Mülheim. Fleischerei Oesterwind aus Mülheim-Winkhausen wurde in eine Liste der 500 besten Metzger Deutschlands aufgenommen. Zu Besuch an der Aktienstraße.

Ein Gourmet-Magazin hat im September die 500 besten Metzger Deutschlands gekürt. Mülheim ist gleich dreimal vertreten – mit der Fleischerei Jakob aus Saarn, den Gebrüdern Nieß aus Heißen sowie nun auch der Metzgerei Oesterwind aus Winkhausen.

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Falk Oesterwind steht in der einen Minute noch im weißen Kittel in der Wurstküche und schneidet Schweinefleisch. Wenige Augenblicke später steht er vorne im Verkauf und bedient zwei Kunden mit belegten Brötchen. „Können es doch noch zwei Scheiben mehr sein“, fragt der Kunde. „Kein Problem, nachschneiden können wir immer“, lacht der Fleischermeister und macht sich an die Schneidemaschine. Seit 1994 führt er mit seiner Frau Sabine – und mittlerweile auch mit Tochter Marie – das seit 1936 bestehende Traditionsgeschäft an der oberen Aktienstraße.

Freundliche Beratung nimmt an Bedeutung zu

Dass es inhabergeführte Geschäfte in der heutigen Zeit schwer haben, hat nicht zuletzt die Schließung der Metzgerei Pieper in der Mülheimer Innenstadt bewiesen. „Die Grundvoraussetzung ist natürlich die Qualität“, weiß Sabine Oesterwind. Immer wichtiger werde aber auch eine freundliche Beratung. „Wenn ich Fleisch verkauft habe, sollte ich beim nächsten Besuch auch nachfragen, wie es denn geschmeckt hat“, rät sie. Außerdem sei die Kreativität gefragt. „Es reicht heute nicht mehr, nur das Kotelett hinzulegen, das Fleisch muss quasi veredelt werden“, weiß Sabine Oesterwind.

Die Preise liegen freilich über dem Discounter. „Aber eben auch die Qualität“, betont Oesterwind. Sie hat die Erfahrung gemacht, dass Kunden gerne einmal etwas mehr Geld für ein wirklich gutes Fleisch ausgeben. Die größte Konkurrenz sind freilich die Einzelhändler, die mittlerweile auch über sehr gute Fleischabteilungen verfügen. „Diese Kunden müssen wir für uns gewinnen. Leute, die sowieso nichts ausgeben wollen, die erreichen wir weniger“, sagt die Inhaberin.

Kreativität und Trends sind gefragt

Kein Nein zu Vegetariern

Beim Mittagstisch gibt es auch vegetarische oder vegane Gerichte. Das schließt sich auch bei einer Fleischerei nicht aus. „Wir geben den Bauern die Möglichkeit zu handeln und uns ist am Tierwohl genauso viel gelegen wie Tierschützern“, betont Falk Oesterwind.

Er und seine Frau berichten von Angriffen, die es auf Mitbewerber aus ihrer Branche durchaus schon gegeben habe, Die Mülheimer haben dies bislang noch nicht erlebt. „Bei uns kaufen auch Vegetarier oder Veganer ein, entweder Salat für sich oder sogar Fleisch für Familienmitglieder“, berichtet Sabine Oesterwind.

Auch Familie Oesterwind muss sich ständig selbst hinterfragen und überprüfen. Die Aufnahme von neuen Trends ist elementar. Auch die Branche ist im ständigen Wandel. „Manches kannte man vor wenigen Jahren noch gar nicht“, erklärt Sabine Oesterwind. Mittagstisch und Partyservice gehören auch zu einem umfassenden Angebot dazu. „Es geht heutzutage nur als Gesamtpaket“, weiß Oesterwind. Für den Mittagstisch hat das Unternehmen im Mai 2017 direkt nebenan das „Küchenwerk“ eröffnet, wo an der heißen Theke im wöchentlichen Wechsel kleine Gerichte wie zum Beispiel selbstgemachte Burger angeboten werden.

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Auch in der Fleischer-Branche wird es immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu finden. Umso glücklicher sind die Oesterwinds über ihre beiden aktuellen Auszubildenden. „Die neue Generation hat tolle Ideen, sie verkauft und lebt es noch einmal ganz anders“, freut sich Sabine Oesterwind. Sie macht sich um die Zukunft vorerst keine Sorgen.