Mülheim. Im Mülheimer Hofladen Felchner ist von der Inflation nicht allzu viel zu spüren. Die höheren Preise nimmt die Kundschaft in Kauf. Ein Besuch.
Die Inflation treibt Lebensmittelpreise in die Höhe. So sehr, dass das bei jedem Einkauf deutlich bemerkbar ist. Führt das zu einer Abkehr von qualitativ hochwertigen Bio-Produkten und regionaler Ware?„Wenn die Qualität und die persönliche Ansprache stimmen, kommen die Kunden auch, wenn die Preise anziehen“, sagt Klaus Felchner. In seinem Hofladen in Raadt verkauft der Landwirt Bio-Ware und kann sich über mangelnden Absatz nicht beklagen – „weil es sich hier um Menschen handelt, die mit Herz und Verstand einkaufen“.
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Felchner betreibt seinen Hof in Nähe des Flughafens als Familienbetrieb. Seine Frau Monika und die gemeinsamen Töchter Viktoria, Johanna und Katharina sind nicht nur Familie, sondern auch Kollegen. Das gilt beim Verkauf im Hofladen und auf den Essener Wochenmärkten in Rüttenscheid, Holsterhausen, Frohnhausen und Heisingen, für die Bewirtschaftung der eigenen Obst- und Gemüsefelder, beim Kuche backen und beim Suppekochen sowie für den Zukauf landwirtschaftlicher Bio-Produkte beim Demeter-Großhandel in Meckenheim.
Mülheimer Familie Felchner wünscht sich ein Hofcafé
Bauchschmerzen macht den Felchners nur, dass sie ihren selbst gebackenen Kuchen und ihre selbst gekochten Suppen derzeit nur über ihren Hofladen verkaufen können, weil ihnen das Bauordnungsamt im März 2020 den Betrieb des Hofcafés untersagt hat. Klaus Felchner, der händeringend auf grünes Licht aus dem Rathaus wartet, sagt angesichts des schwebenden Verfahrens nur soviel: „Es gibt baurechtlichen Klärungsbedarf!“
Vor und im Hofladen am Bollenberg trifft man Menschen, die hier gerne und entspannt einkaufen. Verpackungen und Tüten? Fehlanzeige. Alles wird unverpackt verkauft. Jeder Kunde hat sein eigenes Behältnis dabei. „Ich schätze es, bei Menschen einzukaufen, die ich kenne und die eine besondere Beziehung zu ihren Produkten und zu ihren Kunden haben“, sagt Doris Wrobel. „Wenn ich vielleicht etwas mehr als beim Discounter bezahle, empfinde ich das nicht als Luxus. Denn ich lebe trotzdem schlicht und bevorzuge vegetarische Lebensmittel.“
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Sie schaue beim Einkaufen nicht auf jeden Pfennig, sondern vielmehr darauf, ob die Lebensmittel für sie verträglich seien. „Außerdem kaufe ich nicht gerne bei Discountern und in Supermärkten, weil dort schlechte Arbeitsbedingungen herrschen. Nach meiner Erfahrung kommt man finanziell gut hin, wenn man bewusst jahreszeitliche Produkte kauft und zum Beispiel keine Erdbeeren in der Weihnachtszeit essen muss“, so Doris Wrobel.
Qualitätsunterschied zu Supermarkt und Discounter ist deutlich
Auch Birgit und Robert Lauer zählen zur langjährigen Kundschaft im Hofladen am Bollenberg und erklären: „Wir kaufen schon seit 15 Jahren hier ein. Der selbst gebackene Kuchen und die selbst gekochten Suppen schmecken einfach unglaublich gut. Wir legen Wert auf vollwertige Lebensmittel und darauf, dass wir uns beim Einkaufen wohlfühlen.“ Den Qualitätsunterschied zum Supermarkt und zum Discounter schmeckten die beiden deutlich. „Und wenn wir abrechnen, ist der Einkauf im Hofladen nicht viel teurer, als wenn wir im Supermarkt oder beim Discounter einkaufen würden.“
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Die beiden Kundinnen Sabine Schipper und Andrea Röntgen betonen: „Wir kaufen unseren täglichen Bedarf einfach gerne regional und um die Ecke. Vor allem dann, wenn wir damit einen Familienbetrieb unterstützen können.“ Wenn es nach ihnen ginge, könnte das Ladenlokal nicht nur freitags geöffnet haben.
Trotz eingeschränkter Öffnungszeiten – auch der Wocheneinkauf lässt sich offenbar im Hofladen erledigen. „Wir kaufen hier fast jede Woche ein“, sagen Armin und Heide Rahmann. Inzwischen bekommen sie die aktuellen Angebote des Hofladens sogar via Whatsapp auf ihr Smartphone. „Der Kuchen ist großartig“, sind sich beide einig. Dass die Fechners aus baurechtlichen Gründen ihr Hofcafé seit zwei Jahren nicht betreiben dürfen, verstehen die Rahmanns nicht. Ihnen gefällt auch der menschliche Anschluss, den sie im Hofladen erleben. Die Felchners, die mit Freunden gemeinsam musizieren, erinnerten sie ein wenig an die irische Kelly Family. Und tatsächlich könnte der Biohof Felchner rund um das 250 Jahre alte Fachwerkhaus auch irgendwo in Irland stehen.