Mülheim. Mit Corona kam der Personalmangel und damit die Abstriche beim Service in einigen Gastronomien. Auch Mülheimer Lokale haben damit zu kämpfen.

Mit der Corona-Pandemie gingen in der Gastronomie die Gäste, die Einnahmen und teilweise auch das Personal. Einige Servicekräfte orientierten sich beruflich um, wechselten in andere Branchen. Die Konsequenz: Viele Gastro-Betriebe leiden unter Personalmangel, können nur eingeschränkten Service – etwa durch verkleinerte Außenbereiche – anbieten. Gepaart mit teils angehobenen Preisen auf den Speisekarten entsteht eine Mischung, die zu negativer Stimmung führen kann – bei den Gästen.

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Ein Koch, der gerne ungenannt bleiben möchte und in einem Mülheimer Restaurant mit Biergarten arbeitet, sieht die Entwicklung in seinem gastronomischen Betrieb kritisch. „Die Respektlosigkeit der Gäste nimmt zu - und das ist ein Trend den es schon seit ein paar Jahren gibt“, beschreibt er die Lage aus seiner Sicht. Es gebe „krasse“ Geschichten, dennoch sei die Situation trotz einiger Ausreißer ganz in Ordnung und es gebe auch Tage, an denen die Gäste ganz besonders nett seien. „Das Problem ist, dass die Gäste uns oft nur noch als Diener wahrnehmen und gar nicht mehr als Gastgeber. Das ist eine Entwicklung die nicht gut ist“, fasst der Gastronomie-Profi zusammen.

Gastronomie in Mülheim: „Die Leute sind dünnhäutiger geworden“

Tomislav Pulic hat nur wenig in Sachen schlechter Stimmung unter Gästen zu berichten. Er ist seit etwas mehr als 20 Jahren Gastronom und führt seit 13 Jahren die Biergaststätte „Zum schrägen Eck“ im Dichterviertel. Zwischendurch gäbe es immer mal wieder Kundschaft, die negativ auffalle – wie zuletzt: „Die kamen rein, waren ganz offensichtlich sturzbetrunken und dann sprang einer der Beiden auf einen Tisch und brüllte durch den Laden, dass er jetzt da sei. Daraufhin informierte ich ihn, dass er jetzt wieder weg sei und hab’ die Beiden rausgeschmissen.“

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Falk Sassenhof vom gleichnamigen Landhaus in Speldorf bemerkt durchaus eine Veränderung im täglichen Kundenumgang. „Wir stellen seit vier, fünf Jahren eine negative Entwicklung fest, die sich durch Corona intensiviert hat“, sagt der Hotel-Restaurant-Inhaber. „Die Leute sind dünnhäutiger geworden.“ Grundsätzlich sei er für konstruktive Kritik aber immer dankbar – sie sei sogar wichtig für seine Arbeit und sein Geschäft.

Falk Sassenhof beobachtet seit der Corona-Pandemie einen veränderten Umgangston vonseiten der Kundschaft.
Falk Sassenhof beobachtet seit der Corona-Pandemie einen veränderten Umgangston vonseiten der Kundschaft. © FUNKE Foto Services | Oliver Müller

Schwierig sei es mit Online-Bewertungen. Viele Gäste würden das Restaurant verlassen, ohne sich in irgendeiner Art oder Weise bemerkbar zu machen. „Die setzen sich dann aber zuhause direkt an den Computer und geben wilde Negativ-Bewertungen ab“, erläutert Sassenhof. „Eine Chance, direkt im Restaurant auf sie zu reagieren, geben sie uns so aber gar nicht.“ Falk Sassenhof betont, dass Kritik ihm grundsätzlich willkommen ist. „Wenn mich ein Gast schlicht informiert, dass seine Bratkartoffeln versalzen sind, dann bin ich froh, dass er das sagt und bin dankbar für die Information, denn dann kann ich das kontrollieren und so vielleicht verhindern, dass auch noch 50 andere Gäste versalzene Bratkartoffeln vorgesetzt bekommen.“

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