Mülheim. Axel Abraham restauriert in Mülheim historische Fahrräder. Die Kundschaft kommt aus dem ganzen Ruhrgebiet in seinen Laden an der Wallstraße.
Am unteren Ende der Wallstraße befindet sich ein ziemlich unscheinbarer, kleiner Laden. Speedy Bikes ist das Fahrrad-Geschäft von Axel Abraham. So unscheinbar der Inhaber selbst vielleicht ebenfalls wirken mag – Menschen kommen mit ihren Fahrrädern aus dem ganzen Ruhrgebiet, um sie bei ihm reparieren oder auch komplett restaurieren zu lassen. „Ich bin mit meinem Laden verwachsen“, fasst Abraham die Beziehung zu seinem Geschäft zusammen. 1987 eröffnete er seinen ersten Laden, indem er den ehemaligen Lebensmittelladen seiner Mutter in der Styrumer Kirchbachstraße in seinen ersten Fahrradladen umwandelte. Seit 2004 führt er Speedy Bikes in der Mülheimer Innenstadt.
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Das Schaufenster schmückt momentan ein türkisfarbenes Bianchi-Rad vom Ende der 70er-Jahre. „Ich mache viele alte Räder für Kunden fertig“, erklärt Abraham. Das Rad im Schaufenster hat ein Kunde zur Reparatur gebracht, der damit Großes vorhat. „Er möchte am Eroica-Rennen teilnehmen“, erklärt der Fachmann. Dabei handelt es sich um ein Radrennen mit klassischen Fahrrädern durch die Toskana. „Ich repariere viele Sachen, mit denen die Leute in anderen Läden weggeschickt werden.“
Mülheimer Fahrradhändler hat viele Kunden mit speziellen Anfragen
„Ende der 80er-Jahre gab es eine gewisse Renaissance des Fahrrades“, denkt Axel Abraham zurück. Er hatte schon als Kind eine Affinität zum Schrauben. Nicht selten musste er sein Jola-Fahrrad mit Drei-Gang-Schaltung reparieren, wenn er damit den Schlackenberg im heimischen Oberhausen heruntergerast war. „Ich komme mehr aus dem Motorbereich, war Rennmechaniker und habe Rennautos repariert. Diese Leidenschaft hat mich schon immer beseelt.“ Da schien der Weg zum Fahrrad nicht weit. „Das Fahrrad ist trotz seiner Einfachheit eine faszinierende Maschine“, schwärmt er.
Seit dem Ende der 80er-Jahre habe sich sehr viel in der Fahrradbranche geändert, findet der Fachmann. „Vor 35 Jahren haben wir die Hälfte der Räder selbst zusammengestellt und -gebaut. Heute ist der wirtschaftliche Druck dazu viel zu groß.“ Zu billigen Discounter-Rädern hat Axel Abraham eine klare Meinung. „Diese Räder wurden nie geliebt, aber gute Räder von NSU oder Miele sieht man aufgrund ihrer Qualität heute noch.“
Abraham ist mit dem Rad durch die Sahara gefahren
Als die Sprache auf ein eher unscheinbares Rad in der Mitte des Ladens kommt, überrascht Abraham mit dem Satz: „Damit bin ich 1988 durch die Sahara gefahren.“ Tatsächlich fuhr er Ende der 80er-Jahre von Libyen über Algerien und Niger bis nach Togo und legte dabei innerhalb von drei Monaten rund 3000 Kilometer zurück. „Ich habe auf der ganzen Tour keinen einzigen Platten gehabt“, wundert er sich noch heute. „Da war ich selbst sehr überrascht.“
Um die Zukunft seines Ladens macht er sich keine Sorgen. „Ich habe alle Hände voll zu tun, denn ich habe sehr viele, sehr treue Stammkunden und werde mich sicherlich nie gänzlich zur Ruhe setzen.“ Das scheint angesichts der Leidenschaft, die Axel Abraham ganz offensichtlich für seinen Beruf empfindet, auch eher unmöglich. Er importierte Mountainbikes, als dieser Trend erstmalig aus den USA nach Europa herüberschwappte, fuhr mit einem LKW nach London, um dort Räder einzukaufen und kaufte immer wieder in großem Stil Ersatzteile auf.
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Es überrascht wohl kaum, dass man Zweiräder nicht nur als Axel Abrahams Beruf sondern durchaus auch als sein Hobby bezeichnen kann. Historische Fahrräder gehören dazu und so ganz konnte er sich von Motoren auch nicht trennen. „Ich habe auch noch ein paar Motorräder“, sagt er ein wenig verschmitzt. Die Zahl möchte er sich nicht entlocken lassen.