Mülheim. Die Energiekrise wird auch für Metzgereien zur Bedrohung. Wie sich die verbliebenen Betriebe in Mülheim für die Zukunft aufgestellt haben.

Wegen der Konkurrenz durch Supermärkte und Discounter sowie des fehlenden Nachwuchses sprechen viele im Hinblick auf Metzgereien schon von einer aussterbenden Branche. Ganz so dramatisch ist es noch nicht. Auch die verbliebenen Betriebe in Mülheim versuchen, sämtliche Herausforderungen anzunehmen. Doch es kommen immer neue hinzu.

Schließlich macht auch die Energiekrise nicht vor den Fleischereien Halt. „Das ist ein Kostenapparat, der eine gute sechsstellige Summe an zusätzlicher Belastung bedeuten kann“, weiß Josef Grüneböhmer, Geschäftsführer der für Mülheim zuständigen Fleischerinnung Rhein-Ruhr.

Fleischerinnung: „Die Energiekrise ist eine akute Gefahr für die Betriebe“

„Man kann sich ausrechnen, was auf die Betriebe zukommt, wenn die Situation so bliebe“, sagt Grüneböhmer und wird deutlicher: „Die Energiekrise ist eine akute Gefahr für die Betriebe, da geht kein Weg dran vorbei.“

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Dabei sieht er die Metzgereien ansonsten eigentlich gut aufgestellt. Wer heute noch am Markt ist, hat sich den Herausforderungen der vergangenen Jahre erfolgreich gestellt. Zehn Prozent der Betriebe sind in den letzten zehn Jahren weggebrochen. „Der ganz große Schwund war aber noch vorher“, weiß der Geschäftsführer.

Trends: Küchenfertige Produkte, Imbiss und vegetarische Produkte

Die Fachgeschäfte haben sich in den letzten Jahren gewandelt, um allen Bedürfnissen der Verbraucherinnen und Verbraucher entgegenzukommen: „Der Bereich der küchenfertigen Produkte und der Imbisse ist deutlich wichtiger geworden“, weiß Grüneböhmer. Auch mit dem vegetarischen Bereich setzten sich die Metzgereien deutlich mehr auseinander. „Das glaubt man ja fast nicht“, schmunzelt der Innungsexperte.

Auch wenn immer mehr neue Bereiche hinzukommen, immer mehr auf den ersten Blick fachfremde Produkte ergänzt werden, würden die Betriebe ihre eigentliche Funktion nicht verlieren. „Deswegen sind es nicht weniger Fleischereien“, betont Grüneböhmer.

Qualität soll sich auf Dauer auch in Mülheim durchsetzen

Er hofft, dass sich auf Dauer die Qualität durchsetzt. „Ich weiß, warum ich nicht an irgendwelchen Kühltheken abgepacktes Fleisch kaufe“, sagt Grüneböhmer. In allen Mülheimer Betrieben wird noch selbst produziert. Einen Schlachtbetrieb gibt es in der Stadt allerdings nicht. „Dafür sind die Auflagen auch einfach zu hoch“, so der Experte.

Die Fleischereien liefern bei Schlachtern im Kreis Wesel, in Wachtendonk oder Mettmann ihre Tiere ab und bekommen anschließend das Fleisch. „Die Produkte sind besser denn je, das muss man wirklich so sagen“, unterstreicht Grüneböhmer.

Fehlender Nachwuchs ist ein Problem bei Mülheims Metzgern

Ein großes Problem könne die Zukunftsabsicherung werden. Nicht bei jedem (Familien-)Betrieb steht automatisch die nächste Generation in den Startlöchern. Wie zum Beispiel bei Mülheims Traditionsmetzgerei Nieß, die seit Beginn dieses Monats vom 26-Jährigen Alexander im Brahm geführt wird. Fünf Jahre lang hatte er den Heißenern sein Ruhrtaler Freilandschwein geliefert. „Es ist schon sportlich, was in der nächsten Zeit auf uns zukommt“, sagt der Quereinsteiger mit Blick auf die diversen Kostensteigerungen.

Ein 26-Jähriger als neuer Chef? Davon können viele nur träumen. „Nachwuchs ist ein sehr großes Problem, weil sehr viele Stellen im Handwerk unbesetzt bleiben“, weiß auch der Geschäftsführer der Innung.