Mülheim. Der Mülheimer Sportservice hat im Sportpark Styrum zur Calisthenics-Meisterschaft geladen. Dabei kamen Sportler aus ganz Deutschland zusammen.
Das Prinzip klingt einfach: Übungen mit dem eigenen Körpergewicht. Und trotzdem kriegt man allein beim Zusehen schon Muskelkater. Sie wirbeln durch die Lüfte, lassen Salti und Schrauben so einfach aussehen, als wären sie gerade auf einem gemütlichen Sonntagsspaziergang. Eine Minute im Handstand? Kein Problem. Immer wieder stellt man sich die Frage: „Wie zum Teufel machen die das?“ Am Samstag haben sich im Sportpark in Styrum Athleten aus ganz Deutschland zur „German Calisthenics League“ getroffen und in verschiedenen Disziplinen gemessen.
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„Das ist die Meisterklasse“, sagt auch David Gwizdz vom Deutschen Calisthenics und Streetlifting Verband (DCSV). Er meint damit die Kombination aus dynamischen und statischen Bewegungen, die der Sport miteinander verbindet. Beim Calisthenics nutzen die Sportler das eigene Körpergewicht für Übungen an vertikalen und horizontalen Stangen und beweisen dabei Kraft, Körperbeherrschung und Disziplin. Wichtig ist Gwizdz dabei, dass hier nicht nur die erfahrenen Athleten an den Start gehen können: „Der Tag heute ist für alle, die Lust auf Calisthenics haben, auch wenn sie gerade erst angefangen haben.“
Sportler aus ganz Deutschland kommen nach Mülheim
Diese Kombination hat auch Osama Alabad Alrahman seit vier Jahren in ihren Bann gezogen. Der 19-Jährige hat mittlerweile so viel Erfahrung, dass er im Styrumer Sportpark regelmäßig Kurse und damit die Begeisterung für Calisthenics weitergibt. „Ich will Menschen helfen und sie motivieren“, sagt er stolz. Heute freut er sich am meisten darüber, dass Sportler aus ganz Deutschland angereist sind und er alte Bekannte aus der Szene wiedertreffen und neue Leute kennenlernen kann.
„Wenn man die Übungen zum ersten Mal sieht, denkt man erst: Das geht doch gar nicht“, sagt Anna Klymenko. Die 24-Jährige ist heute aus Köln angereist, um bei der German Calisthenics League andere Sportler zu treffen und Wettkampferfahrung zu sammeln. Sie habe vor einem Jahr die ersten Videos über die Trendsportart gesehen und danach habe sie der Ehrgeiz gepackt: „Es ist einfach so motivierend, was man aus seinem Körper alles herausholen kann.“
Premiere im Sportpark ein voller Erfolg
Die Challenge mit sich selbst liebt auch Robert Zupke vom DCSV: „Man kann sich immer wieder herausfordern und vor allem braucht man kein teures Fitnessstudio“, erklärt er seine Leidenschaft für Calisthenics. Diesen Trend hat auch der Mülheimer Sportservice erkannt und daher im letzten Jahr das erste Mal die German Calisthenics League am Sportpark in Styrum gemeinsam mit dem DCSV ausgerichtet. „Letztes Jahr war der Hammer“, freut sich Robert Zupke und deutet in die Menge an Athleten, die sich am Styrumer Sportpark gerade tummelt: „Und dieses Jahr sieht es genauso aus.“
Das Training an der frischen Luft hat auch Jonathan Thomas vom Mülheimer Sportservice überzeugt. Vor allem begeistert ihn aber die Stimmung des Sport-Events: „Hier geht es nicht nur um das Sportliche“, sagt er. Stattdessen ginge es bei der Meisterschaft darum, dass sich die Sportler vernetzen und austauschen können. Und trotzdem ist er sich sicher: „Hier geben alle hundert Prozent.“
Junge Sportler mit großen Zielen
Und das sieht man: Mit schmerzverzerrtem Gesicht stemmt sich Bilal Alkhareb aus seinen Armen nach oben, bis der Muskel nachgibt. Der 17-Jährige geht neben dem Sportpark auf die Willy-Brandt-Schule und sei vor einem Jahr „über den Park gestolpert“. Er hat dort andere Sportler beim Calisthenics beobachtet und fand: „Das sah so cool aus.“ Einmal ausprobiert, kann er jetzt nicht mehr aufhören. Für ihn ist der Tag heute etwas ganz Besonderes, weil er unter anderem seine sportlichen Idole trifft. Er zeigt auf den mehrfachen deutschen Meister Thanh Nguyen und sagt: „Wegen ihm habe ich mit Calisthenics angefangen.“ Und auch er hat große Ziele: Er will sein eigenes Körpergewicht an einer Stange nur über die Muskulatur in seinem Hals tragen – und das besonders lange: „Ich will den Weltrekord holen.“
Genau diese Momente sind es für Veranstalter David Gwizdz, die den Sport ausmachen: „Wir wollen den Sport bekannt machen und professionalisieren“, sagt er, schnappt sich das Mikro und sagt zu den Athleten: „Leute, ihr seid geil! Wir sind einfach eine große Calisthenics-Familie.“