Mülheim. Mehr Wasserstoffbusse in Mülheim schneller und gezielt einsetzen – mit diesem Antrag scheiterte die SPD im Rat. Was waren die Gründe?
Wann die Straßenbahnlinie 104 am sogenannten Kahlenberg-Ast eingestellt werden und durch einen Bus ersetzt werden soll, steht noch nicht fest. Doch für den Fall der Fälle will die SPD zumindest eines wahren: den geringeren CO2-Ausstoß der Bahn gegenüber dem Dieselbus. Doch mit ihrem Vorschlag blitzten die Genossen gleich doppelt ab. Nur: warum?
„Die Politik hat beschlossen, dass Mülheim bis 2035 klimaneutral wird“, argumentiert der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Daniel Mühlenfeld. Die Idee der SPD ist es deshalb, auf der Kahlenbergstrecke gezielt einen Bus mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen einzuplanen. So würde sich zumindest die Klimabilanz nicht verschlechtern.
SPD will schneller mehr Wasserstoffbusse auf den Weg bringen
Auch interessant
Und ohnehin hatte die Ruhrbahn bereits im vergangenen Jahr angekündigt, bis 2033 ihre Flotte komplett auf Wasserstoffbusse umzustellen. Schon 2024 wollte man sechs solcher Fahrzeuge in Mülheim einsetzen. Die – so die Idee der SPD – könnten doch die Tour am Kahlenberg fahren, sollte der Schienenverkehr tatsächlich eingestellt werden. Und notfalls könne die Ruhrbahn ihre geplanten Investitionen auch vorziehen, um schneller mehr emissionsfreie Busse an den Start zu bringen, schlug Mühlenfeld vor.
Der Logik allerdings wollte die Ruhrbahn im Mobilitätsausschuss nicht folgen: Zwar würde man schon seit 2021 keine Dieselbusse mehr anschaffen, obwohl diese den derzeit höchsten Umweltstandard Euro 6 hätten. Auch würden die ersten Wasserstoffbusse bis zum 3. Quartal 2024 ausgeliefert, bestätigte Michael Feller – 46 Wasserstoffbusse sind insgesamt für Mülheim vorgesehen. Doch gezielt auf einer solchen Strecke einsetzen, wollte der Ruhrbahn-Geschäftsführer die Busse offenbar nicht. Vielmehr wolle die Ruhrbahn dies „losweise“ entscheiden, also rein zufällig.
Hürde Nahverkehrsplan: Kahlenberg-Ast noch immer debattiert
Auch interessant
„Ein möglicher Mehrbedarf durch die Busbedienung des Kahlenbergastes wird augenscheinlich durch die vorgesehenen Anpassungen im Busnetz im Rahmen der aktuellen Fortschreibung des Nahverkehrsplans überlagert“, darauf wies Verkehrs- und Stadtplanungsdezernent Felix Blasch im Mobilitätsausschuss hin. Sprich: Es sei derzeit keine beschlossene Sache, dass und wie die Straßenbahn-Linie 104 an dieser Stelle überhaupt ersetzt würde.
Zwar sehen die Pläne der Schwarz-Grünen Mehrheitskoalition einen Ersatz etwa durch eine Linie E2 vor, doch eine solche Linie würde deutlich weiter als die jetzige 104 über den Flughafen bis zum Rhein-Ruhr-Zentrum führen. Der Nahverkehrsplan ist jedoch im politischen Raum nicht abschließend diskutiert und erst recht nicht beschlossen. Inkrafttreten soll er im Sommer 2023.
Der Mobilitätsausschuss lehnte also den SPD-Antrag ab und auch der zweite Anlauf im Rat der Stadt war noch weniger aussichtsreich: Die Koalition aus CDU und Grüne beantragte gleich, den Antrag von der Tagesordnung zu nehmen, weil sie diesen schon im Mobilitätsausschuss abgelehnt hatten. „Sachlogisch ist das sicher möglich“, kommentierte Mühlenfeld anschließend gegenüber der Redaktion, „ich hatte mir gewünscht, dass es im Rat eine andere Einstellung zum Thema emissionsfreien Verkehr gibt.“