Mülheim. Am Flughafen Düsseldorf erhält ein Mülheimer Paar den Status „Stand-by“ – trotz Tickets. Am Ende bleiben sie zurück und verlieren viel Geld.
- Am Düsseldorfer Flughafen erhalten Daniel Jaspers und Luisa Kottmann den Status „Stand-by.“
- Damit sind sie im Boarding als letztes dran und dürfen nur mit, wenn es genug Plätze gibt.
- Gemeinsam mit sieben weiteren Fluggästen bleiben sie am Flughafen zurück.
Eigentlich soll es für Daniel Jaspers (28) und seine Partnerin Luisa Kottmann (27) für ein langes Wochenende nach Barcelona gehen – ein Teil ihrer insgesamt 16-köpfigen Reisegruppe ist schon vor Ort. Alle reisen so an, wie es für sie zeitlich am besten passt. Für das Paar sollte das eigentlich der Donnerstagnachmittag sein. Dass dann aber alles ganz anders kommt, versetzt den Mülheimer auch Tage später in eine Mischung aus Fassungslosigkeit und Wut: „So etwas habe ich noch nie erlebt.“
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Los geht die Odyssee eigentlich schon einen Tag vor Abflug, als Daniel Jaspers vorab online für den Flug einchecken will. „Das hat aber nicht funktioniert“, erinnert er sich zurück. „Ich habe mir nichts dabei gedacht, sowas kann ja vorkommen“. Relativ zeitig, erzählt Jaspers weiter, seien er und seine Partnerin am Tag der Reise dann am Düsseldorfer Flughafen eingetroffen. „Man hat ja so viele Geschichten über den Andrang gehört, da wollten wir sicher gehen.“ Am Schalter der spanischen Billig-Airline „Vueling“, bei der die beiden Wochen zuvor ihren Flug nach Barcelona gebucht haben, folgt dann der Schock: „Die Mitarbeiterin hat uns gesagt, dass wir auf Stand-by gesetzt wurden.“
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Flughafen Düsseldorf: Mülheimer Paar wird auf „Stand-by“ gesetzt
In der Praxis bedeutet das: Der Flug ist überbucht, es gibt zu wenig Plätze für zu viele Reisende, die ein Ticket gekauft haben. „Ich habe gesagt, dass doch nicht sein kann, wir haben doch ganz normal bezahlt“, so Jaspers. Die Mitarbeiterin habe das Paar gebeten, sich durch die Sicherheitskontrolle zum Gate zu begeben, „da würden wir dann mehr Infos kriegen“. Dort angekommen stellt sich heraus, dass die beiden mit ihrem Schicksal nicht alleine sind. „Wir waren insgesamt 13 Personen, die auf Stand-by standen.“ Auf der Bordkarte ist statt eines Sitzplatzes bloß die „Boarding Group 99“ vermerkt – also nach allen anderen priorisiert. „Wir haben mit dem Mitarbeiter am Gate gesprochen. Er sagte, wir sollen uns gedulden.“
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Nachdem das Boarding der Fluggäste mit Sitzplatz erfolgt war, „waren dann endlich wir dran“. Der Flughafen-Mitarbeiter, schildert Jaspers, habe zwei Personen der Stand-by-Gruppe aufgerufen, die ins Flugzeug durften. „Zwei andere Leute haben erklärt, dass ihre Familie drin sitzt, die durften dann auch rein“, sagt der Mülheimer. „Als ich gefragt habe, nach welchen Kriterien er die letzten vier Plätze vergibt, hat der Mitarbeiter nur gesagt, dass er keine Familien auseinanderreißt.“ Dafür habe Daniel Jaspers zwar Verständnis, doch an der Situation vom ihm und seiner Freundin änderte das nichts. „Uns wurde geraten, die Hotline der Airline anzurufen und einen neuen Flug zu buchen.“ Einen Ersatz auf Kosten von „Vueling“? Fehlanzeige.
Mülheimer verlieren mehr als 800 Euro durch verpassten Flug
„Wir haben nach einem anderen Flug geschaut, es gab einen am nächsten Tag“, so Jaspers. „Aber mit Hin- und Rückflug hätten wir da pro Person mehr als 900 Euro gezahlt.“ Eine Rechnung, die sich nicht lohnt. Zumal das Paar für die „Stand-by-Flüge“ bereits jeweils 220 Euro beziehungsweise 150 Euro gezahlt hat. Zusammen mit den Kosten für die erste Nacht im Hotel (129 Euro), den Anteilen an Mietwagen (50 Euro) und der Miete für das Ferienhaus (150 Euro pro Person), haben die Mülheimer mehr als 800 Euro verloren. „Das ist einfach nur richtig ärgerlich“, bilanziert Jaspers. „Und wenn man dann noch Fotos von den anderen geschickt bekommt, tut das drei Mal so sehr weh.“
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Die Chance auf eine Erstattung durch „Vueling“ scheint indes nahezu aussichtslos: „Bei der Hotline kommen wir nicht durch, ein Impressum mit Mail-Adresse gibt es nicht und online kann man nur mit einem Chat-Bot kommunizieren“, schildert der 28-Jährige. Die neun in Düsseldorf gestrandeten Reisenden haben sich in einer Whatsapp-Gruppe vernetzt, „falls jemand einen Weg findet, Geld erstattet zu bekommen.“ Erfolg hatte bislang aber noch niemand. „Das Geld ist das Eine. Was mich aber besonders ärgert, ist der Umgang mit uns“, ereifert sich Jaspers. „Das ist dreist.“ Für ihn grenzt das Verhalten der Airline an Betrug. „Deswegen bin auch noch am Flughafen zur Polizei gegangen“, erzählt er. „Aber dort hieß es nur, dass ich das zivilrechtlich einklagen muss.“
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Ob er das tatsächlich tut, wisse Daniel Jaspers noch nicht. Ich warte jetzt nochmal ein paar Tage ab und wende mich sonst an den ADAC, die bieten eine professionelle Abwicklung von solchen Fällen an.“ Einziger Haken: „Die verlangen eine Provision von 40 Prozent.“
>>> Überbuchen ist gängige Praxis bei Airlines
- Das Überbuchen von Flügen ist gängige Praxis bei Fluggesellschaften. Damit soll vermieden werden, dass Plätze unbesetzt bleiben. Es kommt immer wieder vor, dass Gäste den Flug nicht antreten und so lässt sich ein Defizit aus Sicht der Fluggesellschaft ausgleichen.
- Durch das Überbuchen können Airlines höhere Einnahmen erzielen. Ist Sitzplatz doppelt vergeben, ist er in der Regel auch doppelt bezahlt. Bei einigen Stornierungen oder einem vom Reisenden verschuldeten Verpassen des Flugs können die Fluggesellschaften das Geld meist größtenteils behalten.