut“

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Fürchten sich die Mülheimer Tagespflegepersonen angesichts der steigenden Energiepreise? „Es klagen schon viele, aber noch nicht laut“, erklärt Nina Richter. „Wir tauschen uns aus, viele machen sich Sorgen“, berichtet auch Uta Jährling-Dietzel vom Verein „Qualifizierte Kindertagespflege in Mülheim an der Ruhr“. Aktuell sei man aber noch im Gespräch - etwa mit dem städtischen Jugendamt. Zum Beispiel in der AG Kindertagespflege. Große Hoffnung, dass die Stadt Zuschüsse geben kann, habe man jedoch nicht. „Mülheim fährt bis 2023 noch einen Doppelhaushalt, da ist bis 2023 ja gar nichts drin“, so die Befürchtung.

Eine Tagesmutter hebt ein Kind hoch.
Eine Tagesmutter hebt ein Kind hoch. © picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Über das „Netzwerk der Kindertagespflegepersonen NRW“ habe man darüber hinaus Kontakt zum Land hergestellt. Treffen zum Thema „Energiekostensteigerung“ seien geplant. „Wir hoffen, dass wir von dort finanzielle Hilfe bekommen“, sagen Nina Richter und Jaqueline El-Masri. Eine weitere Anlaufstelle wäre der Bund. „Die Kindertagespflege ist systemrelevant, den Tageseltern muss man helfen“, argumentiert die Bundesvereinigung der Kindertagespflegepersonen, die sogar schon Vordrucke für einen Antrag auf Energie- und Heizkostenzuschuss entworfen hat und verschickt.

Tageseltern fordern: Deckelung des Verpflegungsgeldes soll wegfallen

Erleichterung in finanzieller Hinsicht erhoffen sich die Mülheimer Kindertagespflegepersonen in Mülheim zunächst aber auf einem anderen Gebiet - nämlich beim Verpflegungsgeld. Schon seit längerem fordern sie in diesem Bereich eine Änderung ein. Ein entsprechender Antrag ist nun auch vom Amt für Kinder, Jugend und Schule formuliert worden und soll in der nächsten Sitzung des Jugendhilfeausschusses (11. November) eingebracht und beschieden werden.

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„Die Kindertageseltern bekommen von den Eltern Verpflegungskosten - die allerdings gedeckelt sind. Seit 2015 bekommen wir 3,20 Euro pro Tag für jedes Kind. Mehr dürfen wir bisher nicht fordern. Wir möchten, dass diese Deckelung aufgehoben wird“, erläutert Jaqueline El-Masri. Die Kindertageseltern sollten „in angemessener Art und Weise“ ganz individuell mit jeder Familie aushandeln können, was sie fürs Essen zahlt - hauptsächlich auch, um Elternwünschen gerecht werden zu können. „Es gibt Eltern, die für ihr Kind nur teure Biokost wollen“, gibt El-Masri ein Beispiel. Durch die freiere Handhabung des Verpflegungsgeldes ließen sich darüber hinaus aber auch die erhöhten Lebensmittelpreise etwas abfedern.

Stadt Mülheim sieht Problem auch bei Kitas und Jugendeinrichtungen

Die gestiegenen Energiekosten für Tagespflegeeinrichtungen habe man auf dem Schirm. Das Gleiche treffe aber natürlich auch auf alle Kitas in der Stadt sowie die Einrichtungen der Jugendarbeit zu, erklärt auf Nachfrage unserer Redaktion Minka Gerent, stellvertretende Leiterin des Amtes für Kinder, Jugend und Schule und Jugendhilfeplanerin. Man müsse das Thema in Gänze betrachten. Zusammen mit den anderen Trägern der Kitas und den Verbänden. Es gebe ja bereits auch einen städtischen Krisenstab zum Thema Energie. „Die Frage ist, ob es irgendwie möglich ist, zusätzliche Zuschüsse aus dem städtischen Haushalt zu finanzieren“, so Gerent. Was äußerst schwierig ist. Dazu braucht es letztlich auch politische Beschlüsse.

„Es ist richtig und nachvollziehbar, dass den Tagespflegepersonen durch die steigenden Energiepreise Mehrkosten entstehen“, sagt Minka Gerent. Und versichert: Man wolle alle Tagespflegeplätze in der Stadt ganz sicher erhalten. Man hoffe bei dem Problem der gestiegenen Energiekosten aber vor allem auch auf Hilfen von Land und Bund.