Mülheim. Ein Stück Normalität: Die Tourismus-Branche in Mülheim verzeichnet einen deutlichen Anstieg. Wieso die Gewerkschaft NGG dennoch alarmiert ist.

Tourismus-Boom nach Corona-Flaute: Mülheim verzeichnete im ersten Halbjahr des Jahres rund 61.000 Übernachtungen von Gästen aus dem In- und Ausland – mehr als doppelt so viele wie im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wie die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) nun unter Berufung auf das Statistische Landesamt bekannt gibt, ist das ein sattes Plus von 112 Prozent.

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„Dass wieder viel mehr Urlauber und Geschäftsreisende nach Mülheim kommen, ist für das Hotel- und Gaststättengewerbe eine gute Nachricht – vor allem auch für die Beschäftigten“, sagt Martin Mura, Geschäftsführer der NGG-Region Ruhrgebiet. „Nach zweieinhalb Jahren Pandemie kehrt die Branche Stück für Stück auf das alte Niveau zurück.“

Von der „Normalität“ seien viele Hotels, Pensionen und Restaurants aber noch weit entfernt. Der Grund: Den Unternehmen gelingt es nach Beobachtung der Gewerkschaft kaum, genug Personal für die wachsende Arbeit zu finden. Zwar hätten derzeit viele Branchen mit dem Mangel an Fachleuten zu kämpfen, doch im Gastgewerbe falle die Suche nach qualifizierten Kräften besonders schwer. Das liege vor allem an den Arbeitsbedingungen, urteilt Mura. So klagen im aktuellen Ausbildungsreport des DGB NRW 80 Prozent der angehenden Hotelfachleute und 60 Prozent der Azubis in der Küche, regelmäßig Überstunden machen zu müssen.

Tourismus in Mülheim: Gastgewerbe bietet schlechte Arbeitsbedingungen

„Wer im Gastgewerbe arbeitet, ist nicht nur spätabends oder am Wochenende im Einsatz“, so Mura. Nach Einschätzung des Gewerkschafters ist ein erheblicher Teil der rund 2.070 Menschen, die das Gastgewerbe in Mülheim laut Arbeitsagentur beschäftigt, von diesen Arbeitsbedingungen betroffen. Wer sich für die Branche entscheide, wisse, dass die Arbeitszeiten anders seien als in einem Büro-Job.

In einem entscheidenden Punkt seien Hotels und Gaststätten als Arbeitgeber bereits attraktiver geworden: Die Löhne in der Branche sind nach dem aktuellen Tarifvertrag für Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr um bis zu 28 Prozent gestiegen. „Das ist ein enormer Schub fürs Portemonnaie der Beschäftigten. Jetzt kommt es darauf an, dass die Firmen den Tariflohn auch zahlen – und bei den Arbeitsbedingungen nachlegen“, so die NGG.