Mülheim. Einen Ausblick auf die Saison 2022/23 gibt Sven Schlötcke, Geschäftsführer am Theater an der Ruhr in Mülheim. Was kommt nach den Weißen Nächten?

Mit den Weißen Nächten und gleich zwei Premieren - „Die Frau vom Meer“ und „Anatomie des Wortes/Der Ritt über den Bodensee“ - ist das Theater an der Ruhr (TaR) in die neue Spielzeit gestartet. Geschäftsführer Sven Schlötcke kündigte jetzt an, was für den Herbst und Winter geplant ist.

Neben zahlreichen Wiederaufnahmen wird es weitere Premieren und ein ganz besonderes Theater-Projekt von Vier.Ruhr - dem Zusammenschluss von vier Mülheimer Kulturinstitutionen - geben. Noch in dieser Woche, am Freitag um 19.30 Uhr, wird ein Filmprojekt des Jungen Theater Labors 1 gezeigt. „Ein (neues) Drama!“ ist entstanden „aus Liebe zum Theater“ - wie der Untertitel herausstellt.

Mülheimer Ensemble beschäftigt sich mit den Thema „Mensch - Tier“

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In dieser Saison beschäftigt man sich mit dem Themenkomplex Mensch - Tier. „Wir Menschen glauben, dass wir die einzigen denkenden Wesen sind und deshalb eine Vormachtstellung haben. Das ist falsch“, sagt Sven Schlötcke. Der Mensch müsse sich in diesen Zeiten neu verorten im Gesamtkosmos und sich die Frage stellen: „Wie schaffen wir es, uns selber als Menschen zu verändern, bescheidener zu werden?“.

Um dieses Thema geht es auch im Vier.Ruhr-Projekt „Ein Mensch wie Ihr“, das auf dem „Fatzer“-Text von Bertold Brecht basiert. Es ist ein dreiteiliger theatraler Abend, der alle Sparten der Kultur abdeckt, und die Sehnsucht auf ein friedvolles Zusammenleben formuliert. „Stücke“-Autorin Christine Umpfenbach ist daran ebenso beteiligt wie TaR-Regisseur Philipp Preuss, „Cocoon Dance“ und der Chor der Petrikirche. Premiere ist am 14. Oktober.

Büchners „Woyzeck“ aus weiblicher Perspektive wird in Mülheim gezeigt

Die nächste Uraufführung findet im Dezember statt. Das Collective M’alouba - eine Gruppe von arabischstämmigen Künstlern, die im Exil leben - führt am 3. Dezember „Up there“ auf. Selbstentwickelte Texte werden inszeniert. Im Februar 2023 steht Büchners „Woyzeck“ als Koproduktion mit dem Forum für Theater Düsseldorf auf dem Spielplan. Die Berliner Regisseurin Katharina Stoll beleuchtet den Stoff aus weiblicher Perspektive.

In 2023 will man die Arbeitsweise weiter verändern: „Thematische Inseln schaffen und das Haus anders bespielen“, kündigt Sven Schlötcke an. Theatermitbegründer Helmut Schäfer ist zum 1. August 2022 aus der Geschäftsführung ausgeschieden, er bleibt aber als Dramaturg aktiv. Das TaR-Ensemble freut sich zudem über eine Anerkennung. „Bei der Kritikerumfrage der Welt am Sonntag haben die acht befragten Journalisten das Theater an der Ruhr zwei Mal als bestes Theater der Saison ausgezeichnet und sowohl „Onkel Wanja“ in der Regie von Philipp Preuss, als auch „Vom Licht“ von Simone Derai als beste Inszenierung genannt“, so Schlötcke.