Mülheim. „Haben auf Lieferando wirklich keine Lust mehr“: Das Mülheimer Burger-Café „The Hungry Poet“ beendet die Zusammenarbeit mit der Bestellplattform.
Als Anlaufstelle für handgemachte Burger aus Bio-Fleisch hat sich „The Hungry Poet“ im Mülheimer Dichterviertel einen Namen gemacht. Wer Burger und Pommes beim „Hungrigen Poeten“ bestellen und nach Hause gebracht bekommen möchte, kann das ab sofort nicht mehr über die App und Seite der Plattform Lieferando tun. Dem „Hungry Poet“ reicht’s: „Wir verabschieden uns von Lieferando“, teilten die Gastronomen am Freitag via Facebook mit. Das habe man ohnehin vorgehabt – eigentlich für den Herbst. Aber wegen akuten Ärgers ziehe man die Trennung nun vor.
Die „The Hungry Poet“-Betreiber werfen Lieferando vor, ihnen seit fünf Wochen keine Online-Zahlungen auszuzahlen. Dieses Problem habe es vor zwei Jahren schon einmal gegeben. Damals habe „der Spaß fast neun Wochen gedauert“. Erst als sie eine Anwältin eingeschaltet hätten, sei der Fall innerhalb von drei Tagen gelöst worden.
„Hungry Poet“ hat „auf Lieferando wirklich keine Lust mehr“
Der Vorgang liege also „wieder beim Anwalt“, schreiben die Mülheimer Burger-Brater, „und das wird dann auch wieder schnell gelöst sein, kein Problem, aber wir haben auf Lieferando wirklich keine Lust mehr“. Man „lasse Lieferando jetzt aus, “, heißt es in dem Facebook-Post weiter. Und tatsächlich: Wer über Lieferando nach „The Hungry Poet“ sucht, findet dort den Hinweis: „Momentan keine Lieferung“.
Hungrig müssen die Mülheimer allerdings nicht bleiben: „The Hungry Poet“ bietet auch über die eigene Website (the-hungry-poet.de/) einen Lieferdienst an. Anlässlich der Trennung von Lieferando gibt’s dort an diesem Wochenende (30./31. Juli) zehn Prozent Rabatt.
Lieferando-Abschied: “Hungry Poet“ plant Rabattaktionen für Gäste
Man wolle das Geld, das sonst an Lieferando ging, lieber „in unser eigenes Vorankommen investieren“: „In unser Personal, um die besser zu stellen in schwierigen Zeiten, in energieeffizientere Geräte, und auch in Rabattaktionen für unsere Gäste, um mit Euch solidarisch zu sein.“
Lieferando steht immer wieder in der Kritik – wegen der Arbeitsbedingungen seiner eigenen Kuriere, aber auch wegen seiner Dominanz in der Branche und der Bedingungen, die die Plattform den Restaurants und Imbissen für eine Zusammenarbeit diktiert. Seit 2019 ist Lieferando in Deutschland nahezu der einzige Anbieter, der die gesamte Palette abdeckt: Von der Online-Bestellung bis zur Lieferung hat das Unternehmen alles für die Gastronomen im Angebot.
Für Nutzung der Lieferando-Plattform wird Provision fällig
Lieferando verdiente damit besonders in der Corona-Krise gut. Etwa ein Drittel des Bestellumsatzes müssen die Restaurantbetreiber abgeben, wenn Lieferando-Fahrer das Essen ausliefern. Auch für die Nutzung der Plattform zur Bestellung fällt Provision an – laut „The Hungry Poet“ 14 Prozent plus zusätzliche Gebühren für Onlinezahlungen.
„Die großen Online-Plattformen greifen jede Menge Wertschöpfung ab“, sagte Ingrid Hartges, Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, im Frühjahr 2021. „Es sind die Restaurants, die das Produkt besitzen und die die wirtschaftliche Verantwortung für ihren Betrieb und ihre Mitarbeiter tragen – und eben nicht die Portale.“ Es gebe durchaus Betriebe, die sagten, dass sie über Lieferando deutlich mehr Bestellungen bekämen. „Letzten
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dlich kann die Frage, was sich wirklich lohnt, der Gastronom nur individuell und abhängig von seiner konkreten Betriebssituation beantworten“, so Hartges.
„Hungry Poet“ sagt Lieferando „byebye“
Das Team im „The Hungry Poet“ hat die Frage für sich offensichtlich beantwortet und will künftig ohne die bekannte Plattform auskommen. Bei Facebook gibt’s viel Zuspruch für den Schritt. „Sehr nachvollziehbar“, schreibt ein Fan. „Da macht ihr alles richtig mit!“, kommentiert ein anderer. „In dem Sinne“, schließt der Facebook-Eintrag der Gastronomen: „Burger sind geil, wir Poeten sind frei, Lieferando byebye“. (mit Material von dpa)