Mülheim. Erstmals treffen sich die Macher der Mülheimer „Weltbaustelle“, Hardy Bock und Adam Massava, vor ihrem Gemeinschaftswerk. Ausstellung steht an.
Das wohl berühmteste Wandgemälde in Mülheim ist schon seit sechs Jahren fertig, wurde 2020 vom Mülheimer Künstler Hardy Bock bereits ausgebessert, weil Fassadenschäden für weiße Flecken gesorgt hatten. Aber der 35-jährige Adama Massava aus Nairobi konnte am Donnerstag zum ersten Mal das komplette Wandbild „Weltausstellung“ erleben.
Glücklich sei er, sagt Adam freudestrahlend, gleichzeitig aber auch total traurig, denn er musste damals wegen seines ablaufenden Visums abreisen, bevor er seinen Anteil beenden konnte. Die anfängliche Wartezeit auf ausstehende Genehmigungen und das Gerüst waren trotz nächtlicher Arbeit im Schein der Straßenlaternen nicht mehr aufzuholen. Zwar habe der Streetart-Künstler Sven Bormes in Massavas Sinne alles fertig gestellt, aber Adam selbst hat es eben nicht getan. Das geht ihm immer noch zu Herzen.
Erstes Foto mit beiden Künstlern vor dem Mülheimer Wandbild
Doch es tut der Freude über ein Wiedersehen mit seinem Freund und kreativen Partner, seinem damaligen WG-Gefährten Hardy Bock, keinen Abbruch. Im Gegenteil, denn Bock zeigt sich gleich begeistert von Adams jetzt so lang gewordenen Braids: „Nice hair“ (hübsches Haar), sagt Hardy und wuschelt Adam den Kopf voller Zöpfe. Die beiden lachen viel, machen einige Späße vor der Kamera, während das erste wahre Foto von beiden Künstlern und fertigem Wandbild entsteht.
Der 35-jährige Adam, der in Nairobi seit Jahren erfolgreich Workshops anbietet, hat seinen Schüler Brian Mwangi mitgebracht, mit dem er unlängst im österreichischen Linz ein weiteres Wandgemälde kreierte: „Let us in“/„Lasst uns rein“. Darin gibt es eine Tür, auf der „Open the door“/“Öffnet die Tür“ steht. Die beiden Afrikaner wollen mit ihren Arbeiten die Notwendigkeit unterstreichen, dass alle Menschen weltweit aufeinander angewiesen sind.
Somit ist ihre zweieinhalbmonatige Europareise durch Österreich, Slowenien und Deutschland eine Weiterführung des Mülheimer Wandbilds im Rahmen der Ziele für nachhaltige Entwicklung, die 2016 auf dem UN-Gipfel in Kraft getreten sind. Armut und Reichtum, Natur und Großstadt, all das ist in diesem Bild vereint.
Treffen am Kunstwerk und Ausstellung in der Mülheimer vier.zentrale
Am Donnerstag, 11. August, um 18 Uhr präsentieren Adam Massava und Hardy Bock das Wandbild an einer Wand des ehemaligen Frauengefängnisses erstmals gemeinsam der Öffentlichkeit und hoffen auf rege Teilnahme, denn sie reden gerne über ihre Arbeit. Um 19 Uhr wird am selben Tag in der vier.zentrale (Leineweberstraße 15-17) eine Ausstellung mit Werken von Adam Massava und seinem Schüler Brian Mwangi eröffnet.
Unter den zum Verkauf stehenden Exponaten finden sich auch einige mit Bezug auf das riesige Wandgemälde, zum Beispiel das irre hoch beladene Lastenfahrrad, das als kleines Bild beinahe noch imposanter wirkt und in Kenia als Mamba das Straßenbild prägt. Genauso typisch für Nairobi und omnipräsent ist der Snack-Trolley, ein kleiner Straßenverkaufswagen mit Getränken und Essen, der für den 22-jährigen Brian ein passendes Motiv darstellt.
Rund 50 Bilder von Adam und zirka 20 bis 25 Bilder von Brian werden ausgestellt und (hoffentlich) verkauft. Beide bestreiten mit ihrer Kunst ihren Lebensunterhalt, wobei Brians Herz auch für die Musik und den Tanz schlägt, insbesondere den Genge, eine nairobische Art von HipHop, bei der er selbst rappt. Auch das wird am 11. August zu bestaunen sein.