Mülheim. Erstmals seit 2019 steigt in Mülheim wieder die Deutsche Meisterschaft im Hip-Hop. Was die Besucher erleben. Und warum 5G in der Halle nötig ist.
Als in der abgedunkelten Mülheimer Westenergie-Sporthalle der Refrain ertönt, tanzen und grölen am Samstag sogar die Mädchen mit, die neben der Tanzfläche eigentlich erst auf ihren eigenen Auftritt warten. Die Deutschen Meisterschaften im Hip-Hop sind genau das, als was sie im Vorfeld angekündigt waren: eine einzige Party.
Ob sie bei ihrem fünften Wettkampf immer noch aufgeregt ist? Noemi muss kurz überlegen. „Klar, immer noch ein bisschen“, sagt die Tänzerin der Formation „Lil’ TSR Dancers“. Ein Jahr lang hat sie trainiert, um mit ihrem Team auf der 17 mal 12 Meter großen Bühne und vor einer voll besetzten Tribüne auftreten zu können.
Jüngste Teilnehmerinnen aus Mülheim sind gerade acht Jahre alt – und schon Profis
Auch interessant
Die Gruppe stellt einige der jüngsten Teilnehmerinnen beim großen Klassentreffen in Mülheim. „Manche sind erst acht Jahre alt“, berichtet Trainer Juline Wzietek. Seit November hat sie ihr Team auf den großen Auftritt vorbereitet. In die Kamera unseres Fotografen können die Mädchen schon wieder lächeln, obwohl sie gerade unglückliche Vierte geworden sind.
Der vielleicht gefragteste Mann an diesem Wochenende ist Thorsten Ritter. In der einen Minute wippt er während eines Auftritts zur Musik mit, dann spricht er minutenlang in sein Mikrofon, um die Wartezeit auf eine Jury-Wertung zu überspielen, später springt er auf, um die Siegerehrung zu moderieren. Zwischendurch beantwortet er trotz ohrenbetäubender Musik auch noch die Fragen des Autors.
Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer liegt bei 90 Prozent des Niveaus von 2019
Mit seiner Tanzschule Ritter und dem Verein TSR Dance Academy organisiert er die Meisterschaften, die seit 2019 erstmals wieder stattfinden. „Man kommt sehr schnell wieder in eine Routine rein, weil vieles ja dank der Technik fast automatisch funktioniert“, sagt der Organisator. Für das zweitägige Event sei extra ein eigenes 5G-Netz in der Halle installiert worden. „Damit uns hier nichts zusammenbricht, denn heute hat ja jeder sein Handy dabei.“
Nach dem Höhepunkt der Pandemie ist die DM in Mülheim die größte Veranstaltung der Deutschen Tanzlehrer & HipHop-Tanzlehrer Organisation – kurz DTHO. „Im Bereich der Teams sind wir schon wieder bei 90 Prozent des Niveaus von 2019“, freut sich der Thorsten Ritter. Eine Normalisierung hatte er aber frühestens für die Jahre 2023 oder 2024 vermutet. „Wer etwas anderes erwartet, ist ein Unrealist“, findet er.
Viele Mannschaften und Tanz-Talente sind durch Corona weggebrochen
Denn besonders im Westen seien im Bereich der 13- bis 15-Jährigen sehr viele Tanz-Talente weggebrochen. In Mülheim sei der größte Schaden ausgeblieben. „Wir haben sehr viel online gemacht, haben ein richtiges Fernsehstudio mit Greenwall aufgebaut“, berichtet Ritter.
Das macht sich auch in den Ergebnissen der Meisterschaft bemerkbar. So jubelten etwa die „Beat Shakers“ über den ersten Platz bei den Kids (zehn bis zwölf Jahre) im Bereich der L-Teams. Für eine bessere Vergleichbarkeit werden die Mannschaften in die Kategorien S, M und L eingeteilt. In der höchsten Klasse treten bis zu 30 Tänzerinnen und Tänzer gemeinsam an.
Gesamtes Spektrum ist in der Mülheimer Sporthalle vertreten: Von sieben Jahren bis 55
Auch nach Qualität wird unterschieden. „In einer Sichtungsrunde teilt die Jury alle in verschiedene Kategorien ein“, erklärt Thorsten Ritter. Dadurch ist in der Mülheimer Westenergie-Halle das gesamte Spektrum vertreten. Die jüngsten Teilnehmer sind sieben Jahre alt, die ältesten 55. Deutscher Meister werden kann aber nur der Gewinner der „Masterclass“.
„Gerade für die Jüngsten gehört schon Mut dazu, sich auf so eine große Bühne zu stellen“, weiß Thorsten Ritter. Nach dem anstrengenden Wochenende bräuchte der Organisator eigentlich ein bisschen Urlaub. Doch schon am Montag um neun Uhr geht es in seiner Tanzschule mit dem nächsten Workshop weiter.
Was die Höhepunkte des Events waren
Zu den Höhepunkten der Deutschen Meisterschaft gehören die sogenannten „Adults“ am Sonntag. „Da ist schon ein sehr hohes Niveau dabei“, sagt Organisator Thorsten Ritter.
Allein aus Mülheim sind 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der heimischen Halle dabei. Große Gruppen reisten aus Schwerin, Delmenhorst oder Koblenz an. „Natürlich gibt es gewisse Hochburgen – aber insgesamt sind wir deutschlandweit verteilt“, betont Ritter.