Mülheim. Mitte des Jahres erhielt die Melina Nieß ihr Zertifikat von der Fleischer-Akademie Augsburg. Damit ist sie Mülheims erste Fleischsommelierin.

Melina Nieß blättert in einem großen Ordner. Der Inhalt: Alle Aufzeichnungen der Mülheimerin zur Fortbildung als Fleischsommelierin. Schwer zu glauben, dass der gesamte Inhalt in nur zwei Wochen vermittelt wurde. Der Kurs umfasst Themen wie „Welt der Gewürze“, „Fleischreifung“ oder auch „Anatomie der Tiere“. Am Ende bestand die 28-Jährige die Fortbildung als eine der Besten aus dem 20-köpfigen Kurs – und ist damit die erste Fleischsommelierin aus Mülheim.

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Bis dahin hieß es für Nieß vom 6. bis zum 17. Juli jeden Tag mehrere Seminare zu den verschiedenen Themen zu besuchen und möglichst viel nebenbei für die Abschlussprüfung zu lernen. „Wenn das Abitur schon sechs Jahre her ist, ist das schon eine ziemliche Herausforderung. Vor allem weil ich zu Beginn nicht genau wusste, was auf mich zukommt“, sagt Nieß und lacht.

Bessere Beratung und Sensibilisierung für die Kunden

Trotzdem: Die 28-Jährige bereut die Fortbildung keineswegs. „Ich konnte mir viel Fachwissen aneignen und das in einer Gruppe mit echt netten Menschen.“ Vor allem die Wertschätzung für Fleisch als Genussmittel hat für Melina Nieß bei der Weiterbildung eine entscheidende Rolle gespielt. „Wir sind Genussbotschafter. Es geht darum, den Verbraucher zu sensibilisieren und zu vermitteln, dass Fleisch mehr ist, als nur ein Nahrungsmittel zum Sattwerden“, so die 28-Jährige. Auch das Familienunternehmen Gebrüder Nieß, in dem Melina aktuell als Verkaufsleiterin tätig ist, teilt diese Überzeugung.

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Das zum Verkauf angebotene Rindfleisch wird von zehn eigens ausgewählten Bauernhöfen bestellt und das verwendete Schweinefleisch stammt ausschließlich aus Essen vom „Ruhrtaler Freilandschwein“. Ihre Fortbildung zur Fleischsommelierin stellt auch für das Unternehmen eine Bereicherung dar. „Viele Kunden wollen mit genauen Fachkenntnissen über Herkunft und Zubereitung beraten werden – eben nicht nur bitte, danke, darf es noch etwas mehr sein“, erklärt Nieß. Genau über dieses „Komplettpaket“ verfügt die 28-Jährige nun.

Mülheimerin „von klein auf große Wertschätzung für Fleisch vermittelt“

In Irland viel über die Tierhaltung gelernt

Vor drei Jahren besuchte Melina Nieß mehrere Bauernhöfe in Irland. Sie wollte lernen, wie die Tiere dort aufgezogen und gehalten werden. Interessiert war sie auch daran, wie die dortigen Landwirte schlachten. Vater Frank Nieß begleitete die Mülheimerin auf der Reise.

Begeistert war Nieß vor allem von der konsequent durchgeführten Freilandhaltung. Eine Erfahrung, die prägend war für ihren weiteren Berufsweg.

Bereits seit 114 Jahren ist das Familienunternehmen als Fleischerei tätig. Besonders erstaunlich ist es also nicht, dass auch Melina Nieß in fünfter Generation diesen Weg eingeschlagen hat. Nach ihrem Abitur absolvierte sie eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin. „Von klein auf hatte ich Kontakt mit dem Thema und mir wurde immer eine große Wertschätzung für Fleisch vermittelt“, so die 28-Jährige.

Für den Ansporn, die Fortbildung zu besuchen, ist Nieß insbesondere ihrem Vater dankbar: „Mir war es immer schon wichtig mich fortzubilden, aber mein Vater war auch ein großer Antrieb. Ich bin immer ein bisschen schüchtern, aber auch wissbegierig und wenn man mir einen kleinen Schubs gibt, packe ich die Sachen an.“ Als nächsten Schritt plant die 28-Jährige die Weiterbildung zum Betriebswirt. „Gerade heute sind ja auch die betriebswirtschaftlichen Aspekte von hoher Bedeutung und so geht’s auch für mich weiter“, erklärt Nieß. Für die Mülheimerin vor allem ein wichtiger Schritt, sollte sie eines Tages das Familienunternehmen in fünfter Generation fortführen.