Mülheim. Von der Sierra Nevada Kolumbien in die Ruhrstadt Mülheim: Zwei Unternehmerinnen stellen das innovative Konzept ihrer Kleinbauernkooperative vor.
Dicht bewachsene grüne Berge mit schneebedeckten Gipfeln, denen zu Füßen die Strände des Karibischen Meeres liegen, bilden ein einzigartiges, feuchtes Klima – ideal für den Anbau der Kaffeepflanze. Hier, in der Sierra Nevada von Kolumbien, liegt die Heimat der Kleinbauernkooperative Red Ecolsierra, auf deren Fincas die Bohnen für den „Mülheimer Kaffee“ gedeihen.
Zwei Mitglieder des Netzwerks, Mildred Niebles Jimenez und Ilba Camacho, befinden sich derzeit auf einer Rundreise durch das Ruhrgebiet. Eine ihrer Stationen: Die Rösterei Pottschwarz am Kassenberg. Dort verschafften sie einer kleinen Schar Interessierter Einblicke in ihre Arbeit.
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Dass zwei Frauen als Repräsentanten unterwegs sind, ist kein Zufall. Die Kooperative ist ein leuchtendes Beispiel für die Gleichbehandlung von Frau und Mann in dem traditionell eher machistisch ausgerichteten Kolumbien. Als Gleichstellungsbeauftragte kümmert sich Ilba Camacho um die Stärkung und Anerkennung der Frauen. Als sie vor 18 Jahren bei Red Ecolsierra begonnen habe, berichtet ihre Kollegin Mildred, sei sie noch die einzige Frau bei den Versammlungen gewesen. „Mittlerweile ist es aber vor allem bei der jüngeren Generation selbstverständlich, dass die Männer zu Hause bleiben und die Frauen sich zu den Besprechungen treffen.“
Fairer Kaffee in Mülheim: Klimawandel ist Herausforderung
Nicht nur die Rechte von Frauen sind ein gewichtiges Thema im Netzwerk der Kaffee-Anbauer: Mit viel Liebe widmet man sich der ökologischen Landwirtschaft. Für die Düngung werden selbst angebaute organische Produkte verwendet und man bewirtschaftet die Felder nach der Methodik des Agroforstens. „Die Kaffeepflanzen werden gemeinsam mit Obstbäumen gepflanzt, die zur Beschattung dienen“, erklärt Ilba Camacho. Außerdem lasse man dem Boden Zeit zum Regenerieren. Auf den Einsatz von Maschinen verzichtet die Kooperative: In Handarbeit wird geerntet und anschließend verlesen.
Eine weitere Auszeichnung, auf die die beiden Kolumbianerinnen stolz sind, ist neben der Verleihung des Bio-Siegels die Zertifizierung des Kaffees als Fairtrade-Ware. Dadurch sind den Kleinbauern Mindestpreise garantiert, die sie unabhängig von den wechselnden Preisen des freien Marktes macht, erläutert Niebles Jimenez. Zusätzlich erhält man von den Abnehmern eine Sozialprämie in Höhe von 20 Cent pro Pfund. Dieses Geld wird in gemeinschaftlicher Abstimmung zweckgebunden an verschiedene Projekte vergeben, die unter anderem der Förderung von Jugendlichen, der Verbesserung der Infrastruktur und der Ausstattung der Kooperationsmitglieder dienen.
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Eine besondere Herausforderung für die Kaffeeproduktion in der Sierra Nevada ist der weltweite Klimawandel. Er bedingt eine Verlegung der Felder in immer höhere Gebiete, um die nötigen klimatischen Bedingungen zu erhalten. Hinzukommen starke Regenfälle und Erdrutsche, die zur Beschädigung von Bauernhäusern und zum Versperren der Transportwege führen. Die Kleinbäuerinnen beobachten als Folge der Klimaveränderung einen Rückgang des Anbaus um 20 bis 30 Prozent. Verstärkt setze man daher auf Alternativen. Neben dem Kakaoanbau und der Bienenzüchtung ist der zunehmende Öko-Tourismus eine weitere Einnahmequelle, die die Zukunft der Kooperative für die nächsten Jahre sichern soll.
Wer jetzt auf den Geschmack gekommen sein sollte: Erwerben kann man den „Mülheimer Kaffee“ im Weltladen als auch in der Touristinfo der MST an der Schollenstraße 1.