Mülheim. Der Mülheimer Wasserchemiker Thorsten Schmidt und der Künstler Alexander Voß erhalten den Ruhrpreis 2022. Was beide Disziplinen verbindet.

Die Ergebnisse der Arbeit von Thorsten Schmidt hat wohl jeder schon zu spüren bekommen – oder vielleicht treffender formuliert: zum Glück nicht. Denn der Mann mit dem durchaus weit verbreiteten Namen ist Professor und Wasserchemiker am Rheinisch-Westfälischen Institut für Wasserforschung. Seine entwickelten Verfahren führen dazu, dass Schadstoffe etwa in Kläranlagen zerstört werden und nicht ins Trinkwasser gelangen. Jetzt erhält er dafür den Ruhrpreis 2022 mit einem weiteren Gewinner – dem Künstler Alexander Voß.

Man hätte das auch so sagen können: „In seiner bislang bedeutendsten Arbeit aus dem Jahr 2015 hat er nachgewiesen, wie chlorhaltige Pestizide des Chlortriazin-Typs durch verschiedene Reagenzien abgebaut werden, so dass optimale Abbauverfahren entwickelt werden können.“ Doch nicht nur, wenn es um Kläranlagen geht, sondern auch bei besorgniserregenden Ereignissen wie einem Fischsterben in der Oder sind Wissenschaftler wie Schmidt gefragt, um den Ursachen auf den buchstäblichen Grund zu gehen.

Das Lieblingsgetränk des Mülheimer Chemikers: Leitungswasser

„Man muss oft nur wissen, wonach man sucht“, meint der Wasserchemiker mit einem Lächeln. Und er arbeitet just an „Methoden, die es uns erlauben, auch unbekannte Stoffe zu finden“. An der Oder, wo man tagelang rätselte, hätten solche Verfahren womöglich noch schneller Erfolge erzielen können. Schmidt vertraut aber weiterhin seinem Fachgebiet, wie sein Lieblingsgetränk beweist: „Leitungswasser – das Mülheimer Verfahren in den 70er Jahren war weltweit anerkannt“, schildert der Experte begeistert.

Was die Jury des Ruhrpreises an Schmidt hingegen begeistert hat? „Er hat das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasserforschung in Mülheim in den vergangenen 15 Jahren wesentlich geprägt und damit großen Anteil daran, dass es heute eine Spitzenposition in Deutschland erreicht hat. Seine Erfolge tragen zur weiteren Verbreitung und Festigung des hervorragenden wissenschaftlichen Rufs Mülheims als Standort für Spitzenforschung bei.“

Was Wissenschaft und Kunst verbindet: die Erforschung des Materials

Für den guten Ruf der Stadt auf dem anderen Gebiet der Kunst sorgt hingegen der Mülheimer Kunstschaffende Alexander Voß. Der Träger unter anderem auch des Mülheimer Kunstpreises arbeitet mit Materialien wie Glas, Rigips und Pressspan, in die er kunstvoll Linien durch Schnitte, Fräsungen und Brechungen zieht. „Die Auseinandersetzung mit dem Material und der Kunst bestimmt mein Denken und Handeln, sie ist mein Motor“, sieht Voß durchaus auch Parallelen zur Erkenntnis getriebenen Wissenschaft.

Für diese tiefgehende, forschende Auseinandersetzung, sein künstlerisches Schaffen, hat ihm die Jury nun den Ruhrpreis verliehen. Für Voß, der sich seit rund 15 Jahren auch um ein Mülheimer Kunsthaus bemüht und der inzwischen von Duisburg aus arbeitet, hat diese Auszeichnung einen besonderen Wert: „Sie ist auch eine Wertschätzung meiner Verbundenheit mit Mülheim.“

Dotiert ist der Ruhrpreis mit jeweils 3000 Euro, welche die Sparkasse sponsert. Ausgesprochen ist die Auszeichnung schon jetzt, am 4. Dezember wird diese feierlich durch Oberbürgermeister Marc Buchholz verliehen.