Mülheim. Der Mülheimer Autor Jörg Juretzka, der kürzlich für seinen Roman „Nomade“ ausgezeichnet wurde, kennt keinen Stillstand. Woran er aktuell arbeitet.
Jörg Juretzka ist für seine Krimis schon mehrfach ausgezeichnet worden. Erst vor einigen Wochen erhielt er für sein neuestes Werk „Nomade“ den Glauser-Preis für den besten deutschsprachigen Kriminalroman 2021. Kein Grund für den Autor, sich auszuruhen. Er arbeitet schon an einer Fortsetzung der fesselnden Story.
„Nomade“ spielt in der Wüste, in der Sahara. Wie sind Sie auf diesen Schauplatz gekommen?
Jörg Juretzka: Ich wollte schon immer ein Buch schreiben, das in der Wüste spielt, weil mich diese Wildnis fasziniert.
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Die Geschichte liest sich, als ob sie selbst in der Sahara herumgefahren wären?
Ich bin einmal von Nord nach Süd und wieder zurück hindurchgefahren. Das war im August. Es war, kann man sagen, muckelig.
Es gibt so viele Details zur Topographie und Physiognomie der Wüste – sie müssen gut beobachtet und viel recherchiert haben ...
Ich bin Autor. Ich halte mehr von einer blühenden Fantasie als von mühevoller Recherche.
Auch die politischen und sozialen Gegebenheiten in den beschriebenen Ländern muss man erstmal kennen …
Auch hier gilt: Ein bisschen Grundwissen nutzen – und den Rest dichtet man dazu. Es ist und bleibt ja alles Fiktion.
Wie lange haben Sie an dem Roman geschrieben?
Rund sechs Monate. Jeden Tag.
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Sie beschreiben den umgebauten Militär-Lkw, mit dem ihr Held unterwegs ist, und das Autofahren in der Wüste so genau. Sind Sie Fan alter Fahrzeuge, lieben Sie das Autofahren?
Ich bin ausgesprochen gerne unterwegs, sitze gern am Steuer, und ich liebe Fahrzeuge aus einer Zeit, als man noch selber den Schraubenschlüssel anlegen konnte. Vor allem 70er-Jahre Toyotas. Volvos auch.
Wie kommt es, dass das Buch bei all den detaillierten Beschreibungen kein bisschen langweilig wird?
Das überrascht mich auch. Na ja. Es ist die Verdichtung, denke ich. In der Schule mussten wir Thomas Mann lesen, und schon da habe ich mir geschworen, wenn, dann kürzer, kürzer, kürzer.
Beschrieben wird in „Nomade“ eine brutale, gesetzlose Welt – ist es das, was die Leser fasziniert?
Was einen mitnimmt, denke ich, ist die Frage, wie der gute Kristof da zurechtkommt (Anm. d. Red.: Kristof Kryszinski ist der Protagonist in vielen Büchern des Autors).
Neben Kryszinski, dem Ex-Detektiv aus dem Ruhrgebiet, der in der Sahara Vermisste sucht, gibt es weitere sehr spezielle Charaktere in der Geschichte. Waren zuerst die Figuren da oder die grobe Story?
Ganz zu Anfang hatte ich nur ein Bild: ein Wüsten-Lkw, der sich durch Dünen wühlt. Alles andere hat sich dann mit der Zeit eingefunden. Die Charaktere sowieso. Die kommen, wann und wie sie wollen.
Haben Sie geahnt, dass Sie mit „Nomade“ ein preisverdächtiges Buch geschrieben haben?
„Nomade“ ist ein Roadmovie, kein Kriminalroman. Dass das Buch einen Krimipreis abgeräumt hat, war schon ein wenig verblüffend.
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Woran arbeiten Sie zurzeit?
An einer Fortsetzung von „Nomade“. Der überaus originelle Titel (bisher): „Nomade 2“.
Sie sind auch als Fotograf unterwegs, was fotografieren Sie? In der Sahara gäbe es sicher tolle Motive …
Ich mache in erster Linie Bilder von der Würde des Zerfalls, das heißt von urbaner, industrieller und automobiler Patina. Landschaftsfotografie überlasse ich den Leuten, die wirklich etwas davon verstehen.
„Nomade“ bietet sich geradezu für eine Verfilmung als Roadmovie an. Gibt es daran Interesse?
Interesse, ja. Definitiv. Nur leider noch nichts Konkretes. Aber sowas dauert immer. Bin sehr gespannt, ob es klappt.